Markenlexikon

Uniroyal

Ursprungsland: USA

Die U.S. Rubber Company (Naugatuck/Connecticut), wie das Unternehmen zunächst hieß, entstand 1892 durch den Zusammenschluss der Gummihersteller American Rubber Company, Goodyear Metallic Rubber Shoe Company, L. Candee Company, Lycoming Rubber Company, National India Rubber Company, Boston Rubber Company, Meyer Rubber Company, New Brunswick Rubber Company und New Jersey Rubber Shoe Company. Neben Reifen und anderen Gummiprodukten produzierte das Unternehmen auch Segeltuch-Sportschuhe mit Gummisohlen, die ab 1916 unter dem Namen Keds vermarktet wurden. Von 1931 bis 1940 übernahm U.S. Rubber die 1916 von Raymond Gillette gegründete Gillette Tire Company. Das Gillette-Werk in Eau Claire/Wisconsin war bis zu seiner Schließung 1991 eine der größten Reifenproduktionsstätten der USA.

1958 expandierte U.S. Rubber mit dem Erwerb des 1868 von Oscar Englebert (1837 – 1912) in Lüttich gegründeten belgischen Reifenherstellers Englebert nach Europa. Englebert besaß damals Reifenwerke in Belgien (Lüttich), Deutschland (Aachen) und Frankreich (Clairoix-lez-Compiègne). 1961 benannte sich die U.S. Rubber Company nach ihrer bekanntesten Reifenmarke U.S. Royal (United States Royal) in Uniroyal Inc. um. Die Marke Englebert wurde 1968 aufgegeben, später aber zeitweise in den USA reanmimiert.

In den 1960er Jahren gehörte Uniroyal neben Agriselect, Diamond-Shamrock, Dow Chemical, Hercules Powder, Hoffman-Taff Chemicals, Monsanto, Thompson Chemical und Thompson-Hayward Chemical zu den Herstellern des Entlaubungsmittels Agent Orange, das von den amerikanischen Streitkräften im Vietnam-Krieg eingesetzt wurde, um die Tarnung der Guerillaorganisation NFB (Nationale Front für die Befreiung Südvietnams; auch als Vietcong [= Vietnamesischer Kommunist] bekannt) im dichten Dschungel zu erschweren und Verstecke sowie Versorgungswege aufzudecken. Da das Herbizid jedoch herstellungsbedingt das hochgiftige Dioxin TCDD (2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin) enthielt, erkrankten hunderttausende Bewohner der betroffenen Gebiete und US-Soldaten, die dem Gift ausgesetzt waren, u.a. an schweren Organschäden, Gehirnschäden, Leukämie, verschiedenen Krebsarten, Nervenleiden, Diabetes und Parkinson. TCCD ist die gleiche Chemikalie, die 1976 in der norditalienischen Stadt Seveso zum Seveso-Unglück führte.

1979 verkaufte Uniroyal die europäischen Tochtergesellschaften in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Belgien und Luxemburg an die deutsche Continental AG. Die Schuhmarken Keds, Grasshoppers und Sperry Top Sider übernahm die Stride Ride Corporation.

Um eine feindliche Übernahme durch den Investor Carl Icahn abzuwehren, nahm das Management Uniroyal 1985 von der Börse und wandelte die Gesellschaft in ein Privatunternehmen um. Die Chemieabteilung, die Agro- und Industriechemikalien sowie Gummi- und Plastikprodukte herstellte, wurde 1986 an Avery verkauft. Kurz darauf kam es zur Gründung des Jointventures Uniroyal-Goodrich Tire Company (Akron/Ohio), an dem die BFGoodrich Company einen Anteil von 50 Prozent besaß.

Bereits Mitte 1988 verkaufte BFGoodrich seine Beteiligung an eine Investorengruppe unter Führung der New Yorker Private-Equity-Firma Clayton, Dubilier & Rice, die sie dann 1989/1990 an den französischen Reifenkonzern Michelin weiterreichte. Die BFGoodrich Company, die sich auf andere Produkte spezialisierte (Antriebssysteme, Bremsen, Landesysteme und Räder für die Flugzeugindustrie) benannte sich zu dieser Zeit in Goodrich Corporation um. Die Marke Uniroyal gehört heute Michelin (Nordamerika) und Continental (Europa).

Text: Toralf Czartowski

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