Tory Tordal: Taro Yagur – Kampf um Tanybur

Markenlexikon

Ariola

Ursprungsland: Deutschland

Nachdem der Bertelsmann Verlag 1950 einen erfolgreichen Buchclub gegründet hatte (Lesering), kam man in der Gütersloher Firmenzentrale bald auf die Idee, das Buchclub-Konzept auch auf die Musikbranche zu übertragen. Unter dem Motto »Zum guten Buch gehört der schöne Klang« rief der Verlag 1956 den Bertelsmann Schallplattenring ins Leben. Angeboten wurden zunächst Klassik-, Wort- und Hörspielplatten. Geld konnte man damit jedoch kaum verdienen und die umsatzträchtigen Unterhaltungsstars befanden bei den damals führenden deutschen Plattenfirmen Deutsche Grammophon Gesellschaft (Polydor) und EMI-Electrola/Odeon unter Vertrag. So entschlossen sich die Bertelsmann-Manager schließlich eine eigene Musikabteilung aufzubauen. 1957 entstand zunächst das Presswerk Sonopress (inkl. Aufnahmestudios) und 1958 die Produktions- und Vertriebsgesellschaft Ariola, die den Buchclub mit Hit-Zusammenstellungen von Interpreten belieferte, die ihre große Zeit schon hinter sich hatten (Eddie Constantine, Josephine Baker, Lale Andersen, Zarah Leander). Für den Druck der Cover war die Bertelsmann-Tochter Mohndruck zuständig.

Der Name Ariola hat keine tiefere Bedeutung. Man spielte mit vielen Fantasienamen wie etwa Baccarola, bevor man sich schließlich für Ariola entschied. Vielleicht dienten der antike griechische Sänger Arion und Plattenlabels wie Victrola (RCA-Victor) oder EMI-Electrola als Vorbilder. Der Anfangsbuchstabe A hatte den Vorteil, dass die noch unbekannte Firma in Listings von Neuaufnahmen und Gesamtprogrammen für den Fachhandel weit vorne stand.

Den ersten großen Erfolg konnte Ariola 1959 mit dem Hit Am Tag als der Regen kam von Dalida verbuchen. 1964 wurden die Produktionsaktivitäten von Gütersloh nach München verlegt (dieser Bereich hieß nun Ariola Eurodisc Musikproduktion), 1969 folgte auch der Vertrieb. In den 1960er Jahren konzentrierte sich Ariola Eurodisc noch hauptsächlich auf den nationalen Markt; zu den Interpreten, die bei Ariola unter Vertrag standen, gehörten Bruce Low, Dalida, Heintje, Michael Holm, Mireille Matthieu, Peter Alexander, Rex Gildo, Tony Marshall oder Udo Jürgens.

In den 1970er Jahren wuchs Ariola zu einer führenden europäischen Plattenfirma heran, die nicht nur überall auf der Welt eigene Niederlassungen gründete (1969 Niederlande; 1970 Spanien; 1973 Frankreich; 1976 Belgien, USA; 1977 Mexiko, Schweiz, Großbritannien), sondern auch den Vertrieb für eine ganze Reihe in- und ausländischer Plattenfirmen übernahm (ABC Records, Bronze Records, Chrysalis Records, Hansa Musik, Island Records, Jupiter Records, Liberty Records, MCA Records, Motown, United Artists Records, Virgin Records).

Ariola
Ariola

1979 erwarb Ariola Eurodisc die New Yorker Plattenfirma Arista Records (Alan Parsons Project, Aretha Franklin, Bay City Rollers, Barry Manilow, Carlos Santana, Lou Reed, Whitney Houston), die zuvor der Filmgesellschaft Columbia Pictures gehört hatte, und 1985 Hansa Musik aus Berlin (Boney M., C. C. Catch, Drafi Deutscher, Eruption, Frank Zander, Gunter Gabriel, Juliane Werding, Marianne Rosenberg, Milli Vanilli, Modern Talking, Roland Kaiser, The Teens, The Twins, Wolfgang Petry).

Ebenfalls 1985 beteiligte sich Bertelsmann an RCA Records, der Musikabteilung des US-Elektronikkonzerns RCA. RCA Records besaß nicht nur Niederlassungen auf allen wichtigen Musikmärkten der Welt, sondern auch viele tausend Urheberrechte, die bis 1901, dem Gründungsjahr der Firma Victor Talking Machine Company zurückreichen (Baccara, Bonnie Tyler, Charley Pride, David Bowie, Dolly Parton, Duke Ellington, Elvis Presley, Eurythmics, Glenn Miller, Hank Snow, Harry Belafonte, John Denver, Josephine Baker, José Feliciano, Kenny Rogers, Middle of the Road, Oliver Onions, Perry Como, Slade, The Everly Brothers, The Sweet, Tony Christie, Vangelis, Waylon Jennings, Willie Nelson).

Als General Electric 1986 die Muttergesellschaft RCA übernahm, kaufte Bertelsmann auch die restlichen Anteile an RCA Records. Damit gelang Ariola der Aufstieg zum Global-Player. Kurz darauf wurde die neue Dachgesellschaft Bertelsmann Music Group (BMG) gegründet. Bei dieser Gelegenheit änderte Ariola Eurodisc den Firmennamen in BMG Ariola München und RCA Schallplatten Hamburg firmierte nun als BMG Ariola Hamburg. Zur gleichen Zeit begann Sonopress in Gütersloh mit der CD-Herstellung.

1993 erwarb BMG die ehemalige DDR-Plattenfirma Amiga, die 1997 zusammen mit anderen kleineren Labels in die Tochtergesellschaft BMG Musik Berlin integriert wurde. 2002 übernahm BMG die britische Plattenfirma Zomba/Jive (Backstreet Boys, Britney Spears, N'Sync, Samantha Fox).

2004 schlossen Sony und Bertelsmann ihre Musiksparten Sony Music Entertainment (Labels: Columbia, Epic) und BMG Entertainment (Labels: Ariola, Arista, Hansa, Jive, RCA, Zomba) in dem Jointventure Sony-BMG Music Entertainment (New York) zusammen. 2008 verkaufte Bertelsmann seine Sony-BMG-Anteile an Sony, sodass Ariola nun vollständig zu Sony Music Entertainment gehört. Zwei Jahre zuvor hatte Bertelsmann bereits seinen Musikverlag BMG Music Publishing an Universal Music verkauft.

Ab der Jahrtausendwende konzentrierte sich das Label Ariola verstärkt auf deutsche Künstler, vor allem aus den Bereichen Schlager und Volksmusik (Andrea Berg, Beatrice Egli, City, Die Flippers, Die Prinzen, Heino, Heinz Rudolf Kunze, Kristina Bach, Matthias Reim, Michael Wendler, Michelle, Münchener Freiheit, Nicole, Nino de Angelo, Peter Maffay, Roger Whittaker, Roland Kaiser, Truck Stop, Vicky Leandros, Wolfgang Petry).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain

www.ariola.de