Markenlexikon

Bertelsmann

Ursprungsland: Deutschland

Der Drucker Carl Heinrich Bertelsmann (1791 – 1850) gründete 1835 in Gütersloh einen Verlag mit angeschlossener Buchdruckerei. Bis zu seinem Tod wurden hier 69 Bücher gedruckt, hauptsächlich christliche Literatur, Schulbücher sowie Sagen und Märchen. Später erweiterte man das Verlagsprogramm um Geschichte, Kultur, Philosophie und Pädagogik. Das meiste Geld verdiente Bertelsmann jedoch mit den Märchen der Gebrüder Grimm. Der Aufstieg zum Weltkonzern begann erst nach dem Zweiten Weltkrieg unter Reinhard Mohn (1921 – 2009), der die Geschäftsführung des Verlags 1947 übernahm. Sein Großvater Johannes Mohn (1856 – 1930) hatte 1881 in die Bertelsmann-Familie eingeheiratet und das Verlagshaus 1887 nach dem Tod des Gründersohns Heinrich Friedrich Christian Bertelsmann (1827 – 1887) übernommen.

1950 gründete Bertelsmann einen Buchclub (Lesering), der erstmals zusammen mit dem Buchhandel betrieben wurde. Bis dahin standen Buchclubs nur einzelnen Interessengruppen zur Verfügung. Der Lesering wandte sich dagegen an ein breites Publikum. Der Ansturm war so groß, dass Bertelsmann kaum noch mit dem Druck der Bücher nachkam. Der bis dahin mittelständische Verlag musste kräftig expandieren, um alle Kundenwünsche erfüllen zu können. 1952 wurde eine eigene Lexikon-Redaktion eingerichtet. Bald kam man auf die Idee, das Buchclub-Konzept auch auf die Musikbranche zu übertragen, was zur Gründung des Presswerkes Sonopress (1957) und der Plattenfirma Ariola (1958) führte.

Ab den 1960er Jahren wuchs Bertelsmann durch Beteiligungen und Aufkäufe zu einem weltweit tätigen Medienkonzern heran (1964 UFA, 1969/2014 Gruner + Jahr, 1977 Goldmann Verlag, 1979 Arista Records, 1980 Bantam Books, 1985 Hansa Musik, 1986 Doubleday und RCA Records, 1998 Random House, 2003 Heyne Verlag). Der Bereich Bertelsmann Industrie (Druckereien, Dienstleistungen) firmiert seit 1999 als Arvato.

In den 1980er und 1990er Jahren beteiligte sich die Bertelsmann-Tochter UFA an mehreren privaten deutschen Fernsehsendern (RTL, RTL II, Vox, Premiere) und schloss sich 1997 mit der RTL-Betreibergesellschaft CLT (Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion) zusammen. Nach der Übernahme des TV-Bereichs des britischen Medienkonzerns Pearson (Channel 5, Grundy, Thames Television) wurde CLT-UFA im Jahr 2000 in RTL Group umbenannt.

2004 schlossen Sony und Bertelsmann ihre internationalen Musikaktivitäten Sony Music Entertainment (Columbia, Epic) und BMG Entertainment (Ariola, Arista, BMG, Hansa, Jive, RCA, Zomba) in dem Jointventure Sony-BMG Music zusammen, verkaufte seine Anteile aber 2008 an Sony. Mit der 2009 gegründeten Firma BMG Rights Management stieg Bertelsmann in die Musikrechteverwertung ein.

2013 schlossen Bertelsmann und Pearson (Financial Times, Pearson Education, Penguin Books, The Economist) ihre Verlage Random House und Penguin Group (Penguin Books, Penguin Classics, Dorling Kindersley) zum größten Verlag der Welt zusammen; 2020 übernahm Bertelsmann Penguin Random House komplett.

Die Bertelsmann AG, die der Bertelsmann-Stiftung und der Familie Mohn gehört, fungiert als Holdinggesellschaft für die Unternehmen und Bereiche Arvato (Dienstleistungen, Druckereien), BMG (Rechteverwertung), Penguin Random House (Buchverlage; Ballantine Books, Bantam Books, Blanvalet, C. Bertelsmann, Crown, Dorling Kindersley, Goldmann, Heyne, Knopf Doubleday, Penguin, Putnam, Random House), RTL Group (Film-/TV-Produktion, Radio-/TV-Sender, Zeitschriften).

Text: Toralf Czartowski