Markenlexikon
Der Regisseur Steven Spielberg (* 1946) stieg in den 1970er und 1980er Jahren mit Filmen wie »Der weiße Hai«, »E.T. – Der Außerirdische« oder der »Indiana Jones«-Trilogie zum Wunderkind Hollywoods auf, Jeffrey Katzenberg (* 1950) leitete jahrelang die Produktionsabteilungen von Paramount Pictures und Disney und David Geffen (* 1943) betrieb eine Musiker-Agentur (u.a. Crosby, Stills, Nash & Young, Laura Nyro, Joni Mitchell) sowie zwei Plattenfirmen (Asylum Records, Geffen Records). Diese Schwergewichte der Medienindustrie riefen 1994 die Filmproduktionsfirma DreamWorks SKG ins Leben. Die drei Gründer beteiligten sich mit je 33 Millionen Dollar an dem neuen Unternehmen, Microsoft-Mitgründer Paul Allen mit 300 Millionen.
Die Errichtung eines eigenen Studios in der Nähe Hollywoods misslang aufgrund des Widerstands von Umweltgruppen, als Hauptsitz diente deswegen der Sitz von Spielbergs Produktionsfirma Amblin Entertainment, der sich auf dem Studiogelände von Universal Pictures befand (Spielberg hatte mehrere seiner erfolgreichsten Filme für Universal gedreht). Universal bzw. die internationale Vertriebstochter UIP (United International Pictures), ein Jointventure von Universal und Paramount, übernahm auch den nationalen und internationalen Vertrieb der DreamWorks-Filme sowie die Home-Video-Vermarktung.
Der erste Film, den DreamWorks produzierte, war 1997 »Projekt: Peacemaker«, ein Aktionfilm mit George Clooney und Nicole Kidman in den Hauptrollen. Kurz darauf folgte das von Steven Spielberg gedreht Historiendrama »Amistad«. Gemeinsam mit Microsoft gründete DreamWorks 1995 die Computerspielfirma DreamWorks Interactive (»Medal of Honor«, »Trespasser: Jurassic Park«), die jedoch schon fünf Jahre später wieder an Electronic Arts (EA) verkauft wurde. Auch der 1996 gegründeten Plattenfirma DreamWorks Records (Eals, George Michael, Morphine, Randy Newman) war kein langes Leben beschieden; die Universal Music Group übernahm diese Sparte 2003 und führte sie noch bis 2005 als DreamWorks Nashville Records weiter.
Als besonders erfolgreich erwiesen sich dagegen klassische Animationsfilme (1998 »Der Prinz von Ägypten«, 2006 »Ab durch die Hecke«) und computeranimierte Filme, die DreamWorks gemeinsam mit Pacific Data Images (PDI) produzierte (1998 »Antz«, 2001 »Shrek – Der tollkühne Hund«, 2004 »Shrek 2 – Der tollkühne Held kehrt zurück«, 2004 »Große Haie – Kleine Fische«, 2005 »Madagascar«, 2007 »Shrek der Dritte«). Die 1980 von Carl Rosendahl gegründete Computer-Animationsfirma PDI war zuvor für zahlreiche TV-Sender (ABC, CBS, Globo, HBO, MTV, NBC, Showtime, TNT), Unternehmen (Exxon), Musikvideo-Produktionen (Michael Jacksons »Black Or White«) und Filmprojekte (»Batman Forever«, »Terminator 2«, »Die Simpsons«, »Toys«) tätig gewesen. Nachdem DreamWorks PDI vollständig übernommen hatte, wurden die beiden Animationsstudios in Glendale/California (DreamWorks Animation) und Redwood City/California (PDI) 2004 als eigenständige Aktiengesellschaft aus dem Unternehmen ausgegliedert (DreamWorks Animation SKG); die Leitung übernahm Jeffrey Katzenberg.
Die normalen Spielfilme produzierte DreamWorks meist zusammen mit anderen Studios wie Columbia Pictures (2005 »Die Geisha«), Paramount Pictures (1998 »Der Soldat James Ryan«, 1998 »Deep Impact«, 2005 »Krieg der Welten«, 2007 »Transformers«), Universal Studios (2000 »Gladiator«) und Warner Bros. (2005 »Die Insel«), wobei auch der Vertrieb in den USA und Kanada sowie außerhalb Nordamerikas zwischen den Partnern aufgeteilt wurde.
Nachdem die Schulden im größer geworden waren und eine Insolvenz in greifbare Nähe rückte, nahmen die Gründer zunächst Gespräche mit General Electric/NBC auf, der Muttergesellschaft von Universal, und als diese zu keinem Ergebnis führten, verkauften sie DreamWorks 2006 schließlich an den Medienkonzern Viacom (CBS, MTV, Paramount Pictures). Der veräußerte die DreamWorks-Filmbibliothek, die rund 60 Filme umfasste, anschließen für 900 Millionen Dollar an eine Investmentgesellschaft unter Führung von George Soros.
Mit finanzieller Beteiligung des indischen Unternehmers Anil Ambani (Reliance – Anil Dhirubhai Ambani Group) und dem Disney-Konzern lösten Steven Spielberg und seine neue Partnerin Stacey Snider, die seit 1999 CEO von Universal gewesen war, DreamWorks 2009 wieder aus dem Viacom-Konzern heraus. David Geffen hatte das Unternehmen schon nach dem Verkauf an Viacom verlassen. Mit Jeffrey Katzenbergs Firma DreamWorks Animation SKG gibt es keine Verbindung mehr.
Text: Toralf Czartowski