Markenlexikon

Agfa

Ursprungsland: Deutschland

Die Chemiker Paul Mendelssohn-Bartholdy (1841 – 1880), ein Sohn des Komponisten Felix Mendelssohn-Bartholdy, und Carl Alexander Martius (1838 – 1920) gründeten 1867 in Rummelsberg bei Berlin die Gesellschaft für Anilinfabrikation mbH, aus der 1873 die Actien-Gesellschaft für Anilin-Fabrikation (Agfa) hervorging. Das Unternehmen produzierte zunächst Anilin-Farbstoffe.

Anilin, ein Bestandteil des Steinkohleteers, war 1834 von dem deutschen Chemiker Friedlieb Ferdinand Runge entdeckt worden. 1856 entwickelte der damals 18-jährige englische Chemiestudent William Henry Perkin den ersten Anilinfarbstoff. Das so genannte Mauvein (Perkin-Violett, Anilinpurpur) war auch gleichzeitig der erste künstliche Farbstoff. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde ausschließlich mit Naturfarben aus pflanzlichen Bestandteilen und tierischen Organismen gefärbt.

Unter dem 1897 registrierten Markenzeichen Agfa spezialisierte sich das Unternehmen um die Jahrhundertwende auf Foto- und Filmmaterial sowie chemische Präparate für fotografische Zwecke. 1909 errichtete Agfa in Wolfen die damals größte Filmfabrik Europas, die heute oft als Geburtsort des Farbfilms bezeichnet wird.

Von 1925 bis 1945 gehörte Agfa zur I.G. Farbenindustrie AG (BASF, Bayer, Dynamit-Nobel, Griesheim Elektron, Hoechst, Weiler-ter Meer), was dazu führte, dass Bayer sein gesamtes Fotogeschäft auf Agfa übertrug, u.a. den 1896 gegründeten Kamerahersteller Alexander Heinrich Rietzschel in München, der daraufhin in Agfa Camerawerk München umbenannt wurde. Agfa/Rietzschel produzierte verschiedene Kameratypen unter Namen wie Billy, Isolar und Isorette. 1936 brachte Agfa den bahnbrechenden Agfacolor-Farbfilm heraus, der erstmals eine wirklich befriedigende Qualität von Diapositiven bot. Ab 1949 gab es auch Agfacolor-Negativfilme.

Agfa
Agfa

1952 wurde die Agfa AG in Leverkusen als Tochtergesellschaft des Bayer-Konzerns neu gegründet. Die Agfa-Filmfabrik in Wolfen – nun in der DDR gelegen – benutzte das Markenzeichen Agfa noch bis 1964, dann änderte man es in ORWO (Original Wolfen). Agfa Leverkusen schloss sich 1964 mit dem belgischen Fotopapierhersteller Gevaert aus Mortsel zusammen, der 1894 von dem Fotografen Lieven Gevaert (1868 – 1935) in Antwerpen gegründet worden war. Zu einem großen Erfolg entwickelte sich ab 1959 die vollautomatische Kleinbildkamera Agfa Optima. 1971 brachte Agfa-Gevaert den ersten europäischen Kopierer auf den Markt, der auf der Xerographie-Technologie basierte (Gevafax X-10).

Durch zahlreiche Übernahmen wurde Agfa-Gevaert in den 1980er Jahren zu einen weltweit führenden Anbieter von Geräten und Systemen für die Druckindustrie (Reprotechnik) und den medizinischen Bereich (bildgebende Diagnosegeräte für medizinische Anwendungen). 1982 gab Agfa die eigene Kameraproduktion auf. Die Magnetbandproduktion, die man 1943 von BASF übernommen hatte, wurde 1991 an BASF zurückverkauft.

1999 platzierte der Bayer-Konzern die Agfa-Gevaert-Gruppe als selbstständiges Unternehmen an der Börse. Hauptaktionäre blieben die Bayer AG (30 Prozent) und die Gevaert N.V. (25 Prozent). Gleichzeitig verlegte man den Agfa-Gevaert-Hauptsitz von Leverkusen nach Mortsel (Belgien). Um sich auf die Kernwachstumsmärkte Graphic Systems und HealthCare konzentrieren zu können, verkaufte Agfa-Gevaert die in Leverkusen angesiedelte Fotofilmsparte Consumer Imaging (Filme, Fotopapiere, Fotochemikalien, Laborgeräte) 2004 an eine internationale Investorengruppe, zu der auch Mitglieder des Agfa-Managements gehörten.

2005 musste das abgespaltene Unternehmen AgfaPhoto GmbH jedoch Insolvenz anmelden. Teilbereiche wurden daraufhin an andere Unternehmen verkauft. Die AgfaPhoto Holding GmbH (Leverkusen), die Muttergesellschaft der insolventen AgfaPhoto GmbH, vergibt nun Herstellungs- und Vertriebslizenzen für die unterschiedlichsten Produkte an Fremdfirmen.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain