Markenlexikon
British Airways wurde praktisch zweimal gegründet. Die erste Firma mit diesem Namen entstand 1935 durch den Zusammenschluss der Fluggesellschaften Hillman's Airways (gegründet 1931 von Edward Henry Hillman), Spartan Air Lines (gegründet 1933 von Spartan Aircraft) und United Airways (gegründet 1935 von Clive Pearson). Bereits 1939 verschwand diese Bezeichnung wieder, als sich British Airways und Imperial Airways zur staatlichen British Overseas Airways Corporation (BOAC) zusammenschlossen, die die interkontinentalen Strecken betrieb, während für den Inland- und Europaflugverkehr 1946 British European Airways (BEA) gegründet wurde. Der Verstaatlichung der britischen Fluggesellschaften, Flugzeuge und Flughäfen 1939 war eine Folge des Zweiten Weltkriegs.
Imperial Airways war 1924 durch den Zusammenschluss der vier britischen Fluggesellschaften Daimler Airways (gegründet 1921 von BSA/Daimler), Handley Page Transport (gegründet 1919 von Frederick Handley Page), Instone Airlines (gegründet 1919 von Samuel Instone) und British Marine Air Navigation (gegründet 1923 von Supermarine Aviation Works und Southern Railway) entstanden. Ziel war der Aufbau eines weltweiten Streckennetzes, das die Kolonien des britischen Empires mit dem Mutterland verbinden sollte.
Im Mai 1952 eröffnete BOAC mit der De Havilland DH-106 Comet, dem ersten strahlgetriebenen Verkehrsflugzeug der Welt, auf der Strecke London – Johannesburg offiziell das Zeitalter der Düsenflugzeuge. Im April 1953 folgte eine Verbindung nach Tokyo. Die Comet flog nicht nur ruhiger als Maschinen mit Kolbenmotoren oder Turboprop-Antrieb, sie verkürzte die Reisedauer auch auf die Hälfte. Zwischen 1953 und 1954 stürzten jedoch drei Comet 1 infolge eines explosionsartigen Druckverlustes ab, sodass dieser Typ, sowie die Nachfolgemodelle Comet 2 und Comet 3, mit einem Flugverbot belegt wurden. Nach umfangreichen Untersuchungen fand man heraus, dass das Ausdehnen und Zusammenziehen der Druckkabine beim Aufstieg und Abstieg zu Haarrissen im Bereich der Türenkanten und an den Ecken der fast quadratischen Fenster führte. Diese mikroskopisch kleinen Haarrisse entstanden schon beim Ausstanzen der Nietlöcher (zuvor waren Nietlöcher gebohrt worden), bei Belastung vergrößerten sie sich jedoch stetig und führten schließlich zum Auseinanderbrechen der Rumpfstruktur. Erst 1958 startete die Comet 4 wieder zu einem regulären Flug. Gegen die amerikanische Konkurrenz (Boeing 707, Douglas DC-8) hatte die Comet nun allerdings keine Chance mehr.
1959 eröffnete BOAC mit Maschinen des Typs Bristol Britannia und Comet 4 die erste Verbindung »Rund um die Welt«. Die Britannias mit Turboprop-Antrieb flogen die Strecke London – New York – San Francisco – Honolulu – Tokyo, die Comet absolvierte den zweiten Teil der Strecke (Tokyo – Rangoon – Delhi – Rome – London).
1974 schlossen sich BOAC und BEA infolge eines Regierungsbeschlusses erneut zusammen. Das fusionierte Unternehmen trat nun unter dem alten Namen British Airways auf. Bereits 1969 hatte beide Unternehmen die Charterfluggesellschaft BEA Airtours gegründet, die nun als British Airtours firmierte.
Im Januar 1976 nahmen Air France und British Airways den Liniendienst mit dem französisch-britischen Überschallverkehrsflugzeug Concorde auf, u.a. nach Bahrein, Singapur und Rio de Janeiro, ab 1977 auch nach Washington und New York. Ab 1982 führten beide Fluggesellschaften nur noch Linien- und Charterflüge von Paris und London nach New York durch. Nach dem Absturz einer Air-France-Concorde im Juli 2000 bei Paris wurde die Concorde-Flotte zunächst bis Ende 2001 stillgelegt. 2003 stellten Air France und British Airways die Concorde-Flüge schließlich endgültig ein.
1987 wurde British Airways privatisiert. Kurz darauf erwarb das Unternehmen die Charterfluggesellschaft British Caledonian Airways. 1999 gehörte British Airways neben American Airlines (USA), Cathay Pacific (China) und Qantas (Australien) zu den Gründungsmitgliedern der internationalen Luftfahrtallianz OneWorld Alliance. 1993 beteiligte sich British Airways mit 25 Prozent an der australischen Fluggesellschaft Qantas.
2010 schloss sich British Airways mit der spanischen Fluggesellschaft Iberia zur International Airlines Group (IAG) zusammen. Beide Fluggesellschaften treten jedoch weiterhin unter ihren bisherigen Namen auf. Zur IAG gehören auch die Fluggesellschaften British Midland Airways (seit 2012), Vueling (seit 2013) und Aer Lingus (seit 2015). Die katarische Fluggesellschaft Qatar Airways ist seit 2015 an der IAG beteiligt.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain