Markenlexikon
Die Brüder John Francis Dodge (1864 – 1920) und Horace Elgin Dodge (1868 – 1920) hatten in Detroit zunächst Kugellager, Getriebe, und Motoren für die Olds Motor Works (Oldsmobile) produziert, später für die Ford Motor Company, an deren Finanzierung sie 1903 beteiligt waren. John Dodge war bis 1913 auch Vizepräsident von Ford und bis 1919 zusammen mit seinem Bruder Aktionär des Konzerns.
1910 errichteten sie eine neue Fabrik in Hamtramck/Michigan und ein Jahr später begann die Entwicklung des ersten Autos, das 1914 auf den Markt kam (Dodge 4). Gleichzeitig gründeten die Brüder ihre eigene Autofirma. Den Dodge 4, der dem Ford-T ähnelte, gab es in allen möglichen Varianten, vom normalen Pkw über Geländewagen für die Armee bis hin zum Pickup-Truck. Ab 1917 stellte die Firma auch Lastwagen her, u. a. auch für die Armee. 1920 wurde Dodge der zweitgrößte US-Automobilhersteller nach Ford. Im gleichen Jahr starben jedoch beide beide Brüder an einer Lungenentzündung. 1925 verkauften ihre Witwen das Unternehmen an eine Bank, die es 1928 an Chrysler veräußerte.
Fortan unterschieden sich die Dodge-Modelle nicht mehr sonderlich von den anderen Fahrzeugen des Chrysler-Konzerns, vor allem den preiswerten Mittelklassemarken De Soto (1928 – 1960) und Plymouth (1928 – 2000). Zahlreiche Fahrzeuge gab es in ähnlicher Form von mehreren Chrysler-Marken, z. B. den Aspen/Volare, den Charger/Road Runner, den Challenger/Barracuda, den von Simca entwickelten Horizon/Omni oder den Caravan/Voyager. Die Produktion schwerer Lastwagen stellte Dodge 1976 ein, nicht jedoch die Fertigung kleinerer Pickup-Trucks. Schulbusse wurden noch bis 1978 produziert.
Anfang 1980 schloss Chrysler das Dodge-Werk in Detroit-Hamtrack und verkaufte es 1981 für einen symbolischen Dollar an General Motors. GM errichtete auf dem Gelände eine neue Montagefabrik. Die Produktion der Dodge-Modelle wurde daraufhin in andere Chrysler-Werke verlegt (Detroit/Conner Ave, Detroit/Jefferson Ave, Newark/Delaware, Fenton/Missouri, Warren/Michigan).
1981 brachte Dodge den Pickup-Truck Ram (engl. Widder, Schafbock; nach dem langjährigen Dodge-Markenzeichen) auf den Markt, der sich am Anfang nicht annähernd so gut verkauft wie die Konkurrenzmodelle von Ford und GM (Chevrolet, GMC). Erst die zweite Generation wurde ab 1994 ein voller Erfolg, was vor allem an dem wuchtigen Kühlergrill lag, der bei den Käufern gut ankam. Dieses aggressive Design ahmten daraufhin auch Ford und GM nach. 2010 machte Chrysler aus Ram eine eigene Marke. Ab 1986 gab es mit dem Dodge Dakota (ab 2011 Ram Dakota) noch einen etwas kleineren Pickup-Truck.
Eines der aufsehenerregenden Autos von Chrysler kam 1992 als Dodge Viper (in Europa Chrysler Viper) auf dem Markt. Der außergewöhnlich aggressiv gestylte und bis zu 600 PS starke Sportwagen, den es als Roadster und Coupé gab, wurde hauptsächlich bei Rennveranstaltungen eingesetzt. Die von Chrysler, ORECA (Frankreich) und Reynard (Großbritannien) ab 1995 gebaute Rennversion Viper GTS-R entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Rennwagen aller Zeiten, der in den 1990er und frühen 2000er Jahren so ziemlich alles gewann, was es im Sportwagenbereich zu gewinnen gab (American Le Mans, Deutscher Langstreckenpokal Nürburgring, FIA-GT-Meisterschaft, 24-Stunden Daytona, 24-Stunden Le Mans, 24-Stunden Nürburgring, 24-Stunden Spa-Francorchamps, 12-Stunden Sebring).
Von 1998 bis 2007 gehörte Chrysler/Dodge zu DaimlerChrysler, von 2014 bis 2020 zur FCA Fiat Chrysler Automobiles und seit 2021 zum Stellantis-Konzern, der aus dem Zusammenschluss von PSA (Citroën, DS, Opel, Peugeot, Vauxhall) und FCA (Abarth, Alfa-Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Fiat, Lancia, Maserati, Ram Trucks) entstand. Nach der Ausgliederung der Marken Ram und Viper gibt es von Dodge nur noch Full-Size-Limousinen (Charger Daytona) und SUV (Durango, Hornet).
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain