Markenlexikon

Mars

Ursprungsland: USA

Die Anfänge von Mars gehen in das Jahr 1911 zurück, als der Süßwarenhändler Franklin (Frank) Clarence Mars (1883 – 1934) und seine zweite Frau Ethel Veronica die ersten Naschereien noch in ihrer eigenen Küche in Tacoma/Washington herstellten. 1913 mieteten sie eine Fabrik an. Zweimal zog Mars in den nächsten Jahren noch um, doch das Geschäft lief nicht besonders gut. 1920 kehrte die Familie in ihre Heimat nach Minnesota zurück (Frank Mars war in Hancock/Minnesota geboren worden), wo sie in Minneapolis eine neue Firma gründete. 1923 brachte Mars den Karamel-Schokoriegel (Milky Way) auf den Markt, 1930 folgte der Erdnuss-Karamel-Schokoriegel Snickers (benannt nach einem Pferd der Mars-Familie). Da sich die Süßwaren nun immer besser verkauften, errichtete das Unternehmen 1929 eine neue Fabrik in Chicago, wo sich fortan auch der Firmensitz befand. Weitere Mars-Produkte waren 1932 Three Musketeers und 1936 Maltesers (anfangs Energy Balls).

Forrest Edward Mars (1904 – 1999), der Sohn des Gründers, ging nach einem Streit mit seinem Vater 1932 nach Europa, wo er kurzzeitig bei Tobler (Schweiz), Nestlé (Schweiz) und Rowntree (Großbritannien) arbeitete, und dann in Slough (Großbritannien) ein eigenes Unternehmen aufbaute. Sein Vater hatte ihm 50.000 Dollar mitgegeben und das Recht, den Milky-Way-Riegel in Europa zu produzieren. Angeblich soll er zu seinem Sohn gesagt haben: »This company isn't big enough for both of us. Go to some other country and start your own business«. 1933 kam Milky Way in Großbritannien mit leicht veränderter Rezeptur unter dem Namen Mars auf den Markt.

1934 baute sich Forrest Mars durch die Übernahme der britischen Niederlassung des US-Tierfutterherstellers Chappel Brothers (Chappie) aus Manchester ein weiteres Standbein auf. Mars verlegte die Tierfutter-Produktion 1935 nach Slough, wo sich auch seine Schokoladenfabrik befand. Das in mehreren europäischen Ländern tätige Unternehmen, das unter verschiedenen Namen auftrat (u.a. Food Manufacturers, Petfoods, Pedigree Petfoods, Effem), wuchs mit Marken wie Chappie (später Chappi), Kit-E-Kat/Kitekat (ab 1939), Meet (ab 1954; ab 1959 Pal), Whiskas (ab 1958), Chum (ab 1960; ab 1964 Pedigree Chum), Frolic (ab 1967), Kal-Kan (wurde 1968 gekauft), Thomas Treats (wurde 1968 gekauft), Sheba (ab 1982), Catsan (ab 1983) und Cesar (ab 1984) zum führenden europäischen Tierfutterhersteller heran.

1939, fünf Jahre nach dem Tod seines Vaters, kehrte Forrest Mars in die USA zurück. 1940 gründete er gemeinsam mit Bruce Murrie, dem Sohn des damaligen Präsidenten der Hershey Chocolate Company, in Newark/New Jersey die Firma M&M (Mars + Murrie), die glasierte Schokoladenlinsen herstellte, ähnlich wie Rowntree in Großbritannien (Smarties). 1949 verkaufte Bruce Murrie seine Anteile an der gemeinsamen Firma an Forrest Mars, der sie in Food Manufacturers (FM) umbenannte. Später wurden beide Unternehmen, FM und Hershey, zu erbitterten Rivalen, ähnlich wie Coca-Cola und Pepsi-Cola, obwohl Mars bis 1965 die Schokolade von Hershey bezog.

Mars
Mars

1943 beteiligte sich Forrest Mars an der Gründung und Finanzierung des Reisherstellers Converted Rice aus Houston/Texas (Uncle Ben's), den seine Firma Food Manufacturers 1959 ganz übernahm. 1951 brachte Mars in Großbritannien und Kanada den Kokos-Schokoriegel Bounty auf den Markt. In den 1950er Jahren, als Jukeboxen und Verkaufsautomaten immer beliebter wurden, begann Mars damit, in britischen Büros und Betrieben Getränkeautomaten aufzustellen.

In dieser Zeit wurden die Produkte der britischen Mars-Unternehmen, vor allem das Tierfutter, bereits in vielen westeuropäischen Ländern verkauft, in Deutschland ab 1959. Die Schokoriegel kamen 1961 auf den deutschen Markt. 1960 verwendete Mars erstmals den Werbeslogan »A Mars a day helps you work, rest and play.« (in Deutschland: »Mars macht mobil, bei Arbeit, Sport und Spiel.«). Neue Werke entstanden 1951 in Melton Mowbray (Großbritannien), 1958 in Hackettstown/New Jersey (USA), 1960 in Verden (Deutschland), 1963 in Veghel (Niederlande), von wo aus fortan der europäische Markt beliefert wurde, 1967 in Wodonga (Australien), 1972 in Columbus/Ohio (USA), 1974 in Woodston/Peterborough (Großbritannien), 1979 in Viersen (Deutschland) und 1982 in Minden (Deutschland).

Ab Ende der 1950er Jahre erwarb Forrest Mars die US-Firma seines Vaters, die u.a. Milky Way, Snickers, Maltesers und Three Musketeers herstellte, und schloss sie 1964 mit seinen eigenen Unternehmen zusammen. Bereits seit 1945, als seine Stiefmutter Ethel Veronica Mars verstorben war, gehörten ihm rund 50 Prozent des väterlichen Unternehmens, den Rest der Anteile kaufte er von seinem Halbonkel William Kruppenbacher (1959) und seiner Halbschwester Patricia Mars Feeney (1964).

1967 kam in Großbritannien der Doppelkeks-Schokoriegel Raider auf den Markt, der bald darauf in den meisten europäischen Länder verkauft wurde; in den USA bekam er bei seiner Markteinführung 1979 den Namen Twix (Twin + Biscuits) – seit 1991 wird weltweit nur noch der Name Twix verwendet (in Skandinavien und der Türkei erst seit 2000). Mit dem Klix-Incup-System gelang Mars 1973 ein großer internationaler Erfolg. Anders als bei normalen Getränkeautomaten, liegen bei diesem System die vorportionierte Zutaten für Kaffee, Tee und Suppen in einem versiegelten Becher, der erst auf Knopfdruck mit heißem Wasser gefüllt wird.

1986 erwarb Mars die Speiseeismarke Dove, die bis dahin nur in Chicago verkauft worden war, außerdem kamen in diesem Jahr die Dolmio-Pasta-Saucen (anfangs Alora) auf den Markt. 1990 brachte Effem das Pflanzenpflegesystem Seramis heraus (der Bereich Pflanzenpflege wurde 2014 verkauft). 2000 erwarb Mars die französische Firma Ebly, einen Hersteller von Hartweizenprodukten, und 2002 den international tätigen Trockenfutterhersteller Royal Canin, der 1967 von dem französischen Tierarzt Jean Cathary gegründet worden war; Royal Canin stellte als erstes Unternehmen Trockenfutter für Hunde und Katzen her. 2007 erwarb Mars den US-Kaugummikonzern Wrigley aus Chicago, 2012 von Kraft Foods die Marke Mirácoli (Nudelhalbfertigericht) und 2014 Tierfuttergeschäft von Procter & Gamble mit den Marken Eukanuba, Iams und Natura.

2001/2002 wurden in den meisten Ländern die Süßwaren- (Mars) und Tiernahrungsfirmen (Effem, Pedigree) unter dem Namen Masterfoods, der von einem 1967 übernommenen australischen Unternehmen abstammt, zusammengefasst; seit 2007 firmieren alle Bereiche unter dem einheitlichen Namen Mars.

Das seit 1984 in McLean/Virginia ansässige Unternehmen Mars Incorporated, das sich noch immer im Besitz der Gründerfamilie befindet, stellt heute Süßwaren (u.a. Amicelli, Ballisto, Banjo, Bounty, Celebrations, Dove, Maltesers, Mars, Milky Way, M&M's, Snickers, 3 Musketeers, Twix, Wrigley), Eiskrem (Bounty, Dove, Mars, Snickers, Twix), Tiernahrung (u.a. Brekkies, Catsan, Cesar, Chappi, Frolic, Goodlife, Greenies, Kitekat, Pal, Pedigree, Royal Canin, Sheba, Trill, Whiskas, Winergy), Nahrungsmittel (u.a. Ebly, Dolmio, Mirácoli, Suzi Wan, Uncle Ben's) und Getränkeautomaten (Flavia, Klix) her.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain