Markenlexikon

Aspirin

Ursprungsland: Deutschland

Der Kaufmann Friedrich Bayer (1825 – 1880) und der Färbermeister Johann Friedrich Weskott (1821 – 1876) gründeten 1863 in Barmen bei Wuppertal eine Farbenfabrik, die zunächst Anilinfarbstoffe herstellte. 1885 entdeckte der Bayer-Chemiker Friedrich Carl Duisberg (1861 – 1935) den roten Farbstoff Benzopurin, der sich bald zum wichtigsten Produkt der Farbenfabrik entwickelte. 1888 stieg Bayer auch in die Produktion von pharmazeutischen Produkten ein.

1893 brachte das Unternehmen das erste synthetische Insektizid der Welt auf den Markt (Antinonnin). 1897 wurde in den Bayer-Labors erstmals stabile, medizinisch nutzbare Acteylsalicylsäure synthetisiert (unreine ASS hatte der Franzose Charles Frédéric Gerhardt bereits 1853 synthetisiert). Bis heute herrscht Unklarheit darüber, ob der junge Chemiker Felix Hoffmann (1868 – 1946) oder Arthur Eichengrün (1867 – 1949), ebenfalls ein Bayer-Chemiker, ASS entwickelt haben. Eichengrün, der während der Nazi-Herrschaft vierzehn Monate im KZ Theresienstadt gesessen hatte, schrieb 1949 einen Brief an den IG-Farben-Konzern, zu dem Bayer damals gehörte, in dem er behauptete, er habe die Verantwortung für die Planung und Koordination von ASS innegehabt. Hoffmanns Arbeit sei lediglich eine ausführende Tätigkeit gewesen.

ASS war ursprünglich als schmerzstillendes Mittel zur Behandlung von Rheuma-Patienten vorgesehen gewesen. Da der neue Stoff auch bei anderen Schmerzen eine erstaunliche Wirkung zeigte, brachte Bayer ASS 1899 unter dem Handelsnamen Aspirin in die Apotheken. Aspirin setzt sich zusammen aus »Acetyl« und »Spirsäure«, die identisch mit dem Wirkstoff Salicylsäure ist. 1900 gab es Aspirin als eines der ersten Medikamente auch in Tablettenform, seit 1904 mit dem eingestanzten Bayer-Kreuz. Schon bald nach seiner Einführung galt Aspirin als das bekannteste Medikament der Welt (Slogan: »Aspirin überwindet alle Schmerzen.«), obwohl die Wirkung von ASS im Körper erst 1971 von dem britischen Mediziner John Vane wissenschaftlich erklärt werden konnte.

Während des 1. Weltkriegs, als sich die verfeindeten Staaten gegenseitig Unternehmen, Vermögen, Patente und Warenzeichen beschlagnahmten, wurde Bayer in den USA, Kanada, Puerto Rico, Großbritannien und Frankreich enteignet. Alle Patente und Warenzeichen gingen 1918 in den Besitz anderer Firmen über, in den USA an das Pharma-Unternehmen Sterling Drug (später Sterling-Winthrop). 1978 kehrte Bayer nach Amerika zurück und übernahm den Konkurrenten Miles Laboratories, durfte dort aber auch weiterhin nicht unter seinem Namen auftreten. Erst 1994 konnte Bayer seine Markenrechte in den USA, Kanada und Puerto Rico durch den Kauf von Sterling-Winthrop zurückerwerben. Seit 1995 firmiert Miles als Bayer Corporation. Das 1884 von dem Arzt Dr. Franklin Lawrence Miles (1845 – 1929) in Elkhart/Indiana gegründeten Unternehmen hatte 1931 Alka-Seltzer auf den Markt gebracht hatte – im Prinzip das gleiche Medikament wie Aspirin. Es enthält ebenfalls den Wirkstoff ASS.

Text: Toralf Czartowski