Markenlexikon

Kia

Ursprungsland: Südkorea

Chul-Ho Kim (1905 – 1973), ein koreanischer Ingenieur, der in den 1930er Jahren eine Schraubenfabrik in Japan betrieben hatte, gründete 1944 in Seoul eine Firma zur Herstellung von Stahlrohren und Fahrradersatzteilen. Zunächst hieß das Unternehmen Kyongseong Precision Industry. Während des Korea-Krieges (1950 – 1953) wurden die Fabrikanlagen nach Busan in den Südosten Südkoreas verlegt, eine der wenigen Städte, die nie von nordkoreanischen Truppen eingenommen werden konnte.

Der nächste Schritt waren 1951 komplette Fahrräder (die ersten in Korea). 1952 benannte sich das Unternehmen in Kia Industry (ab 1990 Kia Motors) um. Der Name Kia entstand aus den chinesischen Schriftzeichen »ki« (aufsteigen) und »a« (Asien). 1957 nahm Kia die Produktion von kleinen Motorrädern auf, wobei es sich dabei zunächst um Honda-Modelle handelte.

Die Automobilproduktion begann 1962 mit einem dreirädrigen Kleintransporter, der auf einem Mazda-Truck basierte. Damit ist Kia der älteste koreanische Autohersteller. In den 1970er Jahren kamen große Lastwagen und Pkw hinzu. Der vierrädrige Titan (1971) war in Südkorea bald so verbreitet, dass das Wort Titan dort zum Synonym für Lastwagen wurde. 1973 entwickelte Kia den ersten koreanischen Benzinmotor, 1978 folgte der erste Dieselmotor.

1973 ging Kia an die südkoreanische Börse. Der Kia Brisa (1974 – 1981), eine Variante des Mazda Familia, war 1974 der erste Pkw von Kia und das erste in Korea gefertigte Auto. Ab 1975 ging die Pickup-Variante in den Export. 1976 erwarb Kia die Asia Motors Company, einen Hersteller von Lastwagen, Omnibussen sowie Militär- und Geländefahrzeugen. Von 1979 bis 1981 baute Kia den Peugeot 604 und den Fiat 132 in Lizenz.

Kia
Kia

1981 musste Kia die Produktion von Pkw vorübergehend einstellen, da die damalige Militärregierung unter Chun Doo-hwan, die sich 1979 an die Macht geputscht hatte, eine Konsolidierung der Automobilindustrie anstrebte. Kia konzentrierte sich in dieser Zeit auf die Produktion von leichten Lastwagen. 1986 begann Kia zusammen mit Mazda und Ford erneut mit der Entwicklung von Automobilen. Die Kleinwagen Pride (1986 – 2000) und Avella/Delta (1994 – 1998) basierten beide auf der DA-Plattform von Mazda (Ford Aspire, Ford Festiva, Kia Pride, Mazda 121). 1987 übernahm Kia die Produktionsanlagen des Mazda 626/Capella (GC) und fertigte dieses Modell als Kia Concord/Capital bis 1995 weiter.

Das erste eigenständig entwickelte Auto war 1991 die kompakte Stufenhecklimousine Sephia/Mentor (1992 – 1999), die auf dem Mazda 323 BG basierte. 1994 kam der Sephia auch in den USA auf den Markt, was Kia dort zur am schnellsten wachsenden Importmarke machte. Eine ähnliche Stellung hatte Hyundai in den 1980er Jahren innegehabt.

Infolge der asiatischen Finanzkrise musste Kia im Sommer 1997 jedoch Konkurs anmelden. 1998 beteiligte sich Hyundai Motor Company mit 51 Prozent an der insolventen Kia Motor Corporation; 2011 wurde der Anteil auf 33 Prozent reduziert. Kia besitzt allerdings auch zahlreiche Beteiligungen an Tochtergesellschaften der Hyundai Motor Company. Die Marke Asia wurde 1999 aufgegeben.

Inzwischen bietet Kia eine komplette Modellpalette vom Kleinwagen, über die Kompakt- und Mittelklasse bis hin zur oberen Mittelklasse an, außerdem SUVs, Vans, Geländewagen und Nutzfahrzeuge (Kleinbusse, Kleintransporter). Kia Motors betreibt Werke in China (Yancheng), Mexiko (Pesquería), Indien (Ammavaripalli), der Slowakei (Žilina), Südkorea (Gwangju, Gwangmyeong, Seosan, Woojeong-myeon), den USA (West Point/Georgia) und Vietnam (Chu Lai). Das Haupttwerk ist die 1973 eröffnete Sohari-Fabrik in Gwangmyeong am nordlichen Stadtrand von Seoul.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain