Markenlexikon
Der belgische Bäckermeister Edouard de Beukelaer (1843 – 1919) hatte sein Handwerk in der väterlichen Brotbäckerei in Antwerpen und in England gelernt, dem Mutterland der Plätzchen und Kekse. Von dort brachte er auch eine Keksmaschine mit. 1870 gründete er die erste belgische Keksfabrik. Das deutsche Wort Keks gab es damals allerdings noch nicht, das erfand erst Hermann Bahlsen 1911 in Anlehnung an das englische Cake(s) (= Kuchen).
Auf der Weltausstellung in Antwerpen 1894 zeigte De Beukelaer erstmals einen mit Schokocreme gefüllten Doppelkeks, den er »Le Petit Prince fourré« (frz. »Der kleine gefüllte Prinz«) nannte. Ob damit tatsächlich der belgische Kronprinz und spätere König Albert I. (1875 – 1934) gemeint war, ist umstritten. Zumindest war De Beukelaer lange Zeit offizieller Hoflieferant des belgischen Königshauses.
Edouard de Beukelaer II. errichtete 1955 in Kempen ein deutsche Fabrik und brachte den »Le Petit Prince fourré« auch auf den deutschen Markt. Den Namen Prinzen-Rolle bekam der Doppelkeks allerdings erst 1964.
1965 schloss sich De Beukelaer mit dem Gebäckhersteller Parein Antwerpen (TUC) zur General Biscuits Company (Gebeco; frz. Générale Biscuit) zusammen. 1977 übernahm Gebeco den französischen Konkurrenten Céraliment LU Brun. Daraufhin vermarktete Gebeco die Prinzen-Rolle außerhalb des deutschen Sprachraums als LU Prince.
Die 1969 gegründete Schokoladen-Sparte von Gebeco, die als General Chocolate firmierte (Marken: Victoria et Meurisse, Novesia), wurde 1978 an den deutschen Schokoladenhersteller Leonard Monheim (Mauxion, Trumpf, Van Houten) verkauft. 1986 wurde Gebeco von dem französischen Joghurt- und Käseherstellers BSN-Gervais-Danone übernommen.
1999 gründeten der Backwarenhersteller Griesson aus Polch (1892 von dem Bäckermeister Gottlieb Anton Gries gegründet, später in Griesson – Gries & Söhne – umbenannt) und General Biscuits Deutschland/Österreich das Jointventure Griesson de Beukelaer (Polch), das 2007 ganz in den Besitz der Griesson-Eigentümer Heinz Gries und Andreas Land überging. Im gleichen Jahr veräußerte die Danone Group ihre komplette Gebäcksparte (LU, Mikado, Pépito, PiM's, Prince, TUC) an den US-Nahrungsmittelkonzern Kraft Foods (Capri-Sun, Jacobs, Maxwell House, Milka, Miracle Whip, Mirácoli, Nabisco, Philadelphia, Toblerone, Velveeta).
2012 benannte sich Kraft Foods in Mondelēz International um und verkaufte das nordamerikanische Nahrungsmittelgeschäft (USA, Kanada) unter dem Namen Kraft Foods Group (seit 2015 Kraft Heinz) anschließend an seine Aktionäre. Die Süßwaren und Knabberartikel (Cadbury, Chips Ahoy, Côte d'Or, LU, Marabou, Milka, Mikado, Nabisco, Oreo, Prince, Prinzen-Rolle, Ritz Cracker, Suchard, Toblerone, TUC) kamen dadurch komplett zu Mondelēz.
Griesson-De Beukelaer vermarktet im deutschen Sprachraum unter dem De-Beukelaer-Label Butterkekse und das Prinzen-Sortiment (Prinzen-Rolle, Prinzen-Taler, Prinzen-Rolle Minis, Prinzen Rolle Pocket). Mondelēz verwendet für den Doppelkeks in vielen anderen Ländern die Marke LU Prince.
Griesson-De Beukelaer betreibt drei Produktionsstätten (Kahla, Polch, Wurzen), einen Logistikstandort (Koblenz) und eine Vertriebsniederlassung (Wien). Das Werk Ravensburg kaufte 2017 der Schweizer Gebäckhersteller Kambly, das Werk in Kempen wurde 2020 geschlossen.
Text: Toralf Czartowski