Markenlexikon
George Everett Haskell (1864 – 1919) und William Bosworth waren bei der Fremont Butter and Egg Company in leitenden Positionen angestellt und bauten ab 1889 eine Niederlassung in Beatrice/Nebraska auf. Als Fremont Pleite ging, übernahmen beide das Werk in Beatrice und gründeten 1894 die neue Firma Haskell & Bosworth, die 1898 in Beatrice Creamery Company umbenannt wurde. In Beatrice hatte es bereits früher eine Beatrice Creamery Company gegeben, die aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr existierte.
Das Unternehmen produzierte u. a. Milch, Eier, Eiscreme, Käse und vor allem Butter, die bald landesweit verkauft wurde, ab 1905 unter dem Markennamen Meadow Gold, nachdem man zuvor die Continental Creamery Company aus Topeka/Kansas übernommen hatte, der die 1901 eingeführte Marke Meadow Gold gehörte. 1913 verlegte die Firma ihren Hauptsitz nach Chicago, damals das Zentrum der US-Fleisch- und Nahrungsmittelindustrie.
Die kinderreichen Nachkriegsjahre und die nun in großem Umfang benötigten Milchprodukte führten zu einem rasanten Wachstum der Beatrice Foods Company (ab 1946 unter diesem Namen). Das so verdiente Geld investierte der Konzern in zahlreiche teilweise branchenfremde Unternehmen (u. a. Airstream, Avis, Canada Dry, Dannon, Halston, Harman/Kardon, Max Factor, Melnor, Playtex, Samsonite, Stiffel, Swift, Tropicana), die 1984 unter dem Dach der Holdinggesellschaft Beatrice Companies zusammengefasst wurden. Die Übernahme des Mischkonzerns Esmark (1984), der 1973 aus dem Chicagoer Fleischkonzern Swift hervorgegangen war, brachte den Beatrice-Konzern jedoch in eine finanzielle Schieflage.
Der Gedanke hinter diesen besonders in den USA und Großbritannien zwischen 1965 und 1990 verbreiteten Mischkonzernen (u. a. BAT Industries, Beatrice Companies, Borden, Gulf & Western, Hanson Trust, ITT Industries, Litton Industries, Loral, LTV, Reynolds Industries/RJR-Nabisco, W. R. Grace) war der Wunsch, konjunkturelle Schwankungen einzelner Branchen ausgleichen zu können. Allerdings stellte sich bald heraus, dass sich die Konzernmanager an der Spitze immer nur mit einigen wenigen Branchen wirklich gut auskannten. Zahlreiche fehlerhafte Entscheidungen innerhalb dieser nur schwer zu beherrschenden Konglomerate führten dazu, dass sie in den 1980er Jahren größtenteils Opfer von Corporate Raidern wurden, die zunächst die Aktienmehrheit erwarben und die Konzerne anschließend in ihre Einzelteile zerlegten und mit beträchtlichem Gewinn weiterverkauften.
1986 wurde Beatrice Cos. von der auf LBOs (Leveraged Buyout, fremdfinanzierte Übernahme) spezialisierten Firma KKR (Kohlberg Kravis Roberts) übernommen und innerhalb der nächsten vier Jahre an verschiedene Unternehmen verkauft. Die Buttersparte übernahm 1986 Borden, ebenfalls ein US-Nahrungsmittelkonzern, andere Nahrungsmittelbereiche wie Käse und Fleisch (Swift) erwarb 1990 ConAgra, die australischen Aktivitäten gingen an Cadbury-Schweppes, das kanadische Geschäft übernahm zunächst ein Finanzinvestor und 1997 der italienische Milchkonzern Parmalat. In Kanada wird die Marke Beatrice weiterhin für die Vermarktung zahlreicher Milchprodukte verwendet (Frischmilch, Milchgetränke, Kondensmilch, Butter, Frischkäse, Joghurt).
Text: Toralf Czartowski