Markenlexikon
Daewoo bedeutet auf koreanisch »das ganze Universum«, und die umfangreiche Produktpalette lässt keinen Zweifel an der Richtigkeit dieser Bezeichnung. Aus einer 1967 von Woo Choong Kim (* 1936) in Pusan gegründeten Textilhandelsgesellschaft hat sich in gut 30 Jahren ein weltweit tätiger Mischkonzern entwickelt, der nicht nur mit den unterschiedlichsten Produkten handelt, sondern auch Autos, Baumaschinen, Haushaltsgeräte, Motoren, Nutzfahrzeuge, Schiffe, Unterhaltungselektronik und Waffensysteme produziert.
Am bekanntesten dürften hierzulande die Autos sein, die es seit 1978 gibt. Damals beteiligte sich Daewoo an der Saehan Motor Company, deren Vorgängerfirma, die Shinjin Motor Company, seit 1972 aufgrund eines Kooperationsabkommens mit General Motors leicht modifizierte Modelle der GM-Tochtergesellschaft Opel baute. In den USA kamen diese Fahrzeuge teilweise als Chevrolet und Pontiac in den Handel. Zuvor hatte Shinjin Toyotas in Lizenz produziert. 1973 entstanden bei Shinjin die ersten Lastwagen und 1976 wurde das Unternehmen erst in Saehan und dann 1983 in Daewoo Motor Company umbenannt. 1990 entwickelte Daewoo das erste eigene Fahrzeug, den Espero. 1992 wurde das Abkommen mit GM aufgelöst.
Infolge der asiatischen Finanzkrise musste die Daewoo Motor Company im November 2000 Konkurs anmelden. Einen Monat später teilte sich die Daewoo Group in die drei Gesellschaften Daewoo International (Handel), Daewoo Engineering & Construction (Bau) und Daewoo Corporation (alle übrigen Firmen) auf. Nach weiteren Umstrukturierungen blieben Daewoo International, Daewoo Electronics, Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering und Daewoo Engineering & Construction übrig.
2002 erwarb General Motors die Mehrheit (50,9 Prozent) der Daewoo Motor Company (nun GM Daewoo), was dazu führte, dass die in Südkorea und Vietnam montierten Daewoo-Modelle seit 2005 als Chevrolet (Europa, Kanada, Naher Osten, Südafrika, Thailand, USA), Buick (Kanada, USA), Pontiac (Kanada, USA), Holden (Australien, Neuseeland) oder Suzuki (USA) verkauft werden. Lediglich in Südkorea und Vietnam kommen sie weiterhin als Daewoo auf den Markt. Neben GM ist auch Suzuki (Japan) und die chinesische Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC) an GM-Daewoo beteiligt. Die Nutzfahrzeugabteilung von Daewoo wurde 2004 an Tata Motors aus Indien verkauft (Tata Daewoo Commercial Vehicle).
Daewoo-Gründer Woo Choong Kim wurde am 2006 wegen Bilanzfälschung zu zehn Jahren Haft verurteilt, dann jedoch Ende 2007 vom damaligen südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun im Zuge einer Sonderamnestie begnadigt.
Text: Toralf Czartowski