Markenlexikon

Chanel

Ursprungsland: Frankreich

Gabrielle Bonheur (Coco) Chanel (1883 – 1971) lernte das Nähen im Waisenhaus des Klosters von Aubazine, wo sie nach dem frühen Tod ihrer Mutter lebte. Ihr Vater, ein Haustürhändler, wanderte möglicherweise nach Amerika aus. Um die Jahrhundertwende trat Chanel in Moulins und dem Kurort Vichy in Varietés und Badeanstalten als Chanson-Sängerin auf. Eins der Lieder, dass sie häufig sang, soll zu ihrem Spitznamen geführt haben (»Qui qu’a vu Coco?«).

In Vichy lernte sie auch den wohlhabenden Étienne Balsan kennen, dessen Familie eine Textilfabrik besaß, die die französische Armee mit Uniformen belieferte. Balsan finanzierte ihr 1909 ein Hutatelier, das zunächst in einem seiner Häuser in Paris untergebracht war (Boulevard Malesherbes Nr. 160). 1910 zog das Geschäft in die Rue Cambon 21 um. Finanzier war nun ihr damaliger Geliebter Arthur Edward Capel, ein britischer Schifffahrtskaufmann und Polospieler, der auch mit Balsan befreundet war.

In den 1910er Jahren eröffneten Chanel und Capel mehrere Hutateliers und Modesalons in Paris, Deauville (1913) und Biarritz (1915). Chanels persönliche Verbindung zu wohlhabenden Industriellen machten ihre schlichten und eleganten Kreationen in diesen Kreisen bald bekannt und verhalf ihr zu einer treuen Kundschaft. Capel kam allerdings 1919 infolge eine Autounfalls ums Leben. Zu dieser Zeit war Chanel in der Pariser Modewelt bereits eine bekannte Persönlichkeit. Ihr Unternehmen beschäftigte mehrere hundert Näherinnen und ihre Mode war Thema in führenden Modezeitschriften.

1921 entwickelte der Parfumeur Ernest Beaux (1881 – 1961) für Chanel das Parfum Chanel Nr. 5, das später zu einem zeitlosen Klassiker wurde; die Nummer 5 steht für die fünfte von mehreren Duftvarianten, die Beaux Chanel vorstellte. Das Parfüm besteht aus rund achtzig Zutaten, u.a. Jasmin, Mairose, Ylang-Ylang und 2-Methylundecanal, eine chemische Verbindung, die als erster vollsynthetischer Duftstoff (riecht nach Orange und Amber) in die Geschichte einging. 1922 kam noch ein zweiter Duft aus Beaux' Kreationen auf den Markt (Chanel Nr. 22).

Gemeinsam mit den Brüdern Paul und Pierre Wertheimer, denen die Pariser Kosmetikfirma Bourjois gehörte, gründete Chanel 1924 in Neuilly-sur-Seine das Unternehmen La Société des Parfums Chanel; Chanel besaß jedoch nur 10 Prozent der Anteile.

Chanel
Chanel

1926 wurde Chanel mit einem Cocktailkleid aus Seidencrêpe, das noch heute zur klassischen Abendgarderobe zählt, international bekannt (»Kleines Schwarzes«). Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs schloss sie 1939 ihr Unternehmen, wodurch tausende Angestellte ihre Arbeit verloren. Die Parfumfabrik konnte jedoch dank guter Beziehungen Chanels zu den deutschen Besatzern weiterarbeiten. Von 1940 bis 1950 war Coco Chanel mit dem deutschen Diplomaten, Offizier und Geheimagent Hans Günther von Dincklage liiert. Um der Arisierung zu entgehen, übertrug die jüdische Wertheimer-Familie ihre Anteile an der Chanel-Parfumfabrik an den befreundeten Unternehmer Félix Amiot, der sie nach Kriegende wie verabredet wieder zurückgab.

1944, als die Alliierten Paris erreichten, wurde Coco Chanel als Kollaborateurin verhaftet, jedoch schon kurze Zeit später wieder freigelassen. Anschließend ging sie in die Schweiz, wo sie fortan von den Lizenzgebühren für ihre Parfums lebte. Marylin Monroe machte 1954 mit ihrem Statement »Zum Schlafen trage ich nur einige Tropfen Chanel Nr. 5« kostenlose Werbung für den König der Düfte.

1954 kehrte sie nach Paris zurück und stellte noch einmal eine neue Kollektion vor. In dieser Zeit entstand auch das berühmte Chanel-Kostüm aus Tweed, das bis heute als Standardbekleidung für Geschäftsfrauen weltweit gilt. Zu den bekanntesten Trägern gehörten damals u.a. Stars wie Brigitte Bardot, Grace Kelly, Ingrid Bergman, Liz Taylor und Romy Schneider. Finanziert wurde Chanels Comeback von Pierre Wertheimer (1888 – 1965) ), der dadurch in den Besitz des neuen Chanel-Modehauses kam (neben der Parfumsparte, die ihm schon gehörte). Ende der 1950er Jahre zog sich Coco Chanel aus dem Geschäftsleben zurück. Bis zu ihrem Tod 1971 lebte sie zurückgezogen in ihrer Suite im Pariser Hotel Ritz am Place Vendôme, die sie schon seit 1937 bewohnte.

1978 brachte Chanel das erste Mal eine Prêt-à-Porter-Kollektion auf den Markt. Von 1983 bis 2019 war der deutsche Modemacher Karl Lagerfeld (1933 – 2019), der zuvor für die Modehäuser Pierre Balmain, Jean Patou, Krizia, Charles Jourdan, Valentino und Chloé gearbeitet hatte, Chef-Designer von Chanel. Unter dem Label Chanel werden auch Schmuck (seit 1932), Uhren (seit 1987), Brillengestelle (seit 1999) und Kosmetikprodukte (seit 1999) vermarktet.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain