Markenlexikon

CBS

Ursprungsland: USA

Der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison (1847 – 1931) entwickelte 1877 einen Apparat, der die menschliche Stimme und auch Musik aufzeichnen und wiedergeben konnte. Das erste Wort, das Edison aufnahm und wieder abspielte, war ein leises, krächzendes »Hallo«. Am 6. Dezember desselben Jahres erklang die erste Musik aus dem Trichter: das Kinderlied »Mary had a little lamb« – von Edison höchstpersönlich gesungen. Am 19. Februar 1878 erhielt er auf seine Erfindung, die er »Phonograph« (griech. Ton-Schreiber) nannte, ein Patent.

Eine der Firmen, die die Phonographen verkauften, war die 1889 von Edward Denison Easton (1856 – 1915) und Roland Cronlin in Washington/D.C. (District of Columbia) gegründete Columbia Phonograph Company. Der Anwalt Easton, ein früherer Zeitungs- und Gerichtsstenograf, wollte die Phonographen eigentlich an die Regierung als Diktiergeräte verkaufen – so wie es Edison von Anfang an vorgehabt hatte – was sich jedoch als sehr schwierig erwies, weil die noch sehr dürftige Sprachqualität und die sehr begrenzte Spieldauer der Walzen die Stenografen keineswegs ersetzen konnte. Obwohl Edison dagegen war, ließ Easton Tonaufnahmen anfertigen und stellte die Geräte auf Jahrmärkten auf, wo die Besucher der »sprechende Maschine« für fünf Cent lauschen konnten. Columbia begann nun in großem Stil Phonographen-Walzen mit vorgefertigter Musik herzustellen. Bald rissen sich auch die damaligen Stars der Musik darum, eine Walze besingen zu dürfen, um sich so zu verewigen. 1891 gab Columbia erstmals einen eigenen Musikkatalog heraus, den ersten der Welt. Der Katalog umfasste rund hundert Titel (Märsche, Polkas, Walzer, Opernausschnitte, Nationalhymnen) – 1896 waren es schon über tausend.

Um die Jahrhundertwende rief die Columbia Phonograph Company zwei europäische Niederlassungen ins Leben (1897 Paris, 1900 London), die als Columbia Graphophone Co. Ltd. firmierten. Das Graphophone war eine Weiterentwicklung des Phonographen. Anfang der 1920er Jahre geriet die Columbia Phonograph Company aufgrund undurchsichtiger Börsengeschäfte in finanzielle Schwierigkeiten, die 1923 zum Konkurs führten. Zur gleichen Zeit erwarb Louis Sterling, der europäische Generalmanager der Columbia Graphophone, die englische Columbia-Tochtergesellschaft und 1925 auch die amerikanische Muttergesellschaft.

1926 übernahm Columbia Graphophone die deutsche Carl Lindström AG (Odeon, Parlophone) – damals eine der weltgrößten Plattenfirmen, und 1928 die französische Plattenfirma Pathé Fréres (später Pathé-Marconi). Die europäischen Columbia-Niederlassungen schlossen sich 1931 mit der The Gramophone Co. Ltd. (Label: His Master's Voice) des Schallplattenerfinders Emile Berliner zur Electric and Musical Industries Limited (EMI) zusammen. Nach der Fusion verkaufte EMI die amerikanische Columbia aus kartellrechtlichen Gründen an den Radiogeräte- und Kühlschrankhersteller Grigsby-Grunow, der sie 1934 an die ARC-BRC-Gruppe (American Record Corporation – Brunswick Record Company) weiterreichte.

Ende der 1920er Jahre versuchte die Columbia Phonograph Company im gerade aufkommenden Rundfunkgeschäft Fuß zu fassen und erwarb 1928 das erst ein Jahr zuvor von dem früheren NBC-Talentsucher Arthur Leon Judson (1881 – 1975) in Philadelphia gegründete Radio-Sendenetz United Independent Broadcasters Network (UIBN), dem sechzehn Sender an der US-Ostküste angehörten, und benannte es in Columbia Phonographic Broadcasting System um. Da sich der Verkauf von Werbezeiten jedoch schwieriger als erwartet gestaltete, veräußerte Columbia die Radiosender 1928 an den Zigarrenhändler William (Bill) Samuel Paley (1901 – 1990), der dort zuvor Werbezeiten gebucht und Interesse an dem neuen Medium bekommen hatte. Paley benannte den Sender in Columbia Broadcasting System (CBS) um. 1931 begann CBS mit der testweisen Ausstrahlung eines Fernsehprogramms in New York.

Um ständig ein Archiv an Musiktiteln zur Verfügung zu haben, erwarb CBS 1938 die American Record Corporation (ARC), zu der seit 1934 auch die Columbia Phonograph Company gehörte. Damit wurde die ehemalige Muttergesellschaft zur Tochtergesellschaft.

1939 nahm CBS den regulären Fernsehsendebetrieb auf und 1948 begann der Aufbau eines landesweiten Networks, also sendereigene oder fremde regionale Radio- und TV-Stationen (nur sie hatten gültige Lizenzen für den Sendebetrieb in ihren Gebieten), die das CBS-Programm teilweise übernahmen und so in ganz Amerika verbreiteten. Zu den ersten Sendungen gehörten die täglichen Abendnachrichten »CBS Evening News«.

1948 brachte CBS die Langspielplatte mit 33 1/3 UpM (Umdrehungen pro Minute) und einer neuen Vinyl-Pressmasse (Polyvinylchlorid und Polyvinylazetat) auf den Markt, die der ungarisch-amerikanische Physiker Dr. Peter Carl Goldmark zuvor entwickelt hatte. Die Langspielplatte war bereits 1931 von RCA-Victor entwickelt worden, hatte sich aber damals noch nicht durchsetzen können.

In den 1960er Jahren baute CBS eine eigene Musik-Vertriebsabteilung in Europa auf (zuvor waren die Columbia-Platten in Europa von Philips/Fontana vertrieben worden), konnte das Plattenlabel Columbia aber nicht verwenden, da die Namensrechte dort dem EMI-Konzern gehörten (EMI u.a. war aus der europäischen Columbia Graphophone entstanden). Daher wurden die Columbia-Platten in Europa und anderen Teilen der Welt unter dem Label CBS Records vermarktet. Daneben gab es noch einige Sublabels wie Epic (ab 1953) oder Portrait (ab 1976). CBS Records stieg in den 1960er und 1970er Jahren neben EMI/Capitol, RCA, MCA/Decca, United Artists Records und WEA/Warner Bros. Records zur führenden US-Plattenfirma auf, die u.a. Künstler wie Aerosmith, Billy Joel, Blood Sweat & Tears, Bob Dylan, Boston, Bruce Springsteen, Chicago, Cyndi Lauper, Donovan, Earth Wind & Fire, Eddy Grant, Janis Joplin, Meat Loaf, Michael Jackson, Mike Batt, Ozzy Osbourne, REO Speedwagon, Sade, Saga, Santana, Simon & Garfunkel, Sly & The Family Stone und The Byrds unter Vertrag hatte.

Im September 1968 strahlte CBS erstmals das von Donald Hewitt entwickelte und produzierte investigative Nachrichtenmagazin »60 Minutes« aus, das sich zur langlebigsten Nachrichtensendung des US-Fernsehens entwickelte. Zu den berühmtesten Moderatoren des Senders gehörten u.a. die Nachrichtensprecher Walter Cronkite (1962 – 1981; »The Most Trusted Man in America«) und sein Nachfolger Dan Rather (1981 – 2005).

Ab den 1960er Jahren erwarb CBS zahlreiche Fremdfirmen, u.a. Fender Guitars, Rhodes Pianos, Fawcett Publications, ARP Instruments, Holt Rinehart & Winston, Gabriel Toys, Child Guidance und Wonder Products, die jedoch in den 1980er Jahren wieder verkauft wurden. Von 1968 bis 1972 betrieb CBS die Filmproduktionsfirma Cinema Center Films, die u.a. die Spielfilme »Der Mann, den sie Pferd nannten« (1969), »Rio Lobo« (1970) und »Le Mans« (1971) produzierte. CBS gehörte 1982 neben dem Pay-TV-Sender HBO und dem Filmstudio Columbia Pictures auch zu den Gründern von TriStar Pictures, schied aber bereits 1984 aus dem Jointventure wieder aus.

1970 musste CBS sein Kabelnetz verkaufen, weil die US-Medienwächter zu der Erkenntnis gelangt waren, dass herkömmliche Fernsehsender nicht gleichzeitig auch Kabelstationen betreiben dürfen. Dieser Bereich firmierte ab 1973 als eigenständiges Unternehmen mit dem Namen Viacom (Video and Audio Communications). Columbia Broadcasting System benannte sich 1974 offiziell in CBS um. Viacom wuchs in den 1980er Jahren mit Sendern wie Showtime, The Movie Channel, MTV, VH1 und Nickelodeon zu einem eigenständigen Medienkonzern heran.

Ab Mitte der 1980er Jahre konzentrierte sich der CBS-Konzern wieder mehr auf sein Kerngeschäft (TV- und Rundfunksender), was auch dazu führte, dass die Musikaktivitäten 1988 an die Sony Corporation of America (US-Tochter der japanischen Sony Corporation) verkauft wurde. CBS und Sony hatten bereits 1968 das Jointventure CBS/Sony gegründet, das für die Vermarktung der CBS-Musikerzeugnisse in Japan, Hongkong und Macau zuständig war. Sony benannte die CBS Recording Group 1991 in Sony Music Entertainment um. Mit der Columbia Pictures Corporation, die Sony ein Jahr später übernahm, hatte CBS/Columbia Records nichts zu tun; beide Firmen führten nur zufällig den gleichen Namen. 1989 verkaufte EMI Records die weltweiten Rechte an dem Markennamen Columbia (für den Musikbereich) an Sony (außer in Japan, wo sie Nippon-Columbia/Denon gehörten). Das EMI-Plattenlabel Columbia war ab 1973 nach und nach durch die Marke EMI Records ersetzt worden.

1995 wurde CBS von der Westinghouse Electric Corporation, die mehrere eigene lokale Radio- und TV-Stationen betrieb, übernommen. Westinghouse war 1919 neben General Electric schon an der Gründung der Radio Corporation of America (RCA) beteiligt gewesen und 1920 hatte der Konzern unter dem Rufzeichen KDKA in Pittsburgh die erste Radiostation der Welt eröffnet, um den Verkauf der eigenen Radiogeräte zu fördern. Nach der CBS-Übernahme verkaufte Westinghouse seine industriellen Aktivitäten (u.a. Fahrzeugtechnik, Kraftwerksbau, Rüstungselektronik, Umweltechnik) und benannte sich 1997 in CBS Corporation um.

1999 erwarb Viacom (Blockbuster Entertainment, MTV, Nickelodeon, Paramount Pictures, Showtime, Simon & Schuster, Spelling Entertainment, The Movie Channel) die frühere Muttergesellschaft CBS, teilte sich aber 2005 in die beiden Unternehmen Viacom (Black Entertainment Television, CMT Country Music Television, Comedy Central, Famous Music, Logo, MTV, Nickelodeon, Paramount Pictures, Spike TV, TV Land, VH1) und CBS (CBS, CBS Radio, CBS Paramount Television, King World, Showtime, Simon & Schuster, UPN United Paramount Network) auf. Der Rechtsanwalt und Drive-Inn-Kinobetreiber Sumner Murray Redstone, der Viacom 1987 gekauft hatte, kontrollierte über seine Kinokette National Amusement (Cinema de Lux, KinoStar, Showcase Cinemas, Multiplex Cinemas) beide Unternehmen. 2019 schlossen sich Viacom und CBS erneut zusammen (ViacomCBS).

2022 benannte sich ViacomCBS nach seiner weltweit bekanntesten Marke in Paramount Global um. Zum Konzern gehören die fünf Geschäftsbereiche Paramount Pictures (Filmproduktion, Verleih), Paramount Media Networks (Comedy Central, Flix, MTV, Nickelodeon, Paramount Network, Pop-TV, Showtime, The Movie Channel), Paramount Streaming (BET+, CBSN, CBS Sports HQ, Noggin, Paramount+, Pluto TV), Paramount Global Distribution Group und CBS Entertainment Group (CBS TV-Network). Der Hauptsitz befindet sich in New York.

Zu den bekanntesten Programmen, die bei CBS liefen oder noch laufen, gehören die Nachrichtensendungen »CBS Evening News« (seit 1948), »Face the Nation with Bob Schieffer« (seit 1954), »60 Minutes« (seit 1968), »CBS News Sunday Morning« (seit 1979), »CBS Morning News« (seit 1982), »48 Hours« (seit 1988), »Up To The Minute« (seit 1992) und »The Early Show« (seit 1999), die Unterhaltungsshows »Late Show with David Letterman« (seit 1993), »The Sonny & Cher Comedy Hour« (1971 – 1974), »The Price Is Right« (seit 1972), »Cosby« (1996 – 2000) und »Survivor« (seit 2000). Bei CBS liefen auch die von fremden Produktionsfirmen produzierten TV-Serien »Lassie« (1954 – 1973), »Perry Mason« (1957 – 1966), »Daktari« (1966 – 1969), »Die Waltons« (1972 – 1981), »M*A*S*H« (1972 – 1983), »Kojak« (1973 – 1978), »Dallas« (1978 – 1991), »Magnum« (1980 – 1988), »Walker, Texas Ranger« (1993 – 2001), und »C.S.I.« (seit 2000). Einige CBS-Programme wie »CBS Evening News« oder »60 Minutes« werden von regionalen Sendern auch in mehreren Ländern Europas (Großbritannien, Irland, Italien), Nordafrikas, Asiens (Hong Kong, Philippinen) sowie im Nahen Osten und in Australien/Neuseeland gesendet.

Text: Toralf Czartowski