Markenlexikon

Antonov

Ursprungsland: Ukraine

Nachdem Oleg Konstantinowitsch Antonow (1906 – 1984; engl. Oleg Konstantinovitch Antonov) in den 1930er Jahren in einem Werk für Segelflugzeuge als Chefkonstrukteur gearbeitet und während des Zweiten Weltkriegs bei Yakovlev Lastensegler und Jagdflugzeuge mitkonstruiert hatte, bekam er 1946 die Leitung des neugegründeten Experimental-Konstruktionsbüros OKB 153 (russ. OKB = Opitno Konstruktorskoje Bjuro) in Nowosibirsk übertragen. In dieser sibirischen Großstadt befand sich seit 1937 eine Flugzeugfabrik (Fabrik Nr. 153), die zunächst verschiedene Typen des Yakovlev-Konstruktionsbüros (Yak-3, Yak-7, Yak-9) produzierte, später auch MiG- und Sukhoi-Kampfflugzeuge.

Antonovs erste Konstruktion war der einmotorige Mehrzweck-Doppeldecker An-2 (Erstflug 1947), von dem dank seiner Zuverlässigkeit und seinen vielfältigen Einsatzmöglichkeiten (zwölfsitziges Passagier-, Transport-, Agrar-, Forstflugzeug; mit Rädern, Schwimmern oder Schneekufen) bis in die 1990er Jahre hinein rund 18.000 Exemplare gefertigt wurden. Lizenproduktionen gab es auch in Polen und China. 1952 zog das OKB nach Kiew in der Ukraine um.

Die meisten Flugzeuge, die das OKB Antonov konstruierte, waren und sind Transportflugzeuge (1965 – 1976 An-22 Antei/Antäus, 1969 – 1986 An-26, 1967 – 1980 An-30, seit 1976 An-32/132, 1977 – 1993 An-72, 1982 – 2004 An-124 Ruslan, seit 1983 An-74, 1988 – 1989 An-225 Mrija, seit 1994 An-70/77), die teilweise, wie die An-10 Ukraina (1957 – 1960), die An-12 (1957 – 1972) und die An-24 (1959 – 1979), auch im Passagierverkehr zum Einsatz kamen. Eine Ausnahme bildet das zweistrahlige Regionalverkehrsflugzeug An-148 (seit 2004). Zwei weitere Projekte in diesem Bereich wurden wieder eingestellt (An-180, An-218). Markantestes Merkmal aller Antonov-Flugzeuge ist die Auslegung als Hochdecker.

Antonov
Antonov

Die sechstrahlige An-225 Mrija, von der allerdings nur ein Exemplar für den Transport der Raumfähre Buran gebaut wurde, war lange Zeit das größte Flugzeug der Welt. Während des Angriffs Russlands auf die Ukraine wurde die auf dem Flughafen Hostomel abgestellte An-225 im Februar 2022 zerstört.

Das zum staatlichen ukrainischen Rüstungskonzern UkrOboronProm gehörende Unternehmen Antonov mit Sitz in Kiew entwickelt und produziert neben Flugzeugen inzwischen auch Niederflurstraßenbahnen, Trolley-Busse und Rennräder und betreibt seit 1989 eine Frachtfluggesellschaft (Awialini Antonowa/Antonov Airlines). Das Kiewer Flugzeugwerk Aviant wurde 2009 in die Antonov-Gesellschaft integriert.

Gebaut wurden die Antonov-Flugzeuge während der sowjetischen Zeit in den staatlichen Flugzeugfabriken Charkow/Ukraine (An-72, An-74, An-140), Kiew/Ukraine (An-124, An-148, An-158), Uljanowsk (An-124), Samara (An-140, An-74), Woronesch (An-148), Nowosibirsk (An-38) und Taschkent/Usbekistan (An-8, An-12, An-22).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain