Markenlexikon
Der Elektromechaniker Gottlob Bauknecht (1892 – 1976) eröffnete 1919 in Tailfingen auf der Schwäbischen Alb eine elektrotechnische Werkstatt. Zunächst führte er lediglich Reparaturen aus und versorgte die Bevölkerung der Region mit Ersatzteilen. Nebenher entwickelte er einen Universal-Elektromotor, der an alle möglichen landwirtschaftlichen Geräte angebaut werden konnte. 1924 verlegte Bauknecht seine Werkstatt nach Stuttgart, wo 1933 und 1936 zwei neue Werke errichtet wurden. 1938 kam noch ein weiteres in Welzheim, vierzig Kilometer östlich von Stuttgart, hinzu. Zu dieser Zeit lieferte Bauknecht seine Elektromotoren auch an verschiedene Hersteller von Haushaltsgeräten und Küchenmaschinen. Während des Zweiten Weltkriegs musste das Unternehmen Rüstungsgüter produzieren, was dazu führte, dass die Werke in Stuttgart und Welzheim durch alliierte Bombenangriffe größtenteils zerstört wurden.
1948 stieg Bauknecht selbst in die Hausgeräteproduktion ein. Das erste Gerät war eine Küchenmaschine mit Rührwerk (Allfix). 1951 folgte der erste Kühlschrank. Dann ging es Schlag auf Schlag: Gefriergeräte und Wäscheschleudern (1954), Waschautomaten (1955), Geschirrspüler (1958), Kochherde (1965), Nachtspeicheröfen (1966), Wäschetrockner (1974) und Mikrowellengeräte (1977). Der Bauknecht-Manager Walter Rübsam erfand 1954 den bekannten Werbeslogan »Bauknecht weiß, was Frauen wünschen«, der jahrzehntelang in Gebrauch blieb. Da Frauen inzwischen nicht mehr so gern in der Küche stehen, wurde er 2004 in »Heute leben« geändert. 1958 ging ein neues Werk in Schorndorf, 26 Kilometer östlich von Stuttgart, in Betrieb, 1971 kam noch eine weitere Produktionsstätte in Neunkirchen (Saarland) hinzu.
Infolge von verlustträchtigen Auslandsinvestitionen und des Rückzugs der Banken von weiteren Finanzierungszusagen musste Bauknecht 1982 einen Vergleich beantragen, was Ende 1982 zur Übernahme durch die deutsche Philips-Tochtergesellschaft führte. 1989 gründete Philips mit dem US-Hausgerätehersteller Whirlpool das Jointventure Whirlpool Europe, in das auch Bauknecht eingegliedert wurde. 1991 übernahm Whirlpool dieses Unternehmen ganz, womit sich Philips aus der Produktion großer Küchengeräte zurückzog. 2015 schloss Bauknecht sein letztes deutsches Werk in Schorndorf, 2012 war bereits die Fabrik in Neunkirchen an ZF Friedrichshafen verkauft worden. Die Bauknecht-Geräte werden nun in in den Whirlpool-Werken hergestellt.
Text: Toralf Czartowski