Markenlexikon

Buderus

Ursprungsland: Deutschland

Der Lehrer und spätere Pfarrer David Buder lateinisierte seinen Nachnamen 1659 zu Buderus, was damals gerade in höheren Kreisen weit verbreitet war. Sein Sohn Johann Wilhelm Buderus I (1690 – 1753) wurde 1717 zunächst kaufmännischer und technischer Leiter der Friedrichshütte bei Ruppertsburg (gehört heute zu Laubach), die über einen Holzkohlenhochofen, einen Gießereibetrieb und zwei Eisenhämmer verfügte. Der 1707 von Graf Friedrich Ernst zu Solms-Laubach gegründete Hüttenbetrieb gehörte damals Graf Friedrich Magnus II. zu Solms-Laubach. Johann Buderus steckte erhebliche eigene Finanzmittel in den Betrieb und 1731 übernahm er die Friedrichshütte schließlich als Pächter. Dies gilt als Gründungsjahr des Unternehmens Buderus. Nach dem Tod des Gründers wurde das Unternehmen zunächst von seiner Witwe Elisabetha Magdalena Buderus und ab 1762 von dem gemeinsamen Sohn Johann Wilhelm Buderus II weitergeführt, der später noch mehrere andere Eisen- und Hammerwerke in Hessen pachtete (u.a. 1779 Hammerwerk Schellnhausen, 1798 Audenschmiede Weiltal).

Die Nachkommen von J. W. Buderus II (Johann Christian Wilhelm Buderus, Anton Georg Wilhelm Christian Buderus, Georg Friedrich Andreas Buderus) schlossen sich 1807 zur Sozietät J.W. Buderus Söhne mit Sitz auf der Friedrichshütte zusammen und pachteten oder kauften in den nächsten Jahrzehnten zahlreiche weitere Hüttenbetriebe, Hammerwerke sowie Eisen-, Silber und Kohlebergwerke in Hessen (1812 Löhnberger Hütte Weilburg, 1817 Eisenhütte Hirzenhain, 1822 Christianshütte Schupbach, 1846 Aßlarer Hütte und Oberndorfer Hütte, 1855 Hütten- und Hammerwerk Neuenschmidten Wächtersbach, 1861 Hedwigshütte/Main-Weser-Hütte Lollar). Mehrere dieser Pachtbetriebe erwarb Buderus in der Folgezeit käuflich (u.a. 1824 Hammerwerk Schellnhausen/Louisenhammer, 1830 Eisenhammer Leiningen-Westerburg). 1856 wurde die Verwaltung der Firma J.W. Buderus Söhne erst nach Aßlar verlegt und als die Aßlarer Hütte 1859 stillgelegt worden war, schließlich nach Wetzlar.

1870 teilte die Buderus-Familie die Firma J.W. Buderus Söhne nach internen Streitigkeiten in zwei Unternehmen auf: L. Fr. Buderus zu Audenschmiede (Friedrich Ludwig August Buderus) und Offene Handelsgesellschaft Gebrüder Buderus zur Main-Weser-Hütte (Richard und Georg Buderus II). Die Friedrichshütte wurde zur gleichen Zeit an das Haus Solms-Laubach zurückgegeben, da man sich nicht über einen neuen Pachtvertrag einigen konnte. 1872 nahm die Buderus OHG in Wetzlar ein neues Hüttenwerk in Betrieb (Sophienhütte).

Georg Buderus III und Hugo Buderus, die Söhne von Georg Buderus II, konzentrierten sich nun hauptsächlich auf das Gießereigeschäft. In Lollar entstand nach der Stillegung der Christianshütte 1878 eine neue Gießerei. 1880 kaufte Buderus die Lahnhütte bei Gießen, die daraufhin in Margarethenhütte umbenannt wurde, und 1883 die Georgshütte. 1884 wandelten Georg und Hugo Buderus die OHG in eine Aktiengesellschaft um (Buderus’sche Eisenwerke).

1891 schied nach Friedrich Buderus auch Hugo Buderus aus dem Familienverbund aus und übernahm erst das Eisenwerk Hirzenhain und 1895 dann auch die Main-Weser-Hütte in Lollar in Privatbesitz. Das neue Unternehmen, das u.a. in Lollar auch Dauerbrandöfen, Heizkesselglieder und Radiatoren herstellte, firmierte fortan als Eisenwerke Hirzenhain und Lollar AG, teilte sich aber bereits 1903 in die Eisenwerke Hirzenhain Hugo Buderus und die Eisenwerke Lollar AG auf. Die Eisenwerke Lollar AG schloss sich 1905 wieder mit den Buderus'schen Eisenwerken zusammen.

Um vom schwankenden Roheisenmarkt unabhängiger zu werden, begann Buderus um die Jahrhundertwende mit der Herstellung von Endprodukten aus Eisen (u.a. Gusseisenrohre, Spezialguss für Elektromotorengehäuse, Zement aus Schlacke). Um die Versorgung der Hochöfen mit Koks zu sicherzustellen, erwarb Buderus 1911 die Bergbau AG Massen. 1919 wurde Buderus Mehrheitseigentümer der Eisenwerke Hugo Buderus GmbH. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise kam es zur vollständigen Eingliederung der Eisenwerke Hugo Buderus GmbH, sodass sich nun die meisten Unternehmen der Familie Buderus wieder unter einem Dach befanden. Ebenfalls 1919 erwarb Buderus die Westdeutsche Eisenwerke Aktiengesellschaft in Essen-Kray, wo ab den 1920er Jahren u.a. Badewannen aus Gusseisen hergestellt wurden. Gemeinsam mit Röchling entstand 1920 das Jointventure Stahlwerke Buderus-Röchling AG.

1932 erwarb Buderus die Hessen-Nassauischer Hüttenverein GmbH, die über mehrere Gießereibetriebe, ein Hochofenwerk und Erzgruben im Dillrevier verfügte. Während des 2. Weltkriegs war Buderus, wie auch schon im 1. Weltkrieg, stark in die Rüstungsproduktion eingebunden (u.a. Roheisenerzeugung, Granaten, Munition), was 1944 zur Bombardierung des Werksgeländes in Wetzlar durch die Allierten führte. 1946 lief die Eisenproduktion in Wetzlar wieder an, die Gießereien nahmen ihren Betrieb 1948 auf. Die Bergwerke und Hüttenbetriebe befanden sich allerdings bis 1965 im Besitz des Landes Hessen (daraus entstand 1954 die Hessische Berg- und Hüttenwerke AG Wetzlar), nur die Gießereien gehörten Buderus. Erst 1965 konnte Buderus diese Aktivitäten wieder zurückkaufen.

1956 erwarb der Industrielle Friedrich Flick (Auto-Union, Daimler-Benz, Dynamit-Nobel, Feldmühle, Maxhütte, Maybach) über die Metallhüttenwerke Lübeck eine Mehrheit an den Buderus’schen Eisenwerken. 1958 kaufte Buderus die Burger Eisenwerke AG (Marke: Juno), den größten deutschen Hersteller von Heiz- und Kochgeräten. 1965 übernahm Buderus die Stahlwerke Röchling-Buderus AG, die fortan als Edelstahlwerke Buderus AG firmierten. Nachdem die Burger Eisenwerke AG und die Hessische Berg- und Hüttenwerke AG 1976/1977 vollständig in die Buderus’schen Eisenwerke integriert worden waren, benannte sich das Unternehmen 1977 in Buderus AG um.

Nach dem Verkauf des Flick-Konzerns an die Deutsche Bank (1985) wurde Buderus 1986 eine Tochtergesellschaft der neugeschaffenen Feldmühle-Nobel AG, in der die verschiedenen Aktivitäten des Flick-Konzerns zusammengefasst waren. Das Chemiegeschäft erwarb 1988 die damalige Hüls AG aus Marl (heute Evonik Industries). 1990 übernahm der schwedische Papierkonzern Stora (heute Stora-Enso) den Feldmühle-Nobel-Konzern und veräußerte die Nichtpapieraktivitäten (Buderus, Dynamit-Nobel) 1992 an die Metallgesellschaft AG (ab 2000 MG Technologies, seit 2005 GEA Group AG), die die Buderus AG zwischen 1992 und 1994 an die Börse brachte. Zu dieser Zeit bestand die Buderus AG aus den drei operativ tätigen Tochtergesellschaften Buderus Heiztechnik GmbH (Heizungsprodukte), Buderus Guss GmbH (Gusserzeugnisse) und Edelstahlwerke Buderus AG (Edelstahlerzeugnisse).

Um die Jahrtausendwende begann die Robert Bosch GmbH damit, Aktien der Buderus AG zu kaufen; 2003 besaß Bosch nach einem öffentlichen Übernahmeangebot rund 97 Prozent der Buderus-Aktien. Die Minderheitsaktionäre wurden 2004 mit Hilfe eines Squeeze-out-Verfahrens gegen eine Barabfindung aus dem Unternehmen gedrängt. Anschließend erfolgte die Umbenennung der Buderus Heiztechnik GmbH in Bosch-Buderus Thermotechnik GmbH (BBT Thermotechnik GmbH; seit 2008 Bosch Thermotechnik GmbH). Die Buderus Guss GmbH (Breidenbach), die u.a. Bremsscheiben herstellt, blieb ebenfalls bei Bosch. Die Edelstahlwerke Buderus AG verkaufte Bosch hingegen 2005 an die Böhler-Uddeholm AG (Wien), die Buderus Kanalguss GmbH (Limburg an der Lahn) gehört seit 2012 der Meierguss Limburg GmbH.

Die Bosch Thermotechnik GmbH (Wetzlar) produziert in weltweit über 20 Werken u.a. Heizgeräte, Warmwasserbereiter, Solarthermiesysteme, Wärmepumpen, Großkessel und Blockheizkraftwerke. Vermarktet werden die Geräte hauptsächlich unter den Marken Bosch und Buderus.

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