Markenlexikon
Im Januar 1899 gründeten mehrere Investoren aus dem Rheinland und das Essener Bankhaus Laupenmühlen, das sich auf den Handel mit Bergwerksaktien spezialisiert hatte, in Nordhausen die Deutsche Tiefbohr Actiengesellschaft (DTA). Das Unternehmen beschäftigte sich anfangs vor allem mit dem An- und Verkauf von Anteilen an Öl- und Kali-Unternehmen sowie Bohrrechten, die der DTA ein stetig wachsendes Grundkapital und jährlich zweistellige Dividenden bescherten.
1901 entwickelte die DTA erstmals eine eigene Ölquelle. In den nächsten Jahren wurden Beteiligungen an Ölförderunternehmen, Raffinerien und Bohrgeräteherstellern im Elsass, in Mecklenburg, im Hannoveraner Gebiet und in Galizien (Polen) erworben. Besonders die Ölquellen in Pechelbronn (der erste europäische Ort, wo 1498 Erdöl entdeckt wurde) waren für die DEA von großer Bedeutung.
1911 übernahm die DTA die Mehrheit der 1906 gegründeten Deutschen Mineralölindustrie AG, die zuvor zur Deutschen Bank gehört hatte. Dadurch wurde die DTA, die sich anschließend in Deutsche Erdoel Actiengesellschaft (DEA) umbenannte und ihren Sitz nach Berlin verlegte, zur größten deutschen Ölgesellschaft. An dem neuen Unternehmen war vor allem die Berliner Disconto-Bank beteiligt, die auch ihre Öl-Konzessionen und Beteiligungen in Rumänien in die DEA einbrachte. 1912 erwarb die DEA das österreichisch-ungarische Mineralölunternehmen Olex, das ein gut ausgebautes Vertriebsnetz in Österreich-Ungarn besaß.
Der Erste Weltkrieg brachte für die rein deutschen Ölunternehmen, die sich nicht in der Hand ausländischer Konzerne befanden, einen herben Rückschlag. Die DEA verlor ihre Ölförderanlagen und Konzessionen im Elsass, in Rumänien und in Galizien. Der Versuch der Internationale Petroleum Union (IPU), zu der die DEA von 1921 bis 1924 gehörte, in Argentinien und Mexiko neue Ölquellen zu erschließen, schlug fehl und die deutschen Ölquellen im Hannoveraner Raum (Wietze) waren zu wenig ergiebig, um das Überleben des Unternehmens zu sichern. Die DEA konzentrierte sich deswegen auf den Erwerb und Betrieb von Stein- und Braunkohlebergwerken im Ruhrgebiet und im Raum Leipzig. Die Olex wurde zwischen 1926 und 1931 an die Anglo-Persian Oil Company (APOC), die spätere British Petroleum Company (BP), verkauft.
1952 übernahmen DEA (inzwischen in Hamburg ansässig) und Wintershall die deutsche Tankstellenkette Gasolin, die zuvor dem Chemiekonzern IG-Farben sowie den Ölkonzernen Esso und Shell gehört hatte. 1956 beteiligten sich DEA und Wintershall an der Tankstellenkette BV-Aral und brachten ihre Vertriebsaktivitäten (Tankstellennetze DEA, Gasolin und Nitag) in dieses Unternehmen ein. 1959 verkaufte DEA die BV-Aral-Anteile wieder, löste aber das frühere DEA-Tankstellennetz aus dem Unternehmen heraus. Lediglich die Gasolin-Tankstellen blieben bei BV-Aral.
1966 wurde DEA von dem US-Ölkonzern Texaco übernommen. Ab 1970 firmierte das Unternehmen als Deutsche Texaco. Die Bergwerke der DEA wurden 1969 in die neugegründete Ruhrkohle AG (RAG) eingebracht. Infolge der Texaco-Insolvenz 1987 wurde das deutsche Tankstellennetz 1988/1989 an den deutschen Stromkonzern RWE verkauft. Die Deutsche Texaco wurde anschließend in RWE-DEA Aktiengesellschaft für Mineraloel und Chemie umbenannt. Die Tankstellenkette trat nun wieder unter dem alten Namen DEA auf.
Als sich der RWE-Konzern seit der Jahrtausendwende wieder mehr auf sein Kerngeschäft konzentriere wollte, wurde das Downstream-Geschäft (Logistik, Raffinerien in Heide/Holstein und Wesseling bei Köln, 1.700 Tankstellen) 2001/2002 in das Jointventure Shell & DEA Oil eingebracht, das 2002 vollständig in den Besitz der Deutschen Shell überging. Bis 2004 wurden die DEA-Stationen auf das Shell-Erscheinungsbild umgestellt oder verkauft.
2014/2015 verkaufte RWE die DEA an eine Investmentgesellschaft aus Luxemburg. Das Unternehmen firmierte anschließend als DEA Deutsche Erdoel AG (Hamburg). 2019 schlossen sich Wintershall und DEA zum größten Gas- und Ölproduzenten Europas zusammen (Wintershall-Dea).
Text: Toralf Czartowski