Markenlexikon

Bahlsen

Ursprungsland: Deutschland

Der Exportkaufmann Hermann Bahlsen (1859 – 1919) arbeitete einige Jahre als Zuckereinkäufer in England. Als er 1889 nach Deutschland zurückkehrte, übertrug ihm seine Mutter Marie Bahlsen die Leitung einer kleinen Hannoveraner Bäckerei mit zehn Mitarbeitern, die Cakes und Biskuits nach englischem Vorbild herstellte. Deren Vorbesitzer stand bei der wohlhabenden Tuchhändler- und Goldschmiedefamilie Bahlsen mit 20.000 Mark in der Kreide, und da er nicht zahlen konnte, übernahm die Familie anstelle des Geldes die Bäckerei. Hermann Bahlsen nannte seine neue Firma Hannoversche Cakes-Fabrik H. Bahlsen (ab 1912 H. Bahlsens Keksfabrik). Zu den ersten Produkten gehörten H.C.F. Butter-Cakes (1891), Leibniz Cakes (1892; benannt nach dem Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Freiherr von Leibniz, der eine Weile in Hannover gelebt hatte), »Ohne Gleichen« (1900), Waffeln mit Schokoladenüberzug und Nuss-Nougat-Creme-Füllung, die Eiswaffel »Noch eine« (1906) und ABC Russisch Brot (1906).

Die ursprünglich aus England stammenden Plätzchen, für die Bahlsen das eingedeutschte Wort »Keks« erfand (von engl. Cake = Kuchen), entwickelten sich bald auch in Deutschland zur beliebten Zwischendurchmahlzeit, vor allem bei Reisenden (Slogan: »Was ißt die Menschheit unterwegs? – Na selbstverständlich Leibniz Cakes.«). 1904 wurden die Bahlsen-Kekse erstmals in der luft-, staub- und feuchtigkeitsfesten TET-Verpackung aus Wachspapier verkauft, die eine lange Haltbarkeit garantierte. TET (eigtl. dschet) ist eine altägyptische Hieroglyphe, die soviel wie »ewig-dauernd« bedeutet. 1905, lange bevor Henry Ford mit der damals revolutionären Fließbandtechnik in den USA für Furore sorgte, führte Bahlsen das erste Fließband in Europa ein, um die Leibniz-Kekse schnell und effizient verpacken zu können. 1911 wurde das Wort »Keks« in den Duden aufgenommen.

Nachdem der Gründer 1919 verstorben war, führten seine Söhne Hans (1901 – 1959), Werner (1904 – 1985) und Klaus (1908 – 1991) das Unternehmen weiter. Neben den Dauerbackwaren stellte Bahlsen bald auch Knabberartikel wie Amerikanische Cräcker (ab 1900), Salzletten-Salzstangen (ab 1935) und ErdnußLocken-Erdnussflips (ab 1960 in Frankreich, 1963 auch in Deutschland) her.

Durch eine Mehrheitsbeteiligung an der Firma Flessner KG kamen 1964 noch Kartoffelchips hinzu. Der Maschinenbauingenieur Heinz Flessner war 1951 der erste Deutsche gewesen, der Kartoffelchips produzierte. In den 1950er Jahren begann das Unternehmen mit dem Export seiner Produkte, u.a. 1950 in die Schweiz und 1952 in die USA. Bald darauf entstanden zahlreiche internationale Vertriebsgesellschaften (u.a. 1960 in Italien und Frankreich, 1962 in Österreich, 1967 USA, Luxemburg und Niederlande, 1969 Belgien, 1972 Spanien und England). Durch die Übernahme der Kuchenfabrik Brokat in Oldenburg entstand 1966 ein weiterer Geschäftsbereich. 1974 nahm Bahlsen die Produktion im Ausland auf (Trimbach/Schweiz, Noyon/Frankreich), 1980 folgte eine Produktionsstätte in den USA (Cary/North Carolina). Von 1968 bis 1991 gehörte auch die Gubor Schokoladenfabrik zu Bahlsen. 1995 erwarb die Bahlsen KG die Gebäcksparte des Zwieback-Herstellers Brandt.

Doch während das Unternehmen florierte, zerstritt sich die Bahlsen-Familie so nachhaltig, dass Werner Michael (* 1949) und Lorenz Bahlsen – die Söhne von Werner Bahlsen – ihr Unternehmen 1999 in zwei separate Firmen aufteilten: Bahlsen GmbH & Co. KG Hannover – hier werden weiterhin die Dauerbackwaren hergestellt – und The Lorenz Bahlsen Snack-World GmbH & Co. KG Neu-Isenburg. Hermann Bahlsen (* 1927), der Sohn von Hans Bahlsen, der dem Unternehmen seit 1956 angehörte, hatte sich schon 1996 mit der US-Tochter Austin Quality Foods und dem Werk in Cary selbstständig gemacht. Bahlsen Hannover produziert heute in vier Werken (Barsinghausen, Berlin, Varel, Skawina/Polen), Lorenz in Neunburg vorm Wald, Hankensbüttel, Kreba-Neudorf, Oława (Polen) und Osijek (Kroatien).

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