Markenlexikon

Coors

Ursprungsland: USA

Adolph Hermann Joseph Kuhrs (1847 – 1929) absolvierte zunächst eine Lehre in einer Buch- und Schreibwarenhandlung in Ruhrort (heute ein Stadtteil von Duisburg). Nachdem seine Familie nach Dortmund gezogen war, begann er eine weitere Ausbildung in der Dortmunder Brauerei Wenker. Um die Gebühren für die Ausbildung bezahlen zu können, arbeitete er nebenbei als Buchhalter. Bis 1867 blieb er Angestellter der Brauerei Wenker. Danach arbeitete er in Brauereien in Kassel, Berlin und Uelzen.

1868 fuhr er als blinder Passagier auf einem Schiff von Hamburg nach New York und zog dann weiter nach Chicago. Seinen Namen änderte er in den USA zu Adolph Coors. Die ersten Jahre arbeitete er in verschiedenen Jobs (u.a. Brauer, Heizer, Maurer, Steinmetz). 1869 wurde er schließlich Vorarbeiter in einer Brauerei in Naperville/Illinois.

1872 zog Coors nach Denver, wo er sich an einer Abfüllfirma beteiligte. 1873 kaufte er gemeinsam mit dem ebenfalls aus Deutschland stammenden Konditor Jacob Schueler eine alte Gerberei in der ehemaligen Goldgräberstadt Golden/Colorado, die nach dem Goldsucher Thomas L. Golden benannt worden war. Die Stadt liegt etwa 25 Kilometer von Denver entfernt. Anschließend bauten sie die Fabrikanlagen zu einer Brauerei um, die sie Schueler & Coors Golden Brewery nannten. Schon ein Jahr später ging das erste Bier in den Verkauf. Das Rezept hatten sie zuvor von dem tschechischen Emigranten William Silhan gekauft. Nachdem Adolph Coors 1880 die Anteile von Schueler übernommen hatte, wurde die Brauerei in Adolph Coors Golden Brewery umbenannt.

Während der Prohibition, die in Colorado von 1916 bis 1933 dauerte, produzierte die Golden Brewery u.a. Malzmilch (die vor allem an den Süßwarenhersteller Mars verkauft wurde), alkoholfreien Bierersatz (Manna), Zement, Porzellan und Keramikprodukte (da in Golden Ton abgebaut wurde). Coors hatte bereits einige Jahre vor der Prohibition die Herold China and Pottery Company aus Golden gekauft. Die Porzellanabteilung von Coors ist heute unter dem Namen CoorsTek bekannt und gehört seit 1992 nicht mehr zur Coors-Brauerei. Im Juni 1929 stürzte Adolph Coors aus dem sechsten Stockwerk eines Hotels in Virginia Beach/Virginia. Ob es sich dabei um einen Suizid handelte, ist bis heute nicht geklärt. Die Nachfolge trat sein Sohn Adolph Herman Joseph Coors Jr. (1884 – 1970) an.

Adolph Coors III. (1915 – 1960), der Enkel des Gründers, wurde im Februar 1960 auf dem Weg zur Arbeit bei einem missglückten Entführungsversuch in der Nähe von Morrison/Colorado ermordet. Der Täter, ein entflohener Mörder, wurde 1962 zu lebenslanger Haft verurteilt, aber 1980 wegen guter Führung auf Bewährung entlassen. Er starb im August 2009 im Alter von 80 Jahren durch Selbstmord. Bereits sein Vater Adolph Coors Jr. sollte 1934 von Paul Robert Lane, dem ehemaligen Prohibitionsbeauftragten des Bundesstaates Colorado, und Clyde Culbertson, einem ehemaligen Ermittler der Bundespolizei FBI, entführt werden. Der Plan flog jedoch schon vorher durch andere Ermittlungen der Polizei von Denver auf.

Die Aktivitäten der Coors Brewing Company blieben jahrzehntelang auf die westlichen US-Bundesstaaten beschränkt. Erst ab Mitte der 1970er dehnte die Brauerei ihr Vertriebsgebiet auf die ganzen Vereinigten Staaten aus. Grund dafür waren langjährige Streitigkeiten mit dem amerikanischen Gewerkschaftsverband AFL-CIO und Boykottaufrufe gegen die Brauerei. Die Konflikte begannen bereits 1966, als zwei hispanische Vereine in Denver zum Boykott der Coors-Produkte aufriefen. Grund war die angeblich diskriminierende Behandlung von Mexikanern, Afroamerikanern, Frauen und Schwulen durch die Brauerei sowie die sehr konservative politische Einstellung der Coors-Famile, insbesondere von Joseph Coors Sr. (1917 – 2003), der auch die politischen Karrieren von Barry Goldwater und Ronald Reagan mitfinanzierte.

Die Diskriminierung bestand vor allem darin, dass bei Coors kaum Mexikaner, Afroamerikanern oder Frauen arbeiteten, und die wenigen waren un- oder angelernte Arbeiter oder Büroangestellte (Frauen). Die Schwulenaktivisten störten sich an dem bei Coors üblichen Lügendetektortest bei der Einstellung und die dabei gestellten Fragen, die die Privatsphäre verletzten und zu Diskriminierung führen konnten (u.a. Drogenkonsum, politische Zugehörigkeit/Aktivitäten, Schulden, sexuellen Orientierung). Diese Tests waren nach der Entführung und Ermordung von Adolph Coors III. eingeführt worden. Bald weitete sich der Boykott, der nun auch von den Gewerkschaften unterstützt wurde, auf den ganzen amerikanischen Westen aus.

Im April 1977 kam es in der Golden Brewery zu einem zwanzigmonatigen Streik der Beschäftigten. Dabei ging es nicht um Lohnforderungen, sondern um Meinungsverschiedenheiten über einen neuen Vertrag zwischen dem Unternehmen und der örtlichen Gewerkschaft (u.a. Entlassungsgründe, Lügendetektortests). Als das Unternehmen damit begann, Streikende durch Streikbrecher zu ersetzen, kehrten immer mehr Streikende wieder an ihren Arbeitsplatz zurück. Anschließend stimmten die Beschäftigten mehrheitlich für die Auflösung der örtlichen Gewerkschaft bei Coors, was vor allem an den neu eingestellten Mitarbeitern lag. Damit war Coors ein gewerkschaftsfreies Unternehmen.

Die Boykottaufrufe von Minderheitenorganisationen gingen jedoch weiter und führten nicht nur zu teilweise starken Umsatzrückgängen vor allem in Kalifornien, sondern auch dazu, dass die Coors Brauerei ihre Aktivitäten auf die östlichen US-Bundesstaaten ausdehnte, in denen sie bis dahin nicht tätig gewesen war. Der Gewerkschaftsverband AFL-CIO beendete den Boykott 1987, nachdem das Unternehmen gewisse Zugeständnisse gemacht hatte, u.a. den Einsatz von Gewerkschaftsarbeitern beim Bau seiner neuen Anlage in Virginia. Die Coors-Brauerei in Golden blieb jedoch auch weiterhin gewerkschaftsfrei. Ende 1988 stimmten die Angestellten im Werk Golden gegen eine gewerkschaftliche Organisierung. In der LGBT-Gemeinschaft ist der Name Coors bis heute ein rotes Tuch. In einer Schwulenbar in San Francisco ein Coors-Bier zu bekommen, ist fast ausgeschlossen.

Trotz der Boykottaufrufe gehörte die Coors Brewing Company neben Anheuser-Busch (Budweiser), Miller und Molson (Kanada) ab den 1980er Jahren zu den führenden nordamerikanischen Brauereikonzernen. 1989 wurde die 1933 gegründete Adolph Coors Company in eine Holdinggesellschaft umgewandelt, der alle Aktivitäten des Konzerns untergeordnet waren, u.a. die Coors Brewing Company. Alle Geschäftsbereiche, die nichts mit Bier zu tun hatten, wurden zwischen 1989 und 1992 verkauft.

2005 schloss sich die Adolph Coors Company (Coors Brewing Company) und der größte kanadische Brauereikonzern Molson zur Molson Coors Brewing Company (Chicago/Illinois) zusammen. Das 2008 von SABMiller und Molson Coors gegründete Jointventure MillerCoors ging 2016 infolge der Fusion von AB-InBev und SABMiller ganz in den Besitz von Molson Coors über. Die Miller Brewing Company wurde dadurch zu einer Molson-Coors-Tochtergesellschaft. Seit 2020 firmiert das Mutterunternehmen als Molson Coors Beverage Company.

Molson Coors betreibt Brauereien u.a. in Bőcs (Ungarn; Borsodi Sörgyár), Chilliwack/British Columbia (Kanada; Fraser Valley Brewery), Chippewa Falls/Wisconsin (USA; Leinenkugel Brewery), Creemore/Ontario (Kanada; Creemore Springs Brewery), Denver/Colorado (USA; Blue Moon Brewing Company), Golden/Colorado (USA; Coors Brewery), Milwaukee/Wisconsin (USA; Miller Brewery), Montréal/Québec (Kanada; Molson Brewery), Pardubice (Tschechien; Pardubický pivovar) und Prag (Tschechien; Pivovary Staropramen).

Zu den wichtigsten Marken des Konzerns gehören Blue Moon (1995 von Coors eingeführte Biermarke), Carling (Übernahme 1989), Coors, Miller (Übernahme 2016), Molson, Pardubický (Übernahme 2019) und Staropramen (Übernahme 2012). Die meistverkauften Biere der Coors Golden Brewery sind Coors Banquet/Coors Original, Coors Light und Extra Gold Lager.

Text: Toralf Czartowski