Markenlexikon

Mannesmann

Ursprungsland: Deutschland

Die Brüder Reinhard (1856 – 1922) und Max Mannesmann (1857 – 1915) entwickelten 1884/85 in der väterlichen Feilenfabrik in Remscheid ein Walzverfahren zur Herstellung nahtloser Stahlrohre. Kurz darauf gründeten sie mit verschiedenen Partnern Röhrenwerke in Deutschland, Österreich-Ungarn, und Großbritannien. Der große Durchbruch gelang den Brüdern 1890 mit der Entwicklung des Schrägwalz-Pilgerschrittverfahrens. 1890 wurden die Werke auf dem europäischen Festland in der Deutsch-Österreichischen Mannesmannröhren-Werke AG (Berlin; ab 1893 Düsseldorf) zusammengeschlossen (ab 1908 Mannesmannröhren-Werke AG).

Um bei der Rohrherstellung nicht von Zulieferern abhängig zu sein, erwarb Mannesmann ab der Jahrhundertwende mehrerer Stahlwerke, Steinkohlezechen, Erzgruben und Kalksteinbrüche und ab den 1920 Jahren auch Maschinenfabriken zur Rohweiterverarbeitung. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde der Konzern zunächst aufgelöst und 1952 in drei Unternehmen aufgeteilt, die sich jedoch 1955 wieder zur Mannesmann AG zusammenschlossen. Die Bergbauaktivitäten brachte Mannesmann 1969 in die neugegründete Ruhrkohle AG ein.

Als Reaktion auf die wiederholten Kohle- und Stahlkrisen begann sich der Konzern in dieser Zeit verstärkt in anderen Branchen zu engagieren, u.a. im Maschinen- und Anlagenbau (1968/1975 Rexroth, 1972/1974 Demag), in der Elektronik (1979 Tally, 1983 Kienzle), der Automobiltechnik (1987 Fichtel & Sachs, 1991 Boge, 1991 VDO Adolf Schindling) und der Wehrtechnik (1990/1996 Krauss-Maffei).

Mit der Gründung der Mannesmann Mobilfunk GmbH begann bei Mannesmann 1989 ein neues Zeitalter. Im Dezember 1991 nahm Mannesmann das erste private deutsche Mobilfunknetz D2 in Betrieb und wurde damit neben der damals noch staatlichen Deutschen Telekom der führende Telekommunikationsanbieter Deutschlands, der 1997 mit der Gründung der Firma Arcor auch ins Festnetzgeschäft einstieg (dahinter verbargen sich die Netze der Deutsche-Bahn-Tochter DB-Kom und der Mannesmann-Tochter CNI Communications Network International). 1999 erwarb Mannesmann die Telekommunikationsanbieter Omnitel (Italien; Mobilfunk), Infostrada (Italien; Festnetz), Orange (Großbritannien; Mobilfunk) und RWE/VEBA o.tel.o (Festnetz).

Nach der Übernahme durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahr 2000 wurde die Mannesmann AG in Vodafone AG umbenannt; die Industriebeteiligungen von Mannesmann (Demag, Krauss-Maffei-Wegmann, Mannesmannröhren-Werke, Rexroth, Sachs, VDO) übernahmen anschließend u.a. Salzgitter (Mannesmannröhren-Werke), Siemens (Demag, Dematic, Krauss-Maffei-Wegmann, VDO), Bosch (Rexroth) und ZF (Sachs).

Der Geschäftsbereich Mannesmann der Salzgitter AG besteht heute aus den Unternehmen Mannesmann Line Pipe GmbH (Siegen), Mannesmann Grossrohr GmbH (Salzgitter), Mannesmann Precision Tubes GmbH (Mülheim an der Ruhr), Mannesmann Stainless Tubes GmbH (Mülheim an der Ruhr), HKM Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH (Duisburg), Borusan Mannesmann Boru Yatirim Holding A.S. (Istanbul, Türkei) sowie der Europipe GmbH (Mülheim an der Ruhr; Joint Venture mit der AG der Dillinger Hüttenwerke) und den dazugehörigen US-Gesellschaften Berg Steel Pipe Corporation (Panama City/Florida, USA) und Berg Spiral Pipe Corporation (Mobile/Alabama, USA).

Text: Toralf Czartowski