Markenlexikon

Novell

Ursprungsland: USA

Novell Data Systems wurde 1979 von George Canova, Darin Field und Jack Davis in Provo/Utah gegründet. Anfangs stellte das Unternehmen Computer her. Den Namen Novell ließ sich Canovas Ehefrau in Anlehnung an das französische Wort »nouvelle« (= neu) einfallen. Die Firma lief anfangs nicht besonders gut, sodass Canova und Davis bald wieder ausstiegen. Die Risikokapitalfirma Safeguard Scientifics wollte Novell daraufhin schließen. Dann entschied man sich jedoch dafür, einen Neuanfang zu wagen. Im Januar 1983 gründete Safeguard das Unternehmen als Novell Inc. neu. Der Elektroingenieur Raymond John Noorda (1924 – 2006), der lange Zeit bei General Electric gearbeitet hatte, wurde neuer Chef. Der engagierte die zwei Jahre zuvor gegründete SuperSet Software Group (Drew Major, Dale Neibaur, Kyle Powell, Mark Hurst), um ein CP/M-Betriebssystem für Novell zu entwickeln. Heraus kam am Ende das Netzwerk-Betriebssystem Novell NetWare für die neuen IBM-kompatiblen PCs. 1991 gründeten Novell und die Unix System Laboratories, die damals noch zum Telefonkonzern AT&T gehörte, das Jointventure Univel, das das Unix-Derivat UnixWare entwickelte. Bis in die frühen 1990er Jahre hatte Novell im Bereich Netzwerk-Betriebssysteme eine Monopolstellung inne, die erst durch die Einführung von Microsofts Betriebssystem Windows 3.1 for Workgroups (1992), das bereits werksseitig mit Netzwerkfunktionen ausgestattet war, beendet wurde.

Novell vesuchte durch die Übernahme zahlreicher Softwarefirmen dem Abwärtstrend entgegenzusteuern (1991 Digital Research/DR-DOS, 1993 Unix System Laboratories, 1994 WordPerfect Corporation, 1994 Borland Quattro-Pro-Tabellenkalulation), agierte aber lange Zeit ziemlich erfolglos. Unix wurde schon 1995 an das X/Open-Konsortium (heute The Open Group), ein Zusammenschluss zahlreicher internationaler Hard- und Softwareunternehmen, abgegeben, einige Teile gingen an die Santa Cruz Operation (SCO). Caldera Systems (später The SCO Group), eine Firma, die 1994 von Bryan Sparks mit finanzieller Unterstützung des Novell-Chefs Ray Noorda gegründet worden war, übernahm 1996 das Betriebsystem DR-DOS/Novell DOS. Das Office-Paket WordPerfect Office, das einst neben Microsoft Office die führende Bürosoftware gewesen war, in den 1990er Jahren aber stetig Marktanteile verlor, verkaufte Novell 1996 an die Corel Corporation (CorelDraw); Corel übernahm auch Quattro Pro. Lediglich die WordPerfect-Groupware GroupWise (Verwalten von E-Mails, Terminen, Aufgaben, Adressen, Dokumenten; Instant Messenger) blieb bei Novell. Durch die Übernahme der Firmen Ximian (2003) und Suse Linux AG (2004; SUSE Linux, SuSE Linux Professional, openSUSE) stieg Novell zu einem der weltweit größten Linux-Distributoren auf. Der Nachfolger von Novell NetWare 6.5 wird seit 2005 als Open Enterprise Server (OES) vertrieben.

2014 schloss sich Attachmate mit Micro Focus International (Newbury, Berkshire, Großbritannien), einem Anbieter von Infrastruktur-Software, zusammen. Micro Focus, ursprünglich ein Unternehmen, das eine COBOL-Entwicklungsumgebung für PCs anbot, hatte 2009 bereits den Softwarehersteller Borland (Entwickler von Quattro Pro, Paradox, Turbo Pascal/Borland Pascal/Delphi, SideKick) übernommen. 2017 gab Micro Focus die Marke Novell auf.

Text: Toralf Czartowski