Markenlexikon
Wilhelm (Willy) Bogner (1909 – 1977) war in den 1930er Jahren ein erfolgreicher deutscher Skifahrer (u.a. elfmal deutscher Meister in der Nordischen Kombination, fünfmal bayrischer Meister, 1934 Silbermedaille bei der Nordischen Ski-WM in Solleftea/Schweden, 1935 Dritter der Nordischen Ski-WM in Vysoké Tatry). 1932 gründete er gemeinsam mit seiner späteren Frau, der Designerin Maria Lux (1914 – 2002), in München den Willy-Bogner-Skivertrieb, um Ski- und Wander-Bekleidung zu verkaufen, die seine Frau entworfen hatte. Daneben importierte er Skier aus Norwegen, die Marius Eriksen, der Vater des späteren Skirennläufers und Olympiasiegers Stein Eriksen, produzierte. 1936 sprach Bogner bei den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen stellvertretend für die Athleten den Olympischen Eid. Seit dieser Zeit war die Firma Bogner bei allen Winter-Olympiaden offizieller Ausrüster der deutschen Mannschaft.
Bekannt wurde Bogner vor allem durch die Bogner-Wind-Bluse (1936) und die elastische Bogner-Keilhose, die die deutsche und die US-amerikanische Damen-Nationalmannschaft 1956 bei den Olympischen Winterspielen in Cortina d’Ampezzo trugen. Maria Bogner bekam anschließend von der Presse Titel wie »Königin der Keilhose« oder »Coco Chanel der Sportmode« verliehen. Diese Skihose wurde so berühmt, dass der Begriff »Bogners« noch heute in amerikanischen Lexika zu finden ist. Damals führte man auch das am Reisverschluss hängende »B« als Markenzeichen ein.
Bereits seit 1950 gab es eine Herren-Kollektion, später wurde das Bogner-Sortiment um Tennisbekleidung (1974), Golf-Bekleidung (1976), Strickwaren (1981), Lederwaren (1982), Sonnenbrillen (1983), Parfums (1985), Badebekleidung (1986) und Schmuck (2001) ergänzt, die teilweise von Lizenznehmern wie Eschenbach Optik (Brillen) oder Fribad Cosmetics (Parfums) produziert werden.
Der Sohn des Gründers, Wilhelm Hermann Björn (Willy) Bogner Jr. (* 1942), ebenfalls ein begnadeter Skifahrer, begann 1960 Reportagen und Dokumentarfilme zu drehen. Zu den erfolgreichsten zählen »Skifascination« (1966), »Feuer und Eis« (1986), »Feuer, Eis und Dynamit« (1990), »Magic Moves« (1993), »White Magic« (1994), »Mountain Magic« (1999) und »Ski To The Max« (2001).
Außerdem war er bei mehreren James-Bond-Filmen als Spezial-Kameramann für die Ski-Aufnahmen tätig (1969 »Im Geheimdienst Ihrer Majestät«; 1977 »Der Spion, der mich liebte«; 1981 »In tödlicher Mission«; 1985 »Im Angesicht des Todes«). Seine erstaunliche Fähigkeit, in den unmöglichsten Positionen (z.B. rückwärts), mit schweren Filmkameras auf den Schultern, steile Pisten und vereiste Bobbahnen herunterzujagen, dabei noch wackelfrei zu filmen und unten heil anzukommen, sind inzwischen legendär.
Nach dem Tod des Gründers 1977 wurde das Unternehmen von Willy Bogner Jr. und seiner brasilianischen Frau Sônia Ribeiro (1950 – 2017; die Schwester der Filmschauspielerin Florinda Bolkan) geleitet, was 1992 zur Etablierung des Sub-Labels Sônia Bogner führte. Beide hatten von 1973 bis 1979 die US-Niederlassung von Bogner in Newport/Vermont aufgebaut.
Nach der Jahrtausendwende wurde das Unternehmen komplett umstrukturiert; die Produktion vergab Bogner an über 30 Auftragsproduzenten, u.a. in Bulgarien, China, Italien, Indien, Indonesien, Korea, Portugal, Slowenien, Tschechien und in der Türkei. Lediglich Verwaltung, Produktentwicklung, Design und Marketing blieben in München. Weltweit betreibt Bogner rund 50 Geschäfte, die meisten davon auf Franchise-Basis. 2019 zog sich Willy Bogner Jr. aus dem unternehmerischen Tagesgeschäft zurück.
Text: Toralf Czartowski