Markenlexikon

Alcoa

Ursprungsland: USA

Aluminium ist eines der Elemente, das am häufigsten in der Erdkruste vorkommt. Da es jedoch in seinen Erzen sehr feste Verbindungen eingeht, lässt es sich nur schwer gewinnen. Als Hüttenrohstoff eignet sich nur der Bauxit, der Aluminiumoxid (Tonerde) enthält. 1808 war der englische Chemiker Humphrey Davy (1778 – 1829) auf das Metall, das er Alumium nannte, erstmals aufmerksam geworden, ohne es jedoch aus seinen Verbindungen lösen zu können. Erst 1825 gelang es dem dänischen Chemiker Hans Christian Ørsted (1777 – 1851) aus Tonerde eine kleine Menge unreinen Aluminiums herzustellen. Auch andere Chemiker wie Friedrich Wöhler (1880 – 1882), der 1827 reines Aluminium isolierte, oder der Franzose Henri Etienne Sainte-Claire Deville (1818 – 1881), der ab 1854 Aluminium produzierte (750 Kilogramm Jahresproduktion), konnten mit ihren Herstellungsverfahren die Menge nicht sonderlich steigern. Die industrielle Aluminium-Erzeugung gelang erst durch ein elektrolytisches Verfahren, das der Amerikaner Charles Martin Hall (1863 – 1914) und der französische Chemiker Paul-Louis Toussaint Héroult (1863 – 1914) 1886 unabhängig voneinander entwickelten. Dabei wird das Bauxit mit Kryolith gemischt, bei etwa 950 Grad Celsius geschmolzen und danach elektrolytisch in seine chemischen Bestandteile zerlegt. Ohne Zugabe von Kryolith liegt der Schmelzpunkt von reinem Aluminiumoxid bei etwa 2050 Grad Celsius.

Um seine Erfindung industriell auswerten zu können, gründete Hall 1888 gemeinsam mit mehreren Finanziers in Pittsburgh/Pennsylvania die Pittsburgh Reduction Company. Aufgrund eines Tippfehlers bei der Veröffentlichung des »aluminum refinement process« wird Aluminium von den Amerikanern bis heute mit nur einem »i« geschrieben. Die Briten übernahmen diese Schreibweise allerdings nicht. 1902 entstand in Kanada die Tochtergesellschaft Northern Aluminum Company, die ab 1924 als Aluminum Company of Canada (Alcan) firmierte und 1928 selbstständig wurde. 1907 benannte sich das Unternehmen in Aluminum Company of America (ab 1999 Alcoa Inc.) um. 1910 wurde das Kürzel Alcoa offiziell als Markenzeichen eingeführt. Alcoa war lange Zeit nicht nur der führende Aluminiumhersteller der USA, sondern auch der größte der Welt. Das führte in den 1940er Jahren zu einem langwierigen Antitrustverfahren, das die Aufspaltung des Konzerns zum Ziel hatte. Letztlich musste Alcoa mehrere Werke an die Konkurrenten Reynolds Metals und Permanente Metals (Henry Kaiser) verkaufen.

2000 erwarb Alcoa die Reynolds Metals Company aus Richmond/Virginia, den damals zweitgrößten US-Aluminiumhersteller und drittgrößten der Welt. Ebenfalls 2000 übernahm Alcoa Cordant Technologies, die frühere Thiokol Corporation; Cordant produziert Feststoffmotoren für Trägerraketen (u.a. die Feststoffbooster für die Space Shuttles), Präzisionsbefestigungssysteme für die Luft- und Raumfahrtindustrie und Präzisionsguss-Komponenten für Turbinentriebwerke und Kraftwerksgasturbinen.

2016 teilte sich die Alcoa Inc. in zwei Unternehmen auf: Alcoa Corporation Pittsburgh/PA (Bauxit-, Aluminiumoxid- und Aluminium-Produktion) und Arconic Corporation New York/NY (Produktion von Aluminium-Produkten für die Fahrzeug-, Flugzeug- und Bauindustrie). Alcoa betreibt Werke in Australien, Brasilien, Kanada, Norwegen, Spanien, Saudi-Arabien und den USA. Alcoa ist heute neben RUSAL (Russland), Rio Tinto/Alcan (die australisch-britische Rio Tinto Group und Alcan schlossen sich 2007 zusammen) und Norsk Hydro (Norwegen) der weltweit größte Aluminium-Produzent.

Text: Toralf Czartowski