Markenlexikon

Lenovo

Ursprungsland: China

Liu Chuanzhi (* 1944) wollte eigentlich Pilot bei der chinesischen Luftwaffe werden. Doch trotz guter Leistungen bei der Aufnahmeprüfung wurde er abgelehnt, weil ein Verwandter von ihm mit den Kommunisten nicht ganz auf Linie lag. Auch ein Studium der Telekommunikationstechnik wurde ihm aus den gleichen Gründen verwehrt. Schließlich konnte er Radartechnik studieren, wo er auch mit der Informatik in Berührung kam. Nachdem er 1966 Mitschülern gegenüber die kommunistische Kulturrevolution als schreckliche Idee bezeichnet hatte, wurde er wieder denunziert. Daraufhin musste er ein Zeitlang auf staatlichen Reisfarmen in den chinesichen Provinzen Kanton (Guangdong) und Hunan arbeiten. 1970 kehrte er nach Peking zurück, wo er in der Computerabteilung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften an der Entwicklung der ersten chinesischen Großrechner beteiligt war.

Nachdem Deng Xiaoping in den frühen 1980erer Jahren wirtschaftliche Reformen mit mehr unternehmerische Freiheiten eingeleitet hatte, gründete Liu Chuanzhi 1984 mit zehn weiteren Akademie-Mitarbeitern die New Technology Developer Company (NTD). Finanziert wurde das neue Unternehmen von der staatlichen Akademie. 1987 brachte die Firma eine Steckkarte auf den Markt, mit der englische Betriebssysteme in chinesische Schriftzeichen übersetzt werden konnten (Chinese Character Card). 1988 gründeten NTD, die Computerhandelsfirma DAW (Hongkong) und China Technology Trade (Hongkong) das Jointventure Legend Computer mit Sitz in Hongkong. 1989 stieg man in die Entwicklung und Fertigung von Motherboards ein; gleichzeitig benannt sich NTD in Beijing Legend Computer Group Company um.

1990 vermarktete Legend die ersten Personal-Computer unter eigenem Namen. Bald folgten Home-Computer (1993), Server (1995), Laptops/Notebooks (1996), Laserdrucker (1997), Supercomputer (2002) und Mobiltelefone (2002).

Lenovo
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1994 wurde Legend Hongkong an der Börse in Hongkong gelistet; die Mehrheit der Anteile gehörte weiterhin der Muttergesellschaft Beijing Legend. 1999 stieg Legend zum größten chinesischen Elektronikunternehmen auf und wurde gleichzeitig der führende PC-Hersteller im asiatisch-pazifischen Raum (außer Japan). 1997 schlossen sich Beijing Legend und Legend Hongkong zur Legend Group zusammen.

Für die geplante internationale Expansion kreierte man 2003 den neuen Firmen- und Markennamen Lenovo, der sich aus »Legend« und »novo« (lat. neu) zusammensetzt. Hintergrund für den neuen Namen war die Tatsache, dass das Wort »Legend« in vielen Ländern außerhalb Chinas bereits geschützt war. Gleichzeitig wurde Legend Computer in Lenovo Group umbenannt.

2005 erwarb Lenovo die PC-Sparte des US-IT-Konzerns IBM (Desktop-PCs, Notebooks, Monitore), wodurch das Unternehmen zum drittgrößten PC-Hersteller der Welt aufstieg (nach Dell und HP). Da die Lenovo-Computer eher im höherpreisigen Business-Segment angesiedelt sind, wie zuvor schon die IBM-Computer, erwarb Lenovo 2011 die deutsche Großhandelsgesellschaft Medion aus Essen, die mehrere Handelsketten in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit preiswerten Elektronikprodukten beliefert (u.a. Personal-Computer, Notebooks, Monitore, Drucker, Fernsehgeräte).

2014 erwarb Lenovo von IBM deren Geschäft mit den kleineren x86-Servern, die auf der Intel-Mikroprozessor-Architektur IA-32 (Intel Architecture with 32-Bit – auch x86-Architektur genannt) beruhen, und kurz darauf von Google den Smartphone-Hersteller Motorola Mobility. Hergestellt werden die Lenovo-Geräte in Brasilien (Indaiatuba), China (Chengdu, Hefei, Huiyang, Peking, Shenzhen, Wuhan), Indien (Pondicherry), Japan (Yonezawa), Mexiko (Monterrey) und den USA (Whitsett/North Carolina). Entwicklungsstandorte gibt es in China (Chengdu, Peking, Shanghai), Japan (Kanagawa) und den USA (Morrisville/North Carolina).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Public Domain