Markenlexikon

Borsig

Ursprungsland: Deutschland

Der Zimmermann und Maschinenbauer Johann Friedrich August Borsig (1804 – 1854) arbeitete nach seiner Ausbildung mehrere Jahre bei einer Berliner Eisengießerei, die Dampfmaschinen für Schiffe und den Bergbau herstellte, als Betriebsleiter. 1836 erwarb er ein Grundstück in der Berliner Chausseestraße, das gleich neben dem seines Arbeitgebers lag, und ließ dort ein Hüttengebäude errichten. 1837 gilt als Gründungsjahr der Maschinenbauanstalt Borisg. Das Unternehmen produzierte Gussteile für verschiedene Anwendungen, Dampfmaschinen und bald auch komplette Lokomotiven. Die erste Borsig-Lok absolvierte im Juli 1841 ihre Jungfernfahrt und wurde kurz darauf an die Berlin-Anhaltische Eisenbahn-Gesellschaft ausgeliefert. Sie war die zweite in Deutschland konstruierte Lokomotive und die vierte, die in Deutschland gebaut wurde. Borsigs Unternehmen wuchs in dem Maße, wie in Deutschland neue Eisenbahnstrecken gebaut wurden. 1849 ging ein zweites Werk in Moabit in Betrieb und 1850 wurde eine weitere Maschinenbauanstalt und Eisengießerei in Moabit gekauft. 1854 lieferte Borsig seine 500. Dampflokomotive aus. Zu dieser Zeit war das Unternehmen der führende Hersteller von Lokomotiven in Preußen. 1898 wurde ein viertes Werk in Berlin-Tegel in Betrieb genommen.

Infolge der Weltwirtschaftskrise musste sich die August Borsig GmbH, die in den 1920er Jahren kurzzeitig auch Traktoren produziert hatte, 1931 mit dem Elektronkonzern AEG zusammenschließen, der seit 1918 ebenfalls Lokomotiven baute. Bis 1935 wurde die Borsig-Produktion in das AEG-Werk Henningsdorf verlagert, das nun als Borsig Lokomotiv-Werke GmbH Hennigsdorf (BLW) firmierte. Das Werk in Tegel übernahm 1936 die zum Staatskonzern VIAG gehörende Rheinmetall AG (Düsseldorf), die sich anschließend in Rheinmetall-Borsig AG (Berlin) umbenannte. Die BLW ging 1938 in den Besitz der staatlichen Holdingesellschaft AG Reichswerke Hermann Göring (Berlin) über.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs lag das größtenteils zerstörte Henningsdorfer Werk in der sowjetischen Besatzungszone, wo sämtliche großen Industriebetriebe enteignet und verstaatlicht wurden. In Henningsdorf entstand 1946 das Staatsunternehmen VEB Lokomotivbau Elektrotechnische Werke Hans Beimler Hennigsdorf (LEW), das die Fertigung der Lokomotiven 1948 wieder aufnahm. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 gehörte das Werk erst zur Daimler-Benz-Tochter AEG (1992 – 1996), dann zum ABB-Daimler-Benz-Jointventure Adtranz (1996 – 2001), anschließend zu Bombardier Transportation (2001 – 2021) und heute schließlich zum französischen Alstom-Konzern.

Die Rheinmetall-Borsig-Tochter Borsig AG produzierte ab 1950 in ihrem Werk in Tegel u.a. Dampferzeuger, Kälteanlagen, Chemieanlagen und andere Maschinen. Als Rheinmetall 1956 von der Röchling-Gruppe übernommen wurde, verkaufte man gleichzeitig die Borsig AG (ab 1967 Borsig GmbH) an den ebenfalls staatlichen Stahlkonzern Salzgitter AG. 1970 ging die Borsig GmbH in den Besitz der Deutschen Babcock AG über, die ihren Firmennamen 1999 in Babcock-Borsig Aktiengesellschaft änderte (ab 2001 Babcock-Borsig AG). Babcock-Borsig musste 2002 Insolvenz anmelden.

Die Borsig GmbH mit zwei Standorten (Berlin-Tegel, Gladbeck) wurde anschließend vom Management und einem Finanzinvestor als eigenständiges Unternehmen weitergeführt. Seit gehört die Borsig GmbH zur malaysischen KNM Group. Das Unternehmen produziert u.a. Apparate zur Kühlung von Gasen, Dampfüberhitzer, Emissionsschutzanlagen, Gastrennungsanlagen, Hochdruck Regel- und Absperrarmaturen, Kolbenverdichter, Kompressorsysteme für Prozessgase, Kugelhähne, Produktrückgewinnungsanlagen, Verdichterventile und Wärmetauscher.

In der DDR gab es von 1949 bis 1990 ein Staatsunternehmen mit dem Namen VEB Bergmann-Borsig Berlin, das Kraftwerkskomponenten (Dampfturbinen, Gasturbinen, Turbogeneratoren) herstellte. Die Ursprünge gehen auf die 1891 von Sigmund Bergmann in Berlin-Moabit gegründete Bergmann Electricitäts-Werke AG zurück, die nach Kriegende verstaatlicht wurde. Zum Dank dafür, dass viele Borsig-Arbeiter aus Berlin-Tegel beim Wiederaufbau des Bergmann-Werkes in Berlin-Wilhelmsruh mitgeholfen hatten, erhielt es 1949 den Namen Bergmann-Borsig. Mit dem ursprünglichen Borsig-Konzern hatte das Bergmann-Werk ansonsten nichts zu tun. Ab den 1960er Jahren produzierte Bergmann-Borsig auch Elektrorasier der Marke Bebo Sher, wobei der Name Bebo für Bergmann-Borsig stand. 1990 wurde Bergamnn-Borsig in eine GmbH umgewandelt und 1991 von der Treuhand an den ABB-Konzern verkauft, der den Firmennamen erst in ABB Bergmann-Borsig GmbH änderte und 1993 dann in ABB Kraftwerke Berlin GmbH. Im Jahr 2000 verkaufte ABB die Kraftwerksaktivitäten an den französischen Alstom-Konzern, dem das Werk in Wilhelmsruh nun gehört.

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