Markenlexikon

K-tel

Ursprungsland: USA

Der Kanadier Philip Kives (1929 – 2016) verkaufte zunächst Bratpfannen in einem Woolworth-Warenhaus gegenüber dem Boardwalk von Atlantic City/New Jersey. Ab 1962 pries er seine Teflon-Pfannen – und später auch Bürsten, Messer, Kleiderbügel, Dosenöffner und ähnliche Haushaltsartikel – in kanadischen und australischen TV-Werbesendungen an, was eine enorme Verkaufsteigerung zur Folge hatte. 1966 erweiterte Kives seine Produktpalette um Schallplatten und Musikkassetten mit Zusammenstellungen von alten und aktuellen Hits; die erste Hit-Platte war ein Country-Music-Sampler (»25 Great Country Artists Singing Their Original Hits«), der an die Kunden per Post versandt wurde.

1968 entstand die Firma K-tel (Kives Television), die 1971 an die Börse ging. In den frühen 1970er Jahren entstanden zahlreiche Tochtergesellschaften, u.a. in den USA, Deutschland, Australien, Großbritannien und den Niederlanden. K-tel war in dieser Zeit aufgrund der aggresiven Schreihalswerbung im Fernsehen außerordentlich erfolgreich, vor allem in Europ und ganz besonders in Deutschland. Nachdem auch die großen Musikkonzerne wie Ariola, CBS, EMI-Electrola, Rhino Records, PolyGram (PolyStar) oder der TV-Sender MTV in den 1980er Jahren eigene Hit-Sampler herausbrachten, spezialisierte sich K-tel zunehmend auf selbstentwickelte Produktionen. Bis dahin hatte das Unternehmen weltweit mehr als eine halbe Milliarde Schallplatten verkauft. Der Erfolg stieg dem Gründer jedoch zu Kopf; er investierte in Öl- und Gasfelder, die wegen des zurückgehenden Ölabsatzes Anfang der 1980er Jahre bald nicht mehr viel Wert waren. Auch der Kauf der maroden US-Plattenfirma Candlelite Music (1980), ebenfalls ein Versandhandel für Hit-Zusammenstellungen, wirkte sich negativ auf die Bilanzen aus.

1984 musste K-tel Gläubigerschutz beantragen, was eine umfangreiche Restrukturierung zur Folge hatte. Erst zwei Jahre zuvor hatte die deutsche Tochtergesellschaft der britischen Firma Arcade Records, die ihre Hit-Sampler nach dem gleichen Prinzip vermarktete, Konkurs angemeldet. Nur mit 3 Millionen US-Dollar seines eigenen Geldes gelang es Philip Kives, die Firma am Laufen zu halten. Teile des Unternehmens wurden verkauft, u.a. mehrere internationale Niederlassungen, den Firmensitz verlegte man in ein billigeres Domizil nach Plymouth/Minnesota und die Haushaltsprodukte kamen nun auch nach Europa. Die CDs und DVDs werden heute über Großhändler, Einzelhändler, TV-Werbesendungen und das Internet (Amazon, Apple iTunes, Puretracks) vertrieben. K-tel lizensiert die rund 6.000 Titel aus dem eigenen Katalog auch an die Film- und Fernsehindustrie. Daneben werden weiterhin Haushaltsartikel vermarktet. K-tel International mit Hauptsitz in Golden Valley/Minnesota befindet sich mehrheitlich im Besitz der Gründerfamilie.

Text: Toralf Czartowski