Markenlexikon

Lada

Ursprungsland: Russland

Von 1966 bis 1969 errichtete der italienische Fiat-Konzern in Stawropol-Wolschskij an der Wolga ein Automobilwerk (VAZ – Volshskij Automobilnyj Zavod – Wolga Automobilwerk), das ab 1971 eine leicht modifizierte Variante des Fiat 124 für den russischen Markt produzierte. Am Zustandekommen des Geschäfts zwischen Fiat und der Sowjetunion war Palmiro Togliatti, der 1964 verstorbene Vorsitzende der Kommunistischen Partei Italiens, maßgeblich beteiligt gewesen, sodass man die Stadt Stawropol-Wolschskij ihm zu Ehren in Toljatti umbenannte.

Fiat selbst baute den 124, der von der europäischen Autopresse zum Auto des Jahres 1967 gewählt worden war, von 1966 bis 1975. Die Sowjets bezahlten das Werk zum Teil mit sehr rostanfälligem Recyclingstahl (wegen des hohen Kupferanteils), den Fiat und andere italienische Autohersteller zum Bau ihrer eigenen Fahrzeuge verwendeten.

Das zunächst VAZ 2101 genannte Fahrzeug bekam in der Sowjetunion und einigen Ostblockländern den Zusatznamen Schiguli bzw. Shiguli in der DDR (nach dem gleichnamigen Gebirge bei Toljatti). 1974 führte man für die Exportmodelle den Namen Lada (altruss. Liebling, Geliebte) ein.

Von diesem ersten Modell gab es mehrere Varianten, die sich vor allem durch den Motor (1200, 1300, 1500, 1600) sowie einige Ausstattungs- und Designelemente unterschieden, außerdem einen Kombi und den Geländewagen Niva (ab 1976). Die auf dem Fiat 124 basierenden Fahrzeuge blieben bis mit geringen Modifikationen bis 2014 in Produktion. Der Niva wird noch immer gebaut, obwohl in den 1990er Jahren zusammen mit General Motors ein Nachfolger entwickelt worden war (VAZ-2123); dieses Fahrzeug wurde von 2002 bis 2019 als Chevrolet Niva vermarktet.

Lada
Lada

Die dreitürige Schrägheck-Limousine Lada 2108, die den Beinamen Samara (nach der Millionenstadt Samara und dem gleichnamigen Verwaltungsbezirk, zu dem Toljatti gehört) erhielt, war 1984 die erste komplette Neuentwicklung des Werkes. Im Gegensatz zu den Fiat-124-Abkömmlingen (Frontmotor mit Heckantrieb) verfügte der Samara über einen Frontantrieb. 1986 folgte die fünftürige Variante und 1990 kam noch eine Stufenheckvariante (Lada Forma) hinzu. Aufgrund seiner für die damalige Zeit recht modernen Karosserie verkauften sich dieses Modell und seine Nachfolger sehr gut. In den frühen 1990er Jahren avancierte der Samara wegen seines moderaten Preises auch in Deutschland kurzzeitig zu einem Verkaufsrenner. Der Samara blieb bis 2013 in Produktion.

Auch die beiden Mittelklasse-Modelle Lada 2110 (1995 – 2008) und Lada Priora (2007 – 2018) verkauften sich außerhalb Russlands noch ganz gut, was ebenfalls an den günstigen Preisen lag. Von 1992 bis 1995 wurde der Moskwitsch 2141 in Deutschland als Lada Aleko vermarktet, zeitweise auch der Kleinstwagen Oka, der von mehreren nicht zu AvtoVAZ gehörenden Werken gebaut wird. Von 2005 bis 2018 produzierte das seit 1993 als AvtoVAZ firmierende Unternehmen den Kleinwagen VAZ 1117/18/19 (Lada Kalina). Ab den 2010er Jahren spielte Lada auf westeuropäischen Märkten kaum noch eine Rolle. In Deutschland wurde der Verkauf 2020 ganz eingestellt.

2008 beteiligte sich der französische Autokonzern Renault mit 25 Prozent an AvtoVAZ. 2016 wurde daraus eine Mehrheit (68 Prozent). Der Rest der Anteile befand sich in der Hand von russischen Staatsunternehmen und banken. Unter der Renault-Ägide entstanden in Toljatti die Modelle Granta (Kompaktklasse; ab 2011), Largus (Variante des Dacia Logan; ab 2012), EL Lada (Elektroauto; seit 2012;), Vesta (Mittelklasse; seit 2015) und X-Ray (SUV; 2015 – 2022). Infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine verkaufte Renault die AvtoVAZ-Anteile im Mai 2022 an den russischen Staat und zog sich aus Russland zurück.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Pixabay.com, Public Domain