Markenlexikon

Novartis

Ursprungsland: Schweiz

Alle drei Vorgängerunternehmen der Novartis AG begannen als Farbenfabriken (Anilinfarbstoffe aus Teer, u.a. Fuchisn, Alizarinblau, Auramin) und hatten ihren Sitz in Basel. Geigy war 1758 von Johann Rudolf Geigy-Gemuseus (1733 – 1793) gegründet worden, die Gesellschaft für Chemische Industrie Basel (Ciba) 1884 von Alexander Clavel (1805 – 1873) und Sandoz 1886 von Dr. Alfred Kern (1850 – 1893) und Edouard Sandoz (1853 – 1928). Ab der Jahrhundertwende produzierten Ciba und Sandoz auch pharmazeutische Produkte, u.a. das Antiseptikum Vioform (Ciba), das Antirheumatikum Salen (Ciba), fiebersenkende Schmerzmittel Phenazon (Sandoz), Gynergen oder Calcium-Sandoz. 1918 schlossen sich die J.R. Geigy AG, Ciba und die Aktiengesellschaft Chemische Fabrik vormals Sandoz zur Interessengemeinschaft Basel (IG Basel) zusammen, die jedoch 1950 wieder aufgelöst wurde. Geigy nahm 1935 die Produktion von Insektiziden auf und gründete 1938 eine pharmazeutische Abteilung. Der Geigy-Chemiker Paul Hermann Müller erhielt 1948 für die Entdeckung der insektiziden Wirkung von DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) den Nobelpreis. Sandoz produzierte seit 1929 auch Chemikalien für Textilien, Papier und Leder, außerdem Agrochemikalien (1939).

1938 entwicklete der Sandoz-Chemiker Albert Hofmann das Psychopharmakon LSD (Lysergsäurediethylamid; Handelsname: Delysid), das zunächst zur psychiatrischen Behandlung, zu Forschungszwecken und zur Behandlung von Alkoholismus eingesetzt wurde. Als bewusstseinserweiternde Droge prägte LSD die Hippie-Ära in den späten 1960er Jahren. 1966 wurde LSD jedoch in den USA verboten und 1971 auch in Deutschland, sodass die Forschung an LSD-haltigen Therapeutika weitgehend zum Erliegen kam.

1967 erwarb Sandoz die Wander AG aus Neuenegg, einen Hersteller von Nahrungs- und Nahrungsergänzungsmitteln (Ovomaltine, Isostar). 1970 schlossen sich Ciba und Geigy zur Ciba-Geigy AG zusammen (seit 1992 Ciba AG). 1982 übernahm Sandoz den schwedischen Knäcklebrothersteller Wasabröd AB und 1994 den US-Babynahrungshersteller Gerber.

Im November 1986 kam es in einer Sandoz-Lagerhalle in Schweizerhalle bei Basel zu einer folgenschweren Brandkatastrophe, bei der rund 1300 Tonnen Chemikalien in Flammen aufgingen. Das verunreinigte Löschwasser gelangte in den Rhein und vernichtete dort einen großen Teil des tierischen und pflanzlichen Lebens.

1995 gliederte Sandoz die Sparte Spezialitätenchemie als eigenstängie Firma aus dem Konzern aus (Clariant AG Muttenz). 1996 kam es zur Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz zur Novartis AG – womit alle drei Konzerne wieder unter einem Dach vereinigt sind. Der Name Novartis leitet sich vom lateinischen »novae artis« ab und bedeutet soviel wie »neue Fähigkeiten«, »neue Fertigkeiten« oder auch »neue Künste«, womit gemeint ist, Novartis entwickelt innovative Produkte, die die Gesundheit und Lebensqualität verbessern. 1997 wurde auch die Chemiesparte von Ciba verselbstständigt (Ciba Spezialitäten-Chemie AB, seit 2007 Ciba AG, wurde 2008 von BASF übernommen und 2010 in BASF Schweiz AG umbenannt). Ihre Agrarbereiche brachten Novartis und AstraZeneca 2000 in das neue Unternehmen Syngenta AG (Basel) ein. Die Generika-Firmen von Novartis firmieren seit 2003 unter dem Namen Sandoz. 2005 übernahm Novartis den deutschen Generikahersteller Hexal AG aus Holzkirchen. Die früheren Sandoz-Tochtergesellschaften Wasabröd, Wander und Gerber wurden inzwischen ebenfalls verkauft: Wasa 1998 an Barilla, Wander 2002 an 2002 an Associated British Foods und Gerber 2007 an Nestlé. Dafür übernahm Novartis 2008/2010 von Nestlé den Augenpflegemittel-Hersteller Alcon.

2018 verkaufte Novartis das Geschäft mit rezeptfreien Medikamente (u.a. Otrivin, Voltaren) an den Partner GlaxoSmithKline (GSK), mit dem bereits seit 2015 ein Gemeinschaftsunternehmen für diesen Bereich bestand.

Zu den wichtigsten Novartis-Medikamenten zählen Aclast (Osteoporose), Diovan (Bluthochdruck), Elidel (Neurodermitis), Exelon (Alzheimer), Extavia (Multiple Sklerose), Femara (Brustkrebs), Fenistil (Haut), Glivec (Leukämie), Insidon (Antidepressivum), Interceptor (Wurmerkrankungen bei Hund und Katze), Lamisil (Fuß- und Nagelpilz), Mono-Embolex (Thrombose), Nicotinell (Raucherentwöhnung), Onbrez (COPD), Rasilez (Bluthochdruck), Ritalin (Aufmerksamkeitsdefizitstörung), Sandimmun (Verhinderung von Transplantatabstoßungen), Xolair (Asthma) und Zometa (Hyperkalzämie).

Text: Toralf Czartowski

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