Markenlexikon

Iglo

Ursprungsland: Niederlande

Clarence Birdseye (1886 – 1956) hatte zunächst Biologie studiert und war ab 1912 einige Jahre als Pelzhändler und Naturforscher für die US-Regierung im hohen Norden Kanadas tätig. Dort fiel ihm auf, dass die Fische, die die Bewohner fingen, aufgrund des eisigen Windes in Sekundenschnelle einfroren. Und sie schmeckten nach dem Auftauen genauso gut wie frische Fische. Die Idee der Schockgefrierung war geboren. Da der eisige Wind nicht bis in die wärmere USA wehte, entwickelte Birdseye 1924 eine Maschine, mit der er verpackte Lebensmittel unter Druck schnell einfrieren konnte. Durch das schnelle Einfrieren bilden sich nur kleine Eiskristalle, die, anders als große Eiskristalle, die beim langsamen Einfrieren entstehen, die Zellwände nicht zerstören. Dadurch bleiben der ursprüngliche Geschmack und die Vitamine erhalten.

Im gleichen Jahr gründete Birdseye gemeinsam mit anderen Geschäftsleuten und Finanziers die General Seafood Corporation, die er 1929 an die Postum Cereal Company verkaufte. Gleichzeitig führte man die neue Schreibweise Birds Eye ein und Postum Cereal benannte sich in General Foods Corporation um. 1930 kamen die schockgefrorenen Lebensmittel in den Handel, zunächst Früchte, Gemüse, Fleisch und Fisch. 1934 stellte Birds Eye gemeinsam mit der American Radiator Corporation die ersten Kühltruhen in Einzelhandelsgeschäften auf.

1938 gründete General Foods eine Birds-Eye-Niederlassung in Großbritannien (Frosted Foods). Ein Jahr später erwarb der niederländisch-britische Unilever-Konzern (Langnese, Lux, Omo, Rama, Rexona, Sanella, Sunlight/Sunlicht) eine Lizenz für die Schockgefrierungsmaschine und gründete anschließend die Firma Solo Feinfrost mit Werken in Wunstorf und Emden. 1943 übernahm Unilever schließlich auch die britische Birds-Eye-Tochtergesellschaft Frosted Foods.

Weil die Unilever-Verantwortlichen den Holländern, Deutschen, Österreichern und Schweizern den englischen Namen Birds Eye wohl nicht zumuten wollten (Unilever hatte auch schon Sunlight zu Sunlicht eingedeutscht), führte man 1960 zunächst in den Niederlanden die Marke Iglo (die niederländische Variante von Iglu) für tiefgekühlte Nahrungsmittel wie Erbsen, Spinat, Karotten, Himbeeren, Erdbeeren, Fischstäbchen und Fischfilets ein. 1961 kam die Marke Iglo auch nach Deutschland (Umbenennung der Solo Feinfrost GmbH in Iglo GmbH; ab 1963 Langnese Iglo GmbH). Auch in Belgien, Dänemark, Österreich, Portugal und der Schweiz verwendete Unilever die Marke Iglo. In Großbritannien wurden die Fischprodukte, vor allem die Fischstäbchen, ab 1966 durch die Werbefigur Captain Birds Eye beworben, in Deutschland hieß diese Figur ab 1985 Käpt'n Iglo.

Im Zuge einer Neuausrichtung des Konzerns verkaufte Unilever den Bereich Tiefkühlkost und die dazugehörigen Firmen Birds Eye und Iglo im Jahr 2006 an eine britische Private-Equity-Gesellschaft, die die anschließend gebildete Iglo Group 2015 an das erst ein Jahr zuvor gegründete Unternehmen Nomad Holdings mit Sitz auf den britischen Jungferninseln veräußerte. Die in Europa verwendete Marke Birds Eye hat mit dem US-Unternehmen Birds Eye Foods nichts mehr zu tun.

Text: Toralf Czartowski