Markenlexikon

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Ursprungsland: Großbritannien

Der englische Anwalt William Knox d'Arcy (1849 – 1917) war durch seine Beteiligung an der australischen Mount Morgan Gold Mining Company zu einem ansehnlichen Vermögen gelangt. Um die Jahrhundertwende suchte er nach neuen Herausforderungen und die fand er in Persien. Aus historischen Überlieferungen war bekannt, dass die alten Perser ihre Tempel zu Ehren des Feuergottes Ormyzd mit riesigen Fackeln in weißes Licht hüllten. Gespeist wurden sie mit Erdöl, was die Vermutung nahelegte, dass es in Persien größere Ölvorkommen geben könnte.

1901 erhielt d'Arcy von Schah Muzaffar ad-Din Schah die Konzession, in Persien nach Öl zu suchen. Doch zunächst konnten die Bohrtrupps nur wenige kleine Ölquellen finden und d'Arcys Vermögen schrumpfte zusehends dahin. 1905 verkaufte er seine Konzession schließlich an die Burmah Oil Company, die bereits 1886 von David Sime Cargill (1826 – 1904) zur Ölsuche und -förderung auf dem indischen Subkontinent (Burma, Pakistan, Indien, Assam) gegründet worden war und die über die nötigen finanziellen Mittel verfügte. Im Mai 1908 entdeckte man nach weiteren Probebohrungen bei Masjed Soleiman endlich ergiebigere Ölquellen, woraufhin Burmah Oil 1909 die Tochtergesellschaft Anglo-Persian Oil Company (APOC) ins Leben rief.

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Die Ölfunde in Persien markierten den Beginn des Ölbooms im ganzen Nahen Osten. D'Arcy bekam nachträglich für den Verkauf seiner Konzession zweihunderttausend Pfund, ein Aktienpaket im Wert von neunhunderttausend Pfund und einen Sitz im Verwaltungsrat der Gesellschaft, den er bis zu einem Tode innehatte. 1913 beteiligte sich der britische Staat mit fünfzig Prozent an der APOC, um während des Ersten Weltkriegs die Versorgung des Landes und der Marine mit Öl sicherzustellen. Zuvor hatte man die Antriebe der britischen Kriegsschiffe von Kohle auf schweres Heizöl umgestellt.

1917 erwarb die APOC die Europäische Petroleum-Union (EPU) aus Bremen, die 1906 eine Londoner Niederlassung unter dem Namen British Petroleum Company gegründet hatte. Infolge des Ersten Weltkriegs war dieses Unternehmen, das seit 1910 unter dem Markenzeichen BP auftrat, von der britischen Regierung als deutsches Feindvermögen beschlagnahmt worden. Ab 1930 verwendete die APOC den BP-Schriftzug in Verbindung mit einem stilisierten Schild als Logo. Als Persien 1935 wieder seinen alten Namen Iran annahm, wurde aus der Anglo-Persian Oil Company die Anglo-Iranian Oil Company (AIOC). Der iranische Staat war inzwischen mit vierzig Prozent an den Gewinnen beteiligt. 1946 gründeten die AIOC und Gulf Oil (USA) das Jointventure Kuwait Oil, das die Ölquellen in dem gleichnamigen Stadtstaat am Persischen Golf entwickelte.

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1951 kam es nach der Verstaatlichung der iranischen Ölindustrie durch die Mossadegh-Regierung zu einer weitreichenden politischen Krise. Nachdem alle Vermittlungsversuche gescheitert waren, stoppten die Briten die gesamte Ölproduktion und belegten den Iran mit einem Ölboykott. Im August 1953 wurde Mohammed Mossadegh von der iranischen Armee unter Beteiligung des US-Auslandsgeheimdienstes CIA gestürzt, der bei dieser Aktion vor allem das Ziel verfolgte, US-Ölgesellschaften den Weg zu den iranischen Ölfeldern zu ebnen.

1954 beteiligte sich die AIOC an dem Konsortium Iranian Oil Participants Limited (BP, Chevron, Esso, Gulf, Mobil, Texaco, Total, Shell), das ein neues Abkommen mit der iranischen Regierung aushandelte: die Hälfte der Gewinne erhielt die staatliche National Iranian Oil Company (NIOC), den Rest die Mitglieder des Konsortiums. Da sich die Anglo-Iranian Oil Company nach der Iran-Krise immer mehr auf internationales Terrain begab, wurde der Name 1954 in The British Petroleum Company Limited (BP) geändert.

1970 beteiligte sich BP an der Standard Oil Company of Ohio (SOHIO), die nach der vollständigen Übernahme 1987 in BP America umbenannt wurde. Die Standard Oil Company of Ohio war die erste Ölgesellschaft, die der amerikanische Industrielle John Davison Rockefeller 1870 gegründet hatte. Aus dieser kleinen Firma, der zunächst nur zwei Raffinerien in Cleveland/Ohio gehörten, entstand in den nächsten zehn Jahren der größte nordamerikanische Ölkonzern. Da das Unternehmen durch seine marktbeherrschende Stellung jedoch massiv gegen das Kartellgesetz verstieß, wurde es 1911 vom Obersten Gerichtshof der USA in mehrere Einzelunternehmen aufgeteilt. Daraus gingen später Konzerne wie Amoco (Standard Oil Indiana), Exxon/Esso (Standard Oil New Jersey), Chevron (Standard Oil California) und Mobil (Standard Oil New York) hervor.

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Zwischen 1977 und 1987 zog sich der britische Staat vollständig aus dem Unternehmen zurück; die BP-Aktien wurden an private Investoren veräußert. Die Burmah Oil Company, die in vielen Ländern der Welt eigene Tankstellennetze betrieb und der auch die Schmierölmarken Castrol und Veedol gehörten, hatte sich bereits 1974 von ihren BP-Anteilen getrennt. 1998/1999 übernahm BP den US-Ölkonzern Amoco (die ehemalige Standard Oil Company of Indiana und American Oil Company), was zu einer kurzzeitigen Umfirmierung in BP-Amoco führte (bis 2001), 2000 die frühere Muttergesellschaft Burmah-Castrol sowie die Atlantic-Richfield Company (ARCO) aus Los Angeles und 2001/2002 Veba Oel/Aral.

Seit der Jahrtausendwende steht die Abkürzung BP nicht mehr für British Petroleum, sondern für »Beyond Petroleum« (engl. mehr als Erdöl), womit der Konzern die zunehmende Ausrichtung auf alternative Energien betonen will. Gleichzeitig wurde auch ein neues Firmenlogo in Form einer stilisierten Sonne in den Farben grün, gelb und weiß eingeführt, das das alte grün-gelbe Schild ersetzte. Der Konzern tritt hauptsächlich unter den Markennamen Amoco (nur USA), Aral (nur Deutschland), BP und Castrol (Schmieröl) auf. Die Marke ARCO wurde 2013 verkauft.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain