Markenlexikon
Der Englischlehrer Jack Ma (eigtl. Pinyin Ma Yun; * 1964) betrieb ab 1994 ein kleines Übersetzungsbüro in seiner Heimatstadt Hangzhou. Nachdem er sich ein wenig mit Computern und dem Internet vertraut gemacht hatte, fiel ihm während einer USA-Reise auf, dass es dort im Internet so gut wie keine Informationen über China gab. Daraufhin ließ er von einem Computerlehrer 1995 die Webseite chinapages.com erstellen, ein Branchenverzeichnis für chinesische Unternehmen. Nachdem er 1998/1999 kurzzeitig eine Regierungsbehörde geleitete hatte, die E-Commerce-Projekte entwickelte, gründete er 1999 mit mehreren Partnern in Hangzhou die B2B-Handels- und Kommunikationsplattform Alibaba.com. Den Namen Alibaba (nach der Märchenfigur Ali Baba aus »Tausendundeine Nacht«) ließ er sich einfallen, weil der über alle Kulturen hinweg bekannt ist. Ursprüngliches Ziel der Plattform war es, chinesische Hersteller mit westlichen Käufern zu verbinden.
Finanziert wurde das Unternehmen (abgesehen vom Startkapital in Höhe von 60.000 US-Dollar) u.a. vom japanischen Telekommunikations- und Medienkonzern Softbank und der US-Bank Goldman Sachs, die im Jahr 2000 25 Millionen Dollar Kapital zur Verfügung stellten, und dem US-Internetunternehmen Yahoo, das 2005 für rund eine Milliarde US-Dollar einen Anteil von 40 Prozent an der Alibaba Group erwarb. 2012 verkaufte Yahoo 20 Prozent der Alibaba-Anteile wieder an die Alibaba Group zurück.
Ab 2003 etablierte die Alibaba Group zahlreiche weitere Dienste wie Taobao.com (Online-Auktionshaus; 2003), Alipay (Online-Bezahlsystem; 2004), Tmall.com (Online-Kaufhaus; 2008), Alibaba Cloud (Cloud-Computing-Anbieter; 2009), AliExpress.com (Einzelhandelsplattform; 2010), Alibaba Pictures Group (Filmproduktion, Filmfinanzierung; 2014 Übernahme von ChinaVision Media), amap.com (Online-Kartendienst; 2014 Übernahme von AutoNavi) und Ant Group (Finanzdienstleistungen; seit 2014).
2019 zog sich Jack Ma aus der Führung des Unternehmens zurück. Den Vorstandsvorsitz hatte er bereits 2013 abgegeben. Als er 2020 das chinesische Bankensystem kritisierte und damit den chinesischen Kommunistenführer und Staatschef Xi Jinping verärgerte, wurde der Börsengang der Alibaba-Tochter Ant Group von Aufsichtsgremien der beiden Börsen Hongkong und Shanghai kurzfristig abgesagt und die chinesische Wettbewerbsbehörde eröffnete ein Kartellverfahren gegen Alibaba, mit der Begründung, dass der Konzern seine dominante Marktmacht ausgenutzt habe, um Kunden an seine Dienste zu binden. Jack Ma selbst verschwand für mehrere Monate aus der Öffentlichkeit.
Die Alibaba Group mit Sitz in Hangzhou ist an den Börsen von New York (seit 2014) und Hongkong (2007 – 2012, seit 2019) notiert. Der Börsengang an die NYSE war mit einem Emissionserlös von knapp 25 Milliarden US-Dollar der bis dahin größte der Welt. Der japanische Softbank-Konzern ist mit 24,8 Prozent der größte Anteilseigner der Alibaba Group (2021). Der Gründer besitzt keine Anteile mehr.
Text: Toralf Czartowski