Markenlexikon
Eleuthére Irénée du Pont de Nemours (1771 – 1834) war ein Schüler des französischen Chemikers Antoine Laurent de Lavoisier (1743 – 1794), des »Vaters der modernen Chemie«. Lavoisier hatte erstmals die eher zufälligen Experimentiermethoden der Alchimisten durch systematische Versuche und exakte Messungen ersetzt. E.I. du Pont ging 1799 mit seinem Vater Pierre Samuel (1739 – 1817), einem französischen Nationalökonomen, nach Amerika und errichtete 1802 in der Nähe von Wilmington/Delaware eine Fabrik zur Produktion von Schießpulver. 1804 begann die Produktion und wenige Jahre später war DuPont der größte US-Hersteller von Schießpulver. Während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) lieferte DuPont über die Hälfte der Munition für die Nordstaatenarmee.
1917 begann das Unternehmen, das bis heute offiziell als E. I. du Pont de Nemours and Company firmiert, mit der Entwicklung von Farben (1921 Viscolac, 1923 Duco, 1932 Dulux; das Consumer-Farbengeschäft wurde 1992 an ICI verkauft). Ein weiteres wichtiges Geschäftsfeld waren synthetische Fasern und Kunststoffe (1918 Rayon, 1923 Cellophan, 1932 Neoprene, 1938 Nylon, 1946 Teflon, 1958 Lycra, 1950 Dacron, 1952 Mylar, 1965 Kevlar, 1966 Tyvek, 1967 Nomex).
1943/1944 war DuPont am Bau und Betrieb der staatlichen Nuklearkomplexe in Oak Ridge bei Knoxville/Tennessee (Clinton Laboratories/Oak Ridge National Laboratory) und am Columbia River im Südosten des US-Bundesstaats Washington (Hanford Engineer Works) beteiligt, wo das Uran und Plutonium für die amerikanischen Kernwaffen erzeugt wurde.
1969 lizensierte DuPont das 1956 entwickelte Chromdioxid-Verfahren an die Unternehmen BASF und Sony, die daraufhin die ersten HiFi-fähigen Chromdioxid-Compact-Cassetten auf den Markt brachten.
Seit den späten 1950er Jahren engagierte sich DuPont auch im Pharmabereich, allerdings blieb diese Sparte ein eher kleiner Geschäftsbereich (u.a. Cardiolite, Cozaar, Sinemet CR, Sustiva, Symmetrel/Amantadin); zeitweise war das Unternehmen auch einer der größten Hersteller von Röntgenfilmen in den USA (bereits 1932 hatte DuPont die ersten Röntgenfilme produziert). Zwischen 1966 und 2001 verkaufte DuPont seine Pharma- und Diagnostics-Sparte an verschiedene Firmen (Dade International, Sterling Diagnostic Imaging, BristolMyersSquib) oder die jeweiligen Managements.
Um Zugang zu petrochemischen Rohstoffen für die Herstellung von Kunststoffen und Fasern zu bekommen, erwarb DuPont 1981 den US-Ölkonzern Conoco, der jedoch 1999 wieder als selbstständiges Unternehmen an der Börse platziert wurde (DuPont behielt nur die Chemiesparte von Conoco). Der Bereich DuPont Textiles and Interiors (Antron, Dacron, Lycra, Nylon, Thermolite) wurde 2003 unter dem Namen Invista verselbstständigt und ein Jahr später an Koch Industries verkauft. 1999 stieg DuPont durch die Übernahme der Saatgutfirma Firma Pioneer Hi-Bred International in das Geschäft mit Pflanzenschutzmitteln ein. Die Autolack-Sparte wurde 2012 Finanzinvestor Carlyle verkauft.
Im August 2017 schlossen sich die The Dow Chemical Company und die E.I. du Pont de Nemours & Company (DuPont) zur DowDuPont Inc. (Wilmington/Delaware) zusammen. Die neue Holdinggesellschaft umfasste die drei Sparten Agriculture (Agrarchemikalien), Materials Science (Kunststoffe) und Specialty Products (Spezialchemikalien), aus denen bis 2019 drei neue Unternehmen entstanden: Corteva Inc. (Agriculture), Dow Inc. (Materials Science) und DuPont de Nemours Inc. (Specialty Products).
Text: Toralf Czartowski