Markenlexikon

Bombardier

Ursprungsland: Kanada

Das 1942 von Joseph-Armand Bombardier (1907 – 1964) in Valcourt (Kanada) gegründete Unternehmen baute jahrzehntelang Schneemobile und All-Terrain-Vehicles, die sich bei kanadischen und US-amerikanischen Förstern, Skipistenbetreibern, Öl- und Minengesellschaften sowie bei Armee und Polizei einen ausgezeichneten Ruf erwarben. 1970 expandierte Bombardier mit dem Kauf der österreichischen Lohnerwerke, deren Rotax-Motoren in den Schneemobilen zum Einsatz kamen, nach Europa. Ein Jahr später begann das Unternehmen mit dem Bau eigener Motorräder, hauptsächlich Geländemaschinen der Marke Can-Am, ebenfalls mit Motoren von Rotax.

In den 1970er Jahren fanden die Kanadier mit dem Bau der Waggons für die U-Bahn in Montréal wieder ein neues Betätigungsfeld. Zwischen 1974 und 1980 fertigte Bombardier im Werk La Pocatière über vierhundert Züge des Typs MR-73. Zuvor hatte Bombardier das Unternehmen MLW (Montreal Locomotive Works) übernommen (1975/1976). Von 1982 bis 1987 baute man auch Züge für die New Yorker U-Bahn (Modell R62A).

Durch die Übernahme mehrerer internationaler Schienenfahrzeughersteller (1988 BN Constructions Ferroviaires et Métalliques, 1987 Pullman Technology, 1989 ANF Industrie, 1989 Ateliers de Constructions Mécaniques de Vevey, 1990 Procor Engineering, 1995 Waggonfabrik Talbot, 1998 DWA Deutsche Waggonbau, 2000 DaimlerChrysler Rail Systems) stieg Bombardier neben Alstom und Siemens zum größten Schienenfahrzeughersteller der Welt auf. 2020/2021 verkaufte Bombardier die Schienenfahrzeugsparte Bombardier Transportation (ICE, Lokomotiven, Regionalzüge, Reisezugwagen, Stellwerke, Straßenbahnen, Triebwagen, U- und S-Bahnen) an den französischen Alstom-Konzern, den Hersteller des Hochgeschwindigkeitszugs TGV.

Bombardier
Bombardier

Ab Mitte der 1980er Jahre eroberte Bombardier auch den Luftraum für sich und übernahm die Flugzeughersteller Canadair (1986), Short Brothers aus Großbritannien (1989), Learjet aus den USA (1990) und De Havilland Aircraft of Canada (1992) – was den Konzern zu einem weltweit führenden Hersteller von Geschäftsreise- und Regionalverkehrsflugzeugen machte. Produziert werden die Bombardier-Flugzeuge (Challenger, Global Express, Learjet) in mehreren Werken in Montréal/Quebec, North Bay/Ontario, Toronto/Ontario und Wichita/Kansas (USA). Die ab 1998 entwickelten zweistrahligen Mittelstreckenflugzeuge CS100 (Erstflug 2013) und CS300 (Erstflug 2015) wurden aufgrund zahlreicher Probleme 2017 mehrheitlich an Airbus verkauft und nun als Airbus A220-100 (CS100) und Airbus A220-300 (CS300) vermarktet. Das Dash-8-Q400-Programm erwarb 2018 ein Finanzinvestor, der 2019 eine neue Firma mit dem traditionsreichen Namen De Havilland Aircraft of Canada ins Leben rief.

Die Sparte Bombardier Recreational Products (BRP) wurde 2003 vom Bombardier-Konzern abgetrennt und an Mitglieder der Bombardier-Familie sowie einen Finanzinvestor verkauft. Das Unternehmen mit Sitz in Valcourt produziert All-Terrain-Vehicles (Can-Am), Jetskis (Sea-Doo), Motorräder (Can-Am), Quads (Can-Am), Schneemobile (Lynx, Ski-Doo) und Trikes (Can-Am), außerdem Motoren für Boote, Drohnen, Geländefahrzeuge, Karts, Motorräder und Sportflugzeuge (Evinrude Outboard Motors, Rotax).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain