Markenlexikon

BFGoodrich

Ursprungsland: USA

Der ehemalige Armeearzt Dr. Benjamin Franklin Goodrich (1841 – 1888) erwarb 1869 die Hudson River Rubber Company aus Hastings-on-Hudson/New York. 1870 verlegt er den Firmensitz in nach Akron/Ohio. In Akron ließen sich später auch andere Gummihersteller wie Goodyear, Firestone und General Tire nieder, sodass diese Stadt zur US-Reifenmetropole aufstieg.

Zunächst produzierte die Firma nur Fahrradreifen. 1896 fuhr eines der ersten US-amerikanischen Automobile, der Winton, auf BFGoodrich-Reifen. 1927 lieferte BFGoodrich die Reifen für die Ryan NYP »Spirit of St. Louis«, mit der der Flugpionier Charles Lindbergh den Atlantik überquerte. Neben Flugzeugreifen produzierte BFGoodrich auch Bremssysteme für Flugzeuge. 1934 entwickelte der BFGoodrich-Ingenieur Russ Coley den ersten Druckanzug für Piloten, was in den 1960er Jahren dazu führte, dass BFGoodrich auch die Raumanzüge für die US-Astronauten herstellte. 1977 landete die erste US-Raumfähre Enterprise bei ihren Testflügen auf BFGoodrich-Reifen.

1986 schloss BFGoodrich seine Reifensparte mit dem Reifenhersteller Uniroyal zur Uniroyal Goodrich Tire Company zusammen. BFGoodrich war an diesem Jointventure zu fünfzig Prozent beteiligt, die andere Hälfte befand sich im Besitz der New Yorker Private-Equity-Firma Clayton, Dubilier & Rice, der zuvor Uniroyal gehört hatte. 1988 verkaufte BFGoodrich seinen Uniroyal-Goodrich-Anteil an die Investmentfirma, die das ganze Unternehmen 1990 an den französischen Reifenkonzern Michelin weiterreichte. Michelin vermarktet unter den Markennamen BFGoodrich und Uniroyal weiterhin Reifen; in Europa gehörte die Marke Uniroyal allerdings schon seit 1979 Continental. Produziert werden die BFGoodrich- und Uniroyal-Reifen für den nordamerikanischen Markt in den beiden Uniroyal-Goodrich-Werken Tuscaloosa/Alabama und Woodburn/Indiana.

Goodrich bestand als Zulieferer für die Flugzeugindustrie (Antriebssysteme, Bremsen, Landesysteme, Räder) zunächst weiter. 2012 wurde das Unternehmen von United Technologies übernommen und mit Hamilton-Sundstrand zusammengeschlossen (UTC Aerospace Systems). Nach der Übernahme von Rockwell-Collins (2018) benannte man UTC Aerospace in Collins Aerospace um. 2020 schlossen sich Raytheon und United Technologies zusammen; das neue Unternehmen firmierte zunächst als Raytheon Technologies und seit 2023 als RTX.

Text: Toralf Czartowski