Markenlexikon

L'Oréal

Ursprungsland: Frankreich

Der Wunsch der Menschen, ihre Haarfarbe zu ändern oder Alterserscheinungen zu überdecken, ist fast so alt wie die Menschheit selbst. Bereits die alten Ägypter versuchten die Natur auszutricksen. Dabei bediente man sich im Laufe der Jahrtausende der unglaublichsten Mittel: Ätzkalk, Eidechsenfett, Henna, Kalbsblut, Kamillensud, Mehl, Pottasche, Safran, Salpetersäure, Schwalbenkot, Walnussextrakt und Weinstein, um nur einige zu nennen. Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckte man Wasserstoffperoxyd als Bleichmittel, das ein schnelles Aufhellen der Haare ermöglichte, und setzte Oxidationsmittel auf Basis von Phenylendiamin zum Färben ein.

Der Erste, der diese dauerhaften chemischen Colorationen in großem Stil herstellte und europaweit in den Handel brachte, war der französische Chemiker Eugéne Schueller (1881 – 1957). 1909 gründete er in Paris die Firma Société Française de Teintures Inoffensives pour Cheveux – zu deutsch: Französische Gesellschaft für das ungefährliche Färben der Haare. Das erste Produkt, das bereits 1907 entwickelte synthetische Haarfärbemittel Auréole, verhalf dem Friseurhandwerk zu rasantem Wachstum. Schon wenige Jahre nach der Gründung exportierte das Unternehmen seine Produkte auch in andere europäische Länder. 1910 wurde der Markenname L'Oréal (Le Or réal) eingeführt, der so viel wie »Das wahre [echte] Gold« bedeutet. Doch bei den Haarfarben blieb es nicht. Bald darauf breitete sich L'Oréal über den ganzen Körper aus.

Nachdem sich Schueller im Sommer 1934 beim Segeln vor der bretonischen Küste einen Sonnenbrand geholt hatte, ließ er von seinen Chemikern ein Sonnenschutzmittel entwickeln, das rechtzeitig zum nächsten Sommer im Juni 1935 unter dem Namen Ambre Solaire (Ambre = frz. Bernstein, bernsteinfarben; solaire = frz. Sonnen-, Sonnenschutz) auf den Markt kam. 1960 kam das Haarspray Elnett auf den Markt und 1966 gab es erstmals die Coloration Récital. 1968 etablierte L'Oréal in dem Kurort Vichy die gleichnamige Tochtergesellschaft, deren Pflegeprodukte hauptsächlich in Apotheken und Parfümerien verkauft werden.

Ab den späten 1950er Jahren erwarb L'Oréal zahlreiche internationale Kosmetik-, Parfum- und Pharma-Unternehmen, u.a. Biotherm (1958), Lancôme (1964), Garnier (1965), Synthélabo (1973), Helena Rubinstein (1980), Dralle (1991), Redken 5th Avenue NYC (1993), Jade (1995), Maybelline (1996), Shu Uemura (2004), Yue Sai (2004), Delial (2006), YSL Beauté (2008; Balenciaga, Boucheron, Gucci, Oscar de la Renta, Roger & Gallet, Van Cleef & Arpels, Yves Saint Laurent, Zegna), Azzaro Perfumes (2019) und Thierry Mugler Perfumes (2019). Außerdem stellt der Konzern die Parfums für Armani, Cacharel, Diesel, Guy Laroche, Paloma Picasso und Ralph Lauren her.

1963 ging das Unternehmen an die Börse, blieb aber mehrheitlich im Besitz der Gründer-Tochter Liliane Bettencourt (1922 – 2017). 1974 veräußerte Liliane Bettencourt 49 Prozent der Holdinggesellschaft Gesparal, die die Mehrheit der L'Oréal-Anteile hält, an den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé; der Rest befindet sich weiterhin im Besitz der Bettencourt-Familie. Hintergrund war die Befürchtung der Erbin, der Konzern könnte verstaatlicht werden. Zu dieser Zeit gab es in einigen europäischen Ländern (Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien) zahlreiche Staatsunternehmen (u.a. Aérospatiale, Alfa-Romeo, British Aerospace, British Leyland, Elf-Aquitaine, ENI-Agip, Jaguar, Land-Rover, MV-Agusta, Renault, Rolls-Royce).

Text: Toralf Czartowski