Markenlexikon

Yahoo

Ursprungsland: USA

Im Februar 1994 begannen die beiden Studenten David Filo (* 1966) und Jerry Yang Chih-Yuan (* 1968) in einem Wohnwagen auf dem Campus der Stanford University in Palo Alto/California eine Spezialsoftware zur Verwaltung von Internet-Seiten zu entwickeln, die es Internet-Nutzern ermöglichte, schnell und problemlos zuvor thematisch geordnete Websites zu finden. Eine Suchmaschine (Web-Crawler), wie etwa AltaVista, Overture, Inktomi oder Google, war Yahoo anfangs nicht (Yahoo griff bis 2004 im Bedarfsfall auf Google zurück). Der Unterschied zwischen einer Suchmaschine und einem Web-Katalog besteht darin, dass der Crawler automatisch Milliarden von Webseiten im Netz absucht und auch Fragen beantworten kann, die den Inhalt der Seiten betreffen, während der Web-Katalog nur einen meist sehr kleinen Teil der weltweiten Web-Seiten mit menschlicher Hilfe katalogisiert und kategorisiert.

Zunächst hieß der Katalog »Jerry and David's Guide to the World Wide Web«, dann bekam er schließlich den Namen Yahoo. Über die Entstehung dieses Namens gibt es verschiedene Versionen. Zum einen war es ein früherer Spitzname von David Filo (Little Yahoo), der vielleicht auf die Yahoos aus dem Buch »Gullivers Reisen« zurückgeht oder auf den Südstaaten-Slang-Begriff Yahoo (= unverschämt, primitiv, ungehobelt; Filo wuchs in Louisiana auf), zum anderen wollen ihn die Gründer aus »Yet Another Hierarchical Officious Oracle« (Und noch eine hierarchisch offiziöse Weissagung) gebildet haben. Und dann gibt es noch die Version, dass Jerry Yang gelegentlich den Freudenschrei »Yah-hooooooo« ausstieß.

Als Glücksfall erwies sich die Bekanntschaft mit Marc Andreesen, dem Entwickler des Web-Browsers Netscape Navigator. Da Netscape Communications keinen eigenen Katalog entwickeln wollte, verwies die Firma in ihrem Browser direkt auf Yahoo. Nachdem bald immer mehr Internet-Nutzer Yahoo verwendeten, gründeten Yang und Filo im April 1995 die Firma Yahoo Inc.; das Geld kam von einem Risikokapitalgeber. 1996 ging das Unternehmen an die Technologiebörse NASDAQ. Yahoo war das zweite Internet-Unternehmen nach AOL, das die Gewinnschwelle erreichte.

Zwischen 1996 und 2000 gründete Yahoo zahlreiche regionale Ableger, u.a. in Japan (1996), Großbritannien (1996), Frankreich (1996), Singapur (1997), Australien (1997), Korea (1997), Dänemark (1997), Norwegen (1997), Schweden (1997), Italien (1998), Spanien (1998), China (1999), Argentinien (2000), Indien (2000) und Kanada (2000). Neben dem ursprünglichen Web-Verzeichnis Yahoo Directory wurden über das Yahoo-Portal inzwischen auch andere kostenlose und kostenpflichtige Dienstleistungen wie Yahoo Search (Suchmaschine), Yahoo Mail (E-Mail-Dienst), Yahoo Messenger (Instant Messaging), Yahoo Groups (Diskussionsforen), Yahoo Answers (Fragen- und Antworten-Seite), Yahoo Personals (Online Dating Service), Yahoo News (Nachrichten), Yahoo Finance (Finanzinformationen), Yahoo Maps, Flickr (Image-Hoster; wurde 2005 gekauft), Tumblr (Blogging-Plattform; wurde 2013 gekauft), Yahoo Shopping (Preisvergleich), Yahoo Sports (Sport-News) oder Yahoo Games (Online Spiele) angeboten.

Der Hauptumsatz des Unternehmens kam jedoch nach wie vor aus der Online-Werbung. Durch den Kauf der Suchmaschinenbetreiber Inktomi (2002) und Overture Services (2003), zu dem neben Overture auch AltaVista, AlltheWeb und FAST gehörten, konnte Yahoo eine eigene Suchtechnologie entwickeln (Yahoo Search). AlltheWeb und AltaVista wurden 2011 bzw. 2013 eingestellt. 2009 ging Yahoo eine Partnerschaft mit Microsofts Suchmaschine Bing ein, die Yahoo dafür an den Werbeerlösen beteiligte.

2005 beteiligte sich Yahoo mit rund 40 Prozent an dem führenden chinesischen Internet-Unternehmen Alibaba Group (Alibaba.com, Taobao, Alipay Alisoft, Alimama). Zwei Jahre später erwarb Yahoo die Werbefirma Right Media und Online-Werbenetzwerk BlueLithium. Eine Übernahme durch den Softwarekonzern Microsoft scheiterte im Mai 2008, da sich beide Unternehmensführungen nicht auf einen Kaufpreis einigen konnten. 2012 wurde die Informatikerin Marissa Ann Mayer, zuvor Vice President von Google, Vorstandsvorsitzende von Yahoo. Zur gleichen Zeit verkaufte Yahoo 20 Prozent des Alibaba-Anteils zurück an die Alibaba Group.

Nachdem Yahoo bei der Online-Werbung gegenüber den Konkurrenten Google und Facebook immer weiter ins Hintertreffen geraten war, verkaufte das Unternehmen das Internet-Geschäft mit der Marke Yahoo 2016/2017 an den US-Telekom-Konzern Verizon, dem mit AOL bereits ein anderer Internet-Pionier gehört. AOL und Yahoo wurden daraufhin in der Verizon-Tochtergesellschaft Verizon Media Inc. mit Sitz in New York und Sunnyvale/California zusammengefasst. Die Alibaba-Beteiligung und Yahoo Japan bleiben beim alten Unternehmen, das nun als Holdinggesellschaft fungiert und unter dem Namen Altaba firmiert. Gegen die Marktmacht von Google und Facebook konnte aber auch Verizon nichts ausrichten. Schließlich verkaufte Verizon die Verizon Media Inc. mit den Marken AOL und Yahoo 2021 an die Private-Equity-Gesellschaft Apollo Global Management.

Text: Toralf Czartowski