Tory Tordal: Taro Yagur – Kampf um Tanybur

Markenlexikon

CNN

Ursprungsland: USA

In den 1970er Jahren waren die abendlichen Nachrichtensendungen der großen US-Networks ABC (American Broadcasting Company), NBC (National Broadcasting Company) und CBS (Columbia Broadcasting System) zu reinen Unterhaltungsshows mit vielen Bildern und wenig Informationen verkommen. In dieser Zeit wurde erstmals die Idee eines reinen Nachrichtensenders geboren. Vor allem Verlagskonzerne wie Time (Fortune, Life, Money, People, Sports Illustrated, Time Magazine), Scripps-Howard (Cincinnati Post) und die Washington Post trugen sich mit dem Gedanken, eigene News-Sender zu etablieren.

Auch Robert Edward (Ted) Turner III., Besitzer des kleinen TV-Unternehmens Turner Broadcasting System (TBS) aus Atlanta, das den Kabelsender WTBS betrieb, hatte im Prinzip die gleiche Idee. Aber im Unterschied zu den Großen, die die gigantischen Kosten scheuten, die damit verbunden waren, gründete er 1979 Cable News Network (CNN). Mit der Umsetzung wurde Reese Schonfeld, ein ehemaliger Redakteur und Produzent der UPI-Movietone-Wochenschau, beauftragt. Am 2. Juni 1980 ging CNN auf Sendung. Um bei allen wesentlichen Ereignissen möglichst schnell mit Kamera-Teams vor Ort zu sein, hatte Schonfeld über hundert Journalistik- und Filmstudenten aus den umliegenden Universitäten angeheuert, die in einem sechswöchigen Schnellkurs zu so genannten Veejays (Video-Journalisten) ausgebildet wurden. Das hatte gleich mehrere Vorteile. Die jungen Leute waren hungrig darauf beim Fernsehen einzusteigen, sie arbeiteten teilweise vierzehn Stunden und mehr, außerdem musste man ihnen vergleichsweise geringe Gehälter zahlen. Allerdings kam es in der Anfangszeit auch zu vielen Pannen.

Als sich nach gut einem Jahr herausstellte, dass CNN in absehbarer Zeit ein Erfolg werden würde, ließen die landesweiten Networks nichts unversucht, um CNN Steine in den Weg zu legen. CBS versuchte CNN kurzerhand zu kaufen, ABC plante einen eigenen Nachrichtenkanal und auf Betreiben von CBS wurde CNN der Zugang zum offiziellen Pressepool verwehrt, ohne den es unmöglich war, live aus dem Weißen Haus zu berichten. Daraufhin verklagte Ted Turner CBS, NBC und ABC sowie mehrere Mitglieder der US-Regierung (auch Präsident Ronald Reagan), die er allesamt der gemeinsamen Verschwörung gegen die Verfassung bezichtigte, weil sie CNN das Recht auf freie Meinungsäußerung vorenthielten. Turner gewann den Prozess 1982. Damit hatte sich CNN in der Branche den nötigen Respekt erworben, den es für seinen weiteren Aufstieg benötigte.

Im Laufe der 1980er Jahre wurde CNN immer besser, nachrichtenwürdige Ereignisse gab es genug auf der Welt, und wo immer etwas passierte, waren die CNN-Teams live dabei und übertrugen die Geschehnisse direkt auf den Bildschirm der Zuschauer. Live-Reportagen von Flugzeugentführungen, Erdbeben, Vulkanausbrüchen und Kriegen, aber auch Interviews mit Politikern und Regierungschefs trieben die Einschaltquoten in die Höhe, und CNN konnte es sich sogar leisten, die obligatorischen Werbespots bei Bedarf einfach zu unterbrechen, wenn sich in dieser Zeit etwas Wichtiges ereignet hatte. Im Januar 1986, als die Raumfähre Challenger kurz nach dem Start explodierte, war CNN der einzige Sender, der von der Katastrophe live berichtete, was dazu führte, dass die ganze Welt CNN einschaltete.

CNN
CNN

1991, als im Irak der Zweite Golfkrieg tobte, war CNN weltweit in 150 Ländern zu empfangen. Trotz Anweisung der US-Regierung hatte der Sender seine Reporter nicht aus Bagdad abgezogen und konnte so direkt vom Geschehen berichten. Der Golfkrieg wurde zum größten Erfolg für CNN. Zahlreiche Fernsehstationen übernahmen die CNN-Bilder und Chefreporter Peter Arnett wurde weltberühmt. Zehn Jahre nach der Gründung hatte sich CNN endgültig etabliert. Für viele Regierungen in der Welt ist der Sender zur wichtigsten Informationsquelle geworden.

1995 verkaufte Ted Turner seine 1970 gegründete Firma TBS, zu der neben CNN noch eine ganze Reihe weiterer Sender (Cartoon Network, TBS Superstation, TNT Turner Network Television, Turner Classic Movies), Filmarchive (MGM) und Filmproduktionsfirmen (Castle Rock Entertainment, Hanna-Barbera, New Line Cinema, Turner Pictures) gehörten, an den Medienkonzern Time-Warner (HBO, Time Magazine, Warner Bros. Pictures, Warner Music), was ihn dort für einige Zeit zum größten Aktionär machte.

Seit Mitte der 2000er Jahren gingen die CNN-Einschaltquoten vor allem in den USA merklich zurück. Die Amerikaner bevorzugen inzwischen Konkurrenten wie MSNBC oder FoxNews, die parteiische Meinungs-Nachrichten produzieren – MSNBC auf der linken, Fox-News auf der rechten Seite des politischen Spektrums – und insgesamt mehr Wert auf Unterhaltung legen. Für Ted Turner, der sich längst aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat, ist dagegen schon das CNN-Programm viel zu unterhaltsam: »Ich gebe ihnen den Rat: macht mehr Nachrichten!«.

2014 brachte Time-Warner die Zeitschriftensparte Time als selbstständiges Unternehmen an die Börse und verkaufte zwei Jahre später auch das Kabelgeschäft. 2018 wurde Time-Warner von dem Telekomkonzern AT&T übernommen und in WarnerMedia umbenannt. 2021 vereinbarten AT&T und das Medienunternehmen Discovery (Discovery Channel), WarnerMedia aus dem AT&T-Konzern als unabhängiges Unternehmen auszugliedern und mit Discovery zusammenzuschließen (Warner Bros. Discovery).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain

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