Markenlexikon

Alpia

Ursprungsland: Deutschland

Der Bäcker und Konditormeister Franz Stollwerck (1815 – 1876) begann 1843 in seiner vier Jahre zuvor eröffneten Bäckerei in Köln mit der Herstellung von Hustenbonbons. Seine sogenannten »Brustbonbons« wurden bald so berühmt in Deutschland, dass Stollwerck 1847 zum Hoflieferanten des Prinzen Friedrich von Preußen ernannt wurde. Ab 1860 stellte er auch Schokolade, Marzipan und Printen her. Nach dem Tod des Gründers führen seine fünf Söhne das Unternehmen zunächst weiter; 1902 wurde es in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Zu dieser Zeit besaß die Stollwerck AG mehrere Fabriken in Deutschland, Österreich-Ungarn, Großbritannien und den USA. 1906 kam mit der Tafelschokolade Alpia die bis heute bekannteste Stollwerck-Marke auf den Markt.

Infolge der Weltwirtschaftskrise übernahm die Deutsche Bank 1931 die Mehrheit der Stollwerck-Aktien. In der Nachkriegszeit entwickelte sich Stollwerck neben der Leonard Monheim AG (Mauxion, Novesia, Regent, Trumpf, Van Houten) zum führenden deutschen Schokoladenhersteller. Die Aufhebung der Preisbindung für Schokolade 1964 und die damit verbundenen Verluste veranlassten die Deutsche Bank dazu, die Stollwerck AG 1971 an den Schokoladenfabrikanten Hans Imhoff (1922 – 2007) zu verkaufen. Imhoff hatte 1948 eine Schokoladen- und Zuckerfabrik in Bullay/Mosel gegründet, außerdem gehörten ihm die Unternehmen Chocolat Alprose/Schweiz (seit 1964) und Hildebrand Berlin (seit 1969), die älteste deutsche Schokoladenfabrik (1817 von Theodor Hildebrand in Berlin gegründet). Imhoff sanierte das angeschlagene Unternehmen und schon 1975 konnte wieder eine Dividende gezahlt werden. Im gleichen Jahr wurde auch ein neues Werk in Köln-Porz errichtet. Stollwerck erwarb in den nächsten Jahren Firmen wie Waldbaur (1976), Sprengel (1979), Schubert Marzipan (1981), Jacques Chocolaterie/Belgien (1982), Thüringer Schokoladenwerk Saalfeld (1991), Sarotti (1997), Wurzener Dauerbackwaren (1997) und Gubor (1999; Verkauf 2005).

2002 wurde Stollwerck von Van Houten (Norderstedt), einer Tochtergesellschaft der Schweizer Barry Callebaut AG (Zürich), übernommen; dieser heute größte Schokoladenhersteller der Welt befindet sich mehrheitlich im Besitz der deutschen Jacobs-Familie, der früher die Bremer Kaffeerösterei Jacobs gehört hatte. Nachdem Van Houten die Anteile der verbliebenen Minderheitsaktionäre erworben hatte, wurde Stollwerck 2005 in eine GmbH umgewandelt. Zur gleichen Zeit endete die traditionsreiche Schokoladenproduktion in Köln-Porz. 2011 verkaufte Barry Callebaut sein Consumergeschäft (Stollwerck GmbH: Alpia, Alprose, Bensdorp, Eszet, Jacques, Sarotti, Van Houten) mit sechs Standorten (Berlin, Caslano/Schweiz, Eupen/Belgien, Köln-Porz, Norderstedt, Saalfeld) an das belgisch-niederländische Familienunternehmen Sweet-Products/Baronie.

Text: Toralf Czartowski