Markenlexikon
Edward Gideon Melroe (1892 – 1955), dessen Eltern aus Norwegen stammten, gründete 1947 in Gwinner/North Dakota eine kleine Firma zur Herstellung von landwirtschaftlichen Geräten. Nach dem Tod des Firmengründers führten seine vier Söhne Lester, Clifford, Roger, Irving sowie sein Schwiegersohn Eugene Dahl das Unternehmen weiter. 1957 entwickelten die Brüder Cyril und Louis Keller, die in Rothsay/Minnesota eine Schmiede betrieben, auf Wunsch des Farmers Eddie Velo einen kleinen dreirädrigen Stallausmister. Anton Christiansen, ein Onkel der Keller-Brüder, der für Melroe als Verkäufer arbeitete, zeigte dieses kleine Gefährt Lester Melroe und der erkannte sofort das Potential. Kurz darauf erwarb er von den Brüdern die Herstellungsrechte und modifizierte diesen sogenannten Keller-Loader für die Baubranche. 1958 kam der M60 auf den Markt.
Da es mit der Kippstabilität dieser dreirädrigen Kompaktlader noch nicht weit her war, stattete man sie ab 1960 mit vier Rädern aus (M-400). Der M-400 lenkte wie ein Kettenfahrzeug, indem die Räder auf einer Seite abgebremst wurden oder rückwärts liefen. Dadurch war es möglich, dass sich die Skid-Steer-Loader (Rutsch-Lenk-Lader) auf der Stelle um 360 Grad drehen konnte – auf kleinen Baustellen ein unschätzbarer Vorteil.
In Anlehnung an den nordamerikanischen Rotluchs, der als besonders wendig, schnell und ausdauernd gilt, bekam der verbesserte M-440 auf Vorschlag eines Melroe-Mitarbeiters 1962 den Namen Bobcat. 1963 gingen die ersten Bobcat-Lader in den Export nach Europa. 1965 schloss Melroe mit der britischen Firma Luff & Smith aus Southampton ein Lizenzabkommen zur Fertigung der Modelle M-444 und M-600 für den europäischen Markt. Zwei Jahre später, als Luff & Smith Pleite gemacht hatte, übernahm die italienische Firma Beltrami aus Ravenna die Produktion.
1969 ging Melroe in den Besitz des Gabelstapler- und Baumschinen-Herstellers Clark Equipment (Clark, Euclid, Michigan, Ross-Carrier) über, wodurch die Bobcat-Lader für den europäischen Markt nun einige Jahre lang in einem Clark-Werk in Aumenau (die frühere Maschinenfabrik Scheid) produziert wurden. 1975 verlegte Clark/Melroe die gesamte Produktion zurück nach Gwinner.
1989 begann Melroe in einem Werk in Bismarck/North Dakota mit der Produktion von Minibaggern, die ebenfalls als Bobcat vermarktet wurden. Die Gabelstapler-Produktion verkaufte Clark Equipment 1992 an den Baumaschinenkonzern Terex, der diesen Bereich 1996 an das damalige Management unter Leitung von Marty Dorio weiterreichte. Clark Equipment selbst wurde 1995 von dem Maschinenbaukonzern Ingersoll-Rand übernommen, ebenso Melroe/Bobcat.
2000 erwarb Ingersoll-Rand/Bobcat die französische Firma Sambron, einen Hersteller von Teleskop-Ladern. In deren Produktionsanlagen im nordwestfranzösischen Pont-Château werden nun Bobcat-Teleskop-Lader hergestellt. Durch die Übernahme des tschechischen Baggerlader-Herstellers Superstav aus Dobris, rund 35 Kilometer südwestlich von Prag, kam 2001 noch ein weiteres Werk zu Bobcat. Dort werden seit 2004 Kompaktlader, Minibagger und Anbaugeräte produziert. 2007 verkaufte Ingersoll-Rand Bobcat an den südkoreanischen Mischkonzern Doosan.
Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain