Markenlexikon

Tropicana

Ursprungsland: USA

Der in Messina (Sizilien) geborene Anthony Talamo Rossi (1900 – 1993) ging 1921 gemeinsam mit vier Freunden nach New York, wo sie eigentlich nur etwas Geld verdienen wollten, um später in Afrika einen Film drehen zu können. Rossi arbeitete zunächst als Schlosser, Taxifahrer und Chauffeur. Ende der 1920er Jahre erwarb er ein Selbstbedienungsgeschäft in Jackson Heights auf Long Island, das er dreizehn Jahre lang leitete. Der Film in Afrika war zu dieser Zeit schon lange in Vergessenheit geraten. Da sich Rossi jedoch als gebürtiger Sizilianer nie so recht mit dem strengen New Yorker Winter anfreunden konnte, ging er 1941 nach Bradenton, eine Stadt im Südwesten Floridas direkt an der Tampa Bay. Dort baute er zunächst Tomaten an. Dann erwarb er eine Cafeteria in Bradenton und ein Restaurant in Miami Beach, das jedoch nicht besonders gut lief; in Europa tobte der 2. Weltkrieg, das Benzin war zeitweise auch in den USA rationiert und der Tourismus lag am Boden. Rossi verkaufte seine Gaststätten bald wieder und suchte sich in der Zitrusindustrie ein neues Betätigungsfeld.

1947 erwarb er die Fruchthandelsgesellschaft Overstreet Packing Company, die ihren Sitz in Palmetto, ein paar Kilometer nördlich von Bradenton, hatte. Anschließend benannte er das Unternehmen in Manatee River Packing Company um (nach dem Manatee River, der Bradenton und Palmetto voneinander trennt). Die Firma verkaufte anfangs vor allem Geschenkboxen mit portionierten Zitrusfrüchten an die Supermärkte in Florida, außerdem frischen und konzentrierten Fruchtsaft, der aus den kleineren Früchten, die sich anders nicht verkaufen ließen, hergestellt wurde. Ohne teure Kühlfahrzeuge, von denen die Firma einige besaß, waren diese Produkte jedoch nicht lange haltbar, was den Aktionsradius des Unternehmens erheblich einschränkte.

1949 verlegte die Firma ihren Sitz nach Bradenton, benannte sich in Fruit Industries Inc. um und führte die Marke Tropicana ein. 1954 brachte Tropicana als erstes Unternehmen ultrahocherhitzten Fruchtsaft in gewachsten Pappkartons auf den Markt, der rund drei Monate haltbar war und somit ohne Kühlung in weit entfernte Gegenden transportiert werden konnte. Damit hatte Rossi für die nächsten Jahre ein konkurrenzloses Produkt. 1957 erwarb die Firma, die sich nun Tropicana Products Inc. nannte, ein eigenes Transport- und Verarbeitungsschiff, die S.S. Tropicana, die jede Woche rund sechs Millionen Liter Fruchtsaft von Cape Canaveral/Florida nach New York brachte. 1964 nahm Tropicana im sandreichen Florida eine eigene Glasfabrik in Betrieb, die das Unternehmen mit Glasflaschen belieferte, 1968 folgte ein Plastikflaschenwerk. 1965 wurden die Tropicana-Säfte erstmals außerhalb der USA verkauft (in Frankreich).

1969 ging das Unternehmen an die New Yorker Börse, was in den 1970er Jahren dazu führte, dass es ständig zu Übernahmeversuchen durch Nahrungs- und Genussmittelkonzerne wie Philip Morris (Marlboro, Miller Beer), PepsiCo (Pepsi-Cola) oder Kellogg's kam. 1978, ein Jahr nachdem der Gründer seinen Chefposten aufgegeben hatte, wurde Tropicana von dem Nahrungsmittelkonzern Beatrice Foods übernommen, der jedoch 1986 in die Fänge der Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) geriet und anschließend in seine Einzelteile zerlegt wurde.

Tropicana kam 1988 unter das Dach des kanadischen Spirituosenkonzerns Seagram (Captain Morgan, Chivas Regal, Clan Campbell, Glenlivet, Jameson, Martell, Mumm, Sandeman, Seagram's). 1995 erwarb Seagram das Fruchtsaftgeschäft der Dole Food Company (Ananas, Bananen) mit den Marken Dole, Fruvita, Looza and Juice Bowl, die fortan von Tropicana hergestellt wurden. Als sich Seagram ab Mitte der 1990er Jahren immer mehr im Unterhaltungsgeschäft engagierte (MCA/Universal, PolyGram) und dafür Kapital benötigte, wurde Tropicana 1998 an den PepsiCo-Konzern verkauft, der damit endlich in den Besitz einer Fruchtsaftmarke kam, die mit Coca-Colas Minute Maid konkurrieren konnte. 2004 verlegte PepsiCo den Tropicana-Hauptsitz von Bradenton nach Chicago.

2021/2022 brachte PepsiCo einige seiner Getränkemarken (Copella, Dole Säfte, KeVita, Izze, Naked Juice, Punica, Tropicana) in das Jointventure Tropicana Products Group ein, an dem die französische Private-Equity-Firma PAI Partners mehrheitlich beteiligt ist. Tropicana Pure Premium ist bis heute der weltweit meistverkaufte direkt gepresste Fruchtsaft.

Text: Toralf Czartowski

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