Markenlexikon
Durch den Zusammenschluss von vierzehn britischen Waffenherstellern entstand 1854 das Handelssyndikat Birmingham Small Arms Trade, das 1861 in Birmingham Small Arms Company (BSA) umbenannt wurde. Zunächst produzierte das Unternehmen Gewehre. Später kamen Radnaben für Fahrräder (1881), Automobile (1907), Fahrräder (1908) und Motorräder (1909) hinzu. 1910 übernahm BSA den Fahrzeughersteller Daimler, eine ehemalige britische Niederlassung der deutschen Daimler Motoren-Gesellschaft. Während des Ersten Weltkriegs produzierte BSA wieder hauptsächlich Waffen (Karabiner, Maschinengewehre, Munition, Gewehrverschlüsse, Handgranaten), außerdem Motorräder für die Armee, faltbare Fahrräder und Flugzeugkomponenten.
1940 stellte BSA die eigene Automobilproduktion ein – Daimler wurde erst 1960 an Jaguar verkauft. Dafür erwarb das Unternehmen mehrere britische Motoradhersteller (1943 Sunbeam, 1944 Ariel, 1951 Triumpf). Zu dieser Zeit war BSA der größte Motorradhersteller der Welt; die Fahrradproduktion wurde 1957 verkauft. Allerdings verzettelte sich das Unternehmen durch eine ungezügelte Expansion in alle möglichen Branchen, die nichts mit Motorrädern zu tun hatten (u. a. Bagger, Werkzeuge, Plastikteile, Maschinen). 1973 musste BSA Konkurs anmelden und die Reste des Unternehmens gingen in den Besitz von Manganese Bronze/Norton-Villiers über. Die letzten noch in Produktion befindlichen BSA-Motorräder bekamen daraufhin den Namen Triumph. Das Hauptprodukt von NVT (Norton-Villiers-Triumph) Motorcycles war die Norton Commander (1967 – 1977).
Das Triumph-Management gründete 1975 eine neue Gesellschaft (Meriden Motorcycle) und kaufte Norton-Villiers 1977 die Rechte an dem Markennamen Triumph ab. 1976 übernahm das BSA-Management unter Führung von Bertie Goodman und William Colquhoun die BSA-Markenrechte; die neue BSA Company produzierte Motorräder mit Rotax- und Yamaha-Motoren für die Armee. 1986 wurde die Produktionsstätte von Coventry nach Blockley/Gloucestershire verlegt.
1987 löste Manganese Bronze Holdings die Ursprungsfirma The Birmingham Small Arms Company Limited auf; die Waffenproduktion (BSA Guns) war ein Jahr zuvor an die spanische Firma Gamo verkauft worden. 1991 schlossen sich BSA und Andover Norton International (Norton-Ersatzteilgeschäft) zur BSA Group zusammen. Größte Einnahmequelle der neuen BSA Group war die Produktion und der Verkauf von Originalersatzteilen für die Norton Commando.
1994 kam es zum Zusammenschluss mit Regal Engineering aus Southampton, einem Hersteller von Maschinenteilen, zur BSA-Regal Group. 1996 ging ein neues Leichtmotorrad mit 50-ccm-Motor in Serie, dann eine limitierte 400-ccm-Maschine im Stil der 1960er Jahre und von 1997 bis 2003 schließlich die handgefertigte BSA Gold SR 500. Von 1991 bis 2007 war BSA auch für den Vertrieb deutscher MZ-Motorräder in Großbritannien zuständig, nachdem man die dortige MZ-Vertriebsfirma übernommen hatte.
2016 erwarb der indische Mischkonzern Mahindra (Autos, Baumaschinen, Energie, Luft- und Raumfahrt, Motorroller, Motorräder, Landmaschinen, Wehrtechnik) die BSA-Markenrechte und startete das Unternehmen BSA Motorcycles 2021 neu. Das erste Modell war die Gold Star 650 in alter Optik, aber mit moderner Technik. Mahindra besitzt auch eine Mehrheit an dem französischen Motorrollerhersteller Peugeot Motocycles sowie die asiatischen Lizenzrechte an der tschechischen Motorradmarke Jawa.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain