Markenlexikon
Der Mechaniker und Ingenieur Robert Bosch (1861 – 1942), der 1886 in Stuttgart eine »Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik« eröffnet hatte, entwickelte zwischen 1887 und 1896 einen Niederspannungs-Magnetzünder für Verbrennungsmotoren, der die bis dahin verbreitete Glührohrzündung ablöste. 1902 brachte Bosch gleich zwei Neuerungen auf den Markt: eine verbesserte Version der 1860 von dem belgischen Mechaniker Jean Joseph Étienne Lenoir erfundenen Zündkerze und die von seinem Mitarbeiter Gottlieb Honold entwickelte Hochspannungs-Magnetzündung. Die Bosch-Zündanlagen bildeten die Basis für den rasanten Aufstieg der kleinen Werkstatt zum weltweit führenden Spezialisten für Fahrzeugelektrik.
1913 führte Bosch die erste komplette elektrische Anlage für Fahrzeuge ein (Magnetzündung, Zündkerzen, Scheinwerfer, Lichtmaschine, Reglerschalter). In den folgenden Jahren wurde das Sortiment um Anlasser (1914), Autohupen (1921), Motorradbatterien (1922), Scheibenwischer (1926), Autobatterien (1927) und Diesel-Einspritzpumpen (1927) erweitert. Da so gut wie alle deutschen Fahrzeuge mit Bosch-Technik ausgerüstet waren, wurde 1921 der Bosch-Dienst als Service-Einrichtung ins Leben gerufen.
1932 kam die erste elektrische Bohrmaschine von Bosch auf den Markt, ein Jahr später folgte der erste Bosch-Kühlschrank. Im gleichen Jahr erwarb Bosch die Heiztechnikfirma Junkers (Gasbadeöfen, Gasheizungen, Warmwasser-Durchlauferhitzer), die der spätere Flugzeugkonstrukteur Hugo Junkers 1895 in Dessau gegründet hatte. Der Maschinenbau-Ingenieur hatte kurz zuvor einen Flüssigkeitserhitzer (Warmwasser-Durchlauferhitzer) entwickelt. Erst ab 1910 beschäftigte sich Junkers auch mit der Konstruktion von Flugzeugen.
1933 übernahm Bosch die Ideal Werke aus Berlin, die ein Jahr zuvor das erste in Europa seriengefertigte Autoradio auf den Markt gebracht hatte (Blaupunkt Autosuper AS-5). Bosch blieb bis 2008 Eigentümer der 1938 in Blaupunkt Werke umbenannten Firma. Nach dem Verkauf von Blaupunkt blieb nur das Erstausrüstergeschäft bei Bosch (integrierte Systeme, die von den Autoherstellern eingebaut werden).
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Produktpalette um Küchenmaschinen (1952), Kühltruhen (1956), Waschmaschinen (1958), Geschirrspüler (1964), Verpackungsmaschinen (1973), Industrieroboter (1976), Telekom-Technik (1981; Übernahme der Firma Telenorma; dieser Bereich wurde 2000 weitgehend verkauft) und elektronische Sicherheitstechnik (2001; Übernahme der US-Firma Detection Systems) erweitert.
Die Hausgeräte werden seit 1967 von dem Jointventure BSH (Bosch und Siemens Hausgeräte) hergestellt und unter den Marken Bosch, Siemens, Constructa (wurde 1969 übernommen), Neff (wurde 1982 übernommen), Gaggenau (wurde 1994 übernommen), Thermador (USA; wurde 1998 übernommen), Ufesa (Spanien; wurde 1998 übernommen) und Viva verkauft. 2014 erwarb Bosch den Siemens-Anteil an dem BSH-Jointventure.
Zu den Bosch-Innovationen der letzten Jahrzehnte gehören die elektronische Benzineinspritzung Jetronic (1967), die Lambda-Sonde (1976), das weltweit erste Antiblockiersystem ABS (1978), das elektronische Zündsystem Motronic (1979), die Antriebsschlupfregelung ASR (1986) und das elektronische Stabilitätsprogramm ESP (1995).
1999 gründeten ZF Friedrichshafen und Bosch das Jointventure ZF Lenksysteme, dass 2014 ganz in den Besitz von Bosch überging. Aus dem Zusammenschluss des Bosch-Geschäftsbereichs Automationstechnik und Mannesmann-Rexroth (Antriebs- und Steuerungstechnik) entstand 2001 Bosch-Rexroth. Durch die Buderus-Übernahme (Heiztechnik, Gussrohrtechnik, Bremsscheiben, Spezialguss) stieg Bosch 2003 zum größten Heizgerätehersteller Europas auf.
Bosch befindet sich mehrheitlich im Besitz der Robert Bosch Stiftung. Der Gründer hatte in seinem Testament verfügt, dass die Erträge des Unternehmens nach seinem Tod gemeinnützigen Zwecken zugeführt werden sollen. Die Bosch-Familie ist nur in geringem Maße an dem Unternehmen beteiligt.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain