Markenlexikon

Semperit

Ursprungsland: Österreich

Josef Miskolczy (1858 – 1921) gründete 1896 in Traiskirchen die Traiskirchner Gummiwarenfabrik Josef Miskolczy & Co. OHG. Ab 1900 produzierte die Firma Autoteifen. 1906 wurde die Marke Semperit (lat. semper it = geht/funktioniert immer) eingeführt, was zu einer Umfirmierung in Semperit Gummiwerke GmbH führte. Mit der Übernahme der Österreichische Amerikanische Gummifabriken AG (vorm. Schneck & Kohnberger), die in Wien vor allem Continental-Reifen des gleichnamigen Hannoveraner Unternehmens in Lizenz produzierte, kam es 1912 erneut zu einer Umbenennung in Semperit Österreichisch-Amerikanische Gummiwerke AG. 1923 erwarb Semperit die Gummifabrik in Wimpassing. Die 1824 von dem Schneidermeister Johann Nepomuk Reithoffer gegründete Gummifabrik ist die älteste Europas. Bis zum Beginn des 1. Weltkriegs wuchs Semperit zum führenden Reifenhersteller in Österreich-Ungarn heran. 1925 erwarb Semperit die Gummi und Kabelwerke Josef Reithoffer's Söhne, die Josef Reithoffer, der Halbbruder von Johann Nepomuk Reithoffer, 1832 gegründet hatte.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde die staatliche österreichische Creditanstalt Mehrheitsaktionär der Semperit AG. Bis Anfang der 1970er Jahre gehörte Semperit zu den größten Unternehmen Österreichs. Wegen chronischer Überschuldung (verschuldet durch den Großaktionär, die Creditanstalt, die auch als Hausbank fungierte) und Absatzschwierigkeiten auf dem Reifensektor (vor allem in den 1970er Jahren infolge der Ölkrise) wurde die Semperit Reifen AG (ab 1999 Semperit Reifen Ges.m.b.H.) 1984 aus der Semperit AG ausgegliedert und 1985 an die Continental Gummi-Werke AG verkauft. 2002 stellte Continental die Reifenproduktion in Traiskirchen zugunsten von Continental-Werken in Slowenien und Tschechien ein. Lediglich die Herstellung von Gummi-Mischungen blieb noch einige Jahre in Traiskirchen. 2009 wurde das Werk geschlossen und anschließend abgerissen.

Die Semperit AG Holding (Wien) stellt heute u.a. Operations- und Untersuchungshandschuhe (Sempermed), Hydraulik- und Industrieschläuche/Elastomerplatten (Semperflex), Bau- und Industrieformteile/Profile/Handläufe/Spezialprodukte (Semperform) und Förderbänder (Sempertrans) her. Produktionsstandorte gibt es in Österreich (Wimpassing), Ungarn, Tschechien, Polen, Italien, Deutschland, Frankreich, Thailand, China, Indien, Malaysia und den USA.

Text: Toralf Czartowski