Markenlexikon

MiG

Ursprungsland: Russland

Das MiG-Konstruktionsbüro wurde 1939 von dem Ingenieur Artjom Iwanowitsch Mikojan (1905 – 1970) und dem Mathematiker Michail Jossipowitsch Gurewitsch (1893 – 1976) gegründet. Gurewitsch hatte zuvor in den Douglas-Werken (USA) eine geplante sowjetische Lizenzproduktion der DC-3 vorbereitet (PS-84/Lissunow Li-2) und war kurzzeitig im Konstruktionsbüro von Nikolai Polikarpow tätig gewesen, wo er auch Artjom Mikojan kennenlernte. Anfangs hieß das Konstruktionsbüro OKO-1 und hatte seinen Sitz in der Moskauer Flugzeugfabrik Nr. 1 (Sawod Nr. 1 Chodinka), wo auch die Polikarpow-Flugzeuge gebaut wurden.

Die MiG-1, das erste gemeinsame Flugzeug, das noch auf einem Polikarpow-Entwurf basierte, startete im April 1940 zum Jungfernflug. Die verbesserte Version, die ebenfalls noch 1940 fertiggestellt wurde, hieß MiG-3. Dieses Modell wurde erst in den Werken Nr. 1 und Nr. 22 (Kasan) produziert. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs verlagerte man die Produktion jedoch nach Kuibyschew (Samara). Ab 1942 führte das Konstruktionsbüro die Bezeichnung OKB-155 MiG (Opitno Konstrúktorskoje Bjuro = Experimental-Konstruktionsbüro).

Zu Höchstform liefen die beiden Konstrukteure mit den Jagdflugzeugen MiG-15 (Erstflug 1947; ca. 18.000 Exemplare) und MiG-17 (Erstflug 1951; 10.824 Exemplare), dem Abfangjäger MiG-19 (Erstflug 1952; ca. 7000 Exemplare) und dem Mehrzwegjäger MiG-21 (Erstflug 1956; 1958 – 1975; 10.352 Exemplare) auf. Diese Flugzeuge kamen nicht nur in großer Stückzahl in der Sowjetunion und den Warschauer-Pakt-Staaten zu Einsatz, sondern auch in vielen Dritte-Welt-Ländern. In einigen Staaten wurden die MiG-Modelle in Lizenz gefertigt (China, ČSSR, Indien, Polen).

MiG
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Weitere wichtige Typen waren der Luftkampfjäger MiG-23 (Erstflug 1966 – 1985; 5047 Exemplare), der Abfangjäger MiG-25 (Erstflug 1964 – 1985; 1190 Exemplare), der Jagdbomber MiG-23/MiG-27 (Erstflug 1970 – 1986; 1075 Exemplare), der Luftüberlegenheitsjäger/Jagdbomber MiG-29 (Erstflug 1977; 1600 Exemplare), der von der MiG-29 abgeleitete Abfangjäger MiG-31 (Erstflug 1975; 500 Exemplare) und die MiG-33, die offiziell als MiG-29ME und MiG-29K geführt wird. Aktuellstes Modell ist die MiG-35, eine modernisierte Variante der MiG-29M2, deren Entwicklung jedoch infolge finanzieller Schwierigkeiten immer wieder unterbrochen wurde. Zur Zeit wird der Abfangjäger MiG-41, ein Kampfflugzeug der 6. Generation, entwickelt.

1996 wurden mehrere Konstruktionsbüros (MiG, Kamov, Tushino Soyuz), Zulieferfirmen, Banken und Produktionsstätten in Kubinka, Kursk, Ljuberzy, Luchowizy, Moskau, Perm, Rjasan, Rostow am Don, St. Petersburg und Tushino Teil des neugeschaffenen Staatskonzerns MAPO-MIC (Moscow Aircraft Production Organization – Military Industrial Complex). Seit 1999 heißt das Unternehmen Rossiskaja samoljotostroitjelnaja korporazija »MiG« (RSK »MiG«), bzw. Russian Aircraft Corporation »MiG« (RAC »MiG«) auf Englisch.

2006 verfügte der russische Präsident Wladimir Putin per Dekret den Zusammenschluss des größten Teils der russischen Luftfahrtindustrie (Beriev, Ilyushin, Irkut, MiG, Sukhoi, Tupolev, Yakovlev) in der staatlichen Holdinggesellschaft Obyedinyonnaya Aviasroitelnaya Korporatsiya (OAK; engl. UAC United Aircraft Corporation).

Der Hautpsitz der RSK-MiG befindet sich in Moskau. Produziert wurden die MiG-Flugzeuge in mehreren Werken (Komsomolsk am Amur, Gorki/Nischnij-Nowgorod, Irkutsk, Kuibyschew/Samara, Nowosibirsk, Tbilissi/Tiflis). Heute ist die Sokol-Fabrik in Nischnij-Nowgorod, die frühere Flugzeugfabrik Nr. 21 in Gorki, für die Fertigung der MiG-Flugzeuge zuständig.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Public Domain