Markenlexikon
Der damals 24-jährige Uhrmacher Léon Breitling (1860 – 1914) gründete 1884 in seiner Heimatstadt St. Imier im Kanton Bern eine Uhren-Manufaktur, die mechanische Uhren und Messwerkzeuge herstellte. Als die Räume in St. Imier zu klein wurden, verlegte er den Firmensitz 1892 nach La Chaux-de-Fonds. Nach dem Tod des Gründers ging die Firma auf seinen Sohn Gaston über, der sich auf die Herstellung von Fliegeruhren spezialisierte; mit Hilfe von zentralem Sekundenzeiger, Stopp-Mechanik und 30-Minutenzähler ließen sich Navigationsberechnungen durchführen. Nach dem Tod von Gaston Breitling 1927 erbte sein Neffe Willy das Unternehmen.
1936 wurde Breitling offizieller Uhrenlieferant der britischen Royal Air Force – einige Jahre später auch der U.S. Army. Die Bord-Chronographen von Breitling kamen zudem bei über 30 internationalen Fluggesellschaften zum Einsatz. Eine der erfolgreichsten Breitling-Uhren war 1942 die Chronomat (Chronometer + Mathematik), die neben der Stopp-Funktion auch über einen Rechenschieber für Multiplikationen, Divisionen, Gleichungen und Prozentrechnungen verfügte. 1952 brachte Breitling den Navitimer heraus, einen Armband-Chronographen, mit dessen Hilfe sich Zeit, Geschwindigkeit und Treibstoffverbrauch berechnen ließen. Die Navitimer, die von der Pilotenvereinigung AOPA als offizielle Pilotenuhr auserkoren wurde, fand bei vielen Piloten überall auf der Welt schnell Verbreitung. In den 1960er Jahren wurden Breitling-Chronographen auch bei mehreren Weltraum-Missionen der NASA eingesetzt (Modell Cosmonaute). 1969 präsentierten die Firmengruppen Zenith-Movado (El Primero) sowie Breitling, Heuer-Leonidas, Hamilton-Büren und Dubois-Dépraz (Kaliber 11 Chronomatic) die ersten Chronographen mit automatischem Aufzug.
In den 1970er Jahren geriet die Schweizer Uhrenindustrie aufgrund der starken Konkurrenz aus Japan (Casio, Citizen, Seiko) und den USA (Pulsar, Timex) in eine schwere Krise, in deren Folge viele kleine Hersteller verschwanden oder sich zu größeren Unternehmen zusammenschließen mussten. Gegen die billigen Quarzuhren aus Fernost mit den damals modischen LED- oder LCD-Anzeigen hatten die handgefertigten Schweizer Mechanikuhren keine Chance, obwohl es die Navitimer ab 1977/78 auch in LED- und LCD-Auführung gab. 1979 stellte Breitling die Produktion schließlich ganz ein. Kurz vor seinem Tod im Mai 1979 verkaufte Willy Breitling, dessen Söhne damals noch zu jung waren, um die Firma zu übernehmen, die Marke an den Industriellen und Hobby-Piloten Ernest Schneider, der das Unternehmen 1982 in Grenchen neu gründete.
Im Zuge der Renaissance der Mechanikuhr konnte Breitling in den 1980er und 1990er Jahren mit Modellen wie Deep Sea (1983), Chronomat (1984), Navitimer (1986), Aerospace (1985), Astromat (1990) oder Emergency (1995) schließlich wieder an alte Erfolge anknüpfen. 2002 wurde die Produktion der mechanischen Uhren nach La Chaux-de-Fonds verlegt. Seit 1999 werden alle bei Breitling hergestellte Uhren vom offiziellen Schweizer Chronometer-Testinstitut C.O.S.C. (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) zertifiziert.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain