Markenlexikon

Kalashnikov (Kalaschnikow)

Ursprungsland: Russland

Russland hat sicher keinen Überfluss an international bekannten Markenprodukten. Da fallen einem Wodka-Marken wie Stolichnaya und Moskovskaya ein, vielleicht noch die Öl- und Gaskonzerne Lukoil und Gazprom oder die Fahrzeughersteller Lada und Kamaz. Aber mit Abstand am erfolgreichsten dürfte das automatische 7,62-Millimeter Sturmgewehr Awtomat Kalashnikov AK-47 sein.

Aufgrund seiner einfachen Handhabung und seiner hohen Zuverlässigkeit selbst unter extremen Bedingungen wurde das AK-47 nicht nur zum wichtigsten Maschinengewehr von Armeen aus rund fünfzig Ländern, sondern auch zur bevorzugten Waffe von Berufskillern, Terroreinheiten und Guerilla-Truppen in Afrika, Asien und Lateinamerika, die entweder von der ehemaligen Sowjetunion oder von privaten Waffenhändlern beliefert wurden. Mitunter kamen auch illegal produzierte Kalashnikovs zum Einsatz.

Der ehemalige Eisenbahntechniker und Armeegeneral Michail Timofejevitch Kalashnikov (1919 – 2013), der das Gewehr zwischen 1941 und 1947 konstruierte, hatte zumindest finanziell nichts von seiner Erfindung. Auf die oft gestellte Frage, warum sein Gewehr so erfolgreich wurde, antwortete er stets »Weil sich der Lauf nicht gleich beim ersten Schuss krümmt«. Auf die Frage, ob er den weltweiten Erfolg seiner Wunderwaffe bedauert: »Bei uns in Russland werden die Konstrukteure nicht gefragt, wohin ihre Waffen gehen. Die Politiker müssen die Probleme lösen.«

Inzwischen sollen über einhundert Millionen Gewehre dieses Typs gefertigt worden sein. Obwohl es mehrere Versuche gegeben hat ein noch besseres Gewehr zu konstruieren, sollen die Sturmgewehre der AK-Familie (1959 AKM, 1974 AK 74, 1990er AK 100, 2015 AK 12), vor allem aus finanziellen Gründen, noch etliche Jahre hergestellt werden.

Hersteller der Kalashnikov ist die 1807 auf Befehl von Zar Alexander I. als Eisengießerei gegründete Maschinenfabrik Ischewsk (Ischevskij Maschinostroitelny Zavod – Ischmasch; engl. Izhmash) aus Ischewsk (Izhevsk) am Ural, die inzwischen zum Kalashnikov Concern gehört. Neben den AK-Sturmgewehren fertigt das Unternehmen zahlreiche weitere Waffen, u.a. Maschinenpistolen (Bison), Maschinenkanonen (Grjasew-Schipunow), Scharfschützengewehre (Dragunow), Pistolen (Makarov, Yarygin), Drohnen (Zala Aero), Jagd- und Sportgewehre (Baikal, Saiga) sowie Softairwaffen, außerdem Medizingeräte, militärische und zivile Boote (Rybinsk, Vympel) und Motorräder.

Kalashnikov
Kalashnikov

Izhmash gehörte lange Zeit zu den führenden Motorradherstellern der Sowjetunion bzw. später Russlands. 1946 baute das Unternehmen die demontierten Motorrad-Fertigungsanlagen des DKW-Werkes Zschopau in Ischewsk wieder auf. Dort wurde zunächst die DKW NZ 350 unter der Modellbezeichnung IZH-350 (1946 – 1951) produziert. Mehrere DKW-Ingenieure und -Techniker arbeiteten bis 1951 zwangsweise In Ischewsk. Izhmash fertigte bis heute Motorräder, u.a. die Modelle IZH-49/54/55 (1951 – 1958), IZH-56 (1956 – 1962), IZH Jupiter (1966 – 1970) und IZH Planeta (ab 1962). 2020 präsentierte Kalashnikov das Elektromotorrad IZH-49, das allerdings nur in Kleinserie handgefertigt werden soll (die Modellbezeichnung IZH-49 ist eine Hommage an die originale IZH-49).

Ab 1966 liefen bei Izhmash auch Automobile vom Band; dabei handelte es sich jedoch nicht um Eigenentwicklungen, sondern um den Moskwitsch 408/412 (IZH-2125) der Moskauer Automobilfabrik AZLK (Awtomobilny Zawod imeni Leninskowo Komsomola), der aus Kapazitätsgründen dort gefertigt wurde. Mitte der 1980er Jahre entwickelten AvtoVAZ (Lada), Izhmash und AZLK (Moskwitsch) ein neues Pkw-Modell, das 1986/1987 als AZLK-2141 Aleko (in Europa: Lada Aleko), VAZ-2109 (in Europa: Lada Samara) und IZH-2126 Orbita in Produktion ging. IzhAvto stellte die Produktion des IZH-2126 nach Streitigkeiten mit AvtoVAZ im Jahr 2005 ein.

Seit 2004 gibt es unter dem Namen Kalashnikov einen Wodka, der in einer Fabrik in St. Petersburg produziert wird. Michail Kalashnikov stellte die neue Marke im September 2004 höchstpersönlich in London der Öffentlichkeit vor. Die Idee stammt von dem britischen Geschäftsmann John Florey, der 2003 die Vermarktungs- und Vertriebsfirma The Kalashnikov Joint Stock Vodka Co. (1947) plc gegründet hatte; Michail Kalashnikov war bis zu seinem Tod 2013 Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats. Die Schweizer Firma Ultralux aus Basel vermarktet inzwischen auch eine Kalashnikov-Uhrenkollektion.

2012/2013 schlossen sich Izhmash und Izhmech (Izhevsky Mekhanchesky Zavod), ein Hersteller von Pistolen (Makarov, Yarygin) sowie Jagd- und Sportwaffen (Baikal), zum JSC Kalashnikov Concern (Kalashnikov Group) zusammen. Eigentümer sind das russische Staatsunternehmen Rostec und private Investoren.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain