Markenlexikon

Hummer

Ursprungsland: USA

Die Kaiser Jeep Corporation aus Toledo/Ohio, das Nachfolgeunternehmen von Willys-Overland und Hersteller der originalen Jeep-Geländewagen, rief 1967 eine Abteilung ins Leben, die sich mit der Erforschung, Entwicklung und Herstellung von Fahrzeugen im Auftrag der Regierung beschäftigte. In diese »Defense and Government Products Division« wurde auch das frühere Studebaker-Werk in South Bend/Indiana integriert, in das Kaiser Jeep 1964 die Produktion der militärischen Fahrzeuge verlegt hatte.

1970 wurde Kaiser Jeep von der American Motors Corporation (AMC) übernommen, die diese Abteilung mit Werken in South Bend/Indiana, Mishawaka/Indiana und Indianapolis/Indiana als selbstständige Tochtergesellschaft unter dem Namen AM General Corporation (AM = American Military) aus dem Konzern ausgliederte. AM General produzierte weiterhin den von Ford entwickelten Jeep-Nachfolger M151 MUTT (gemeinsam mit Ford) für die U.S. Army, aber auch Militärlastwagen verschiedener Größen sowie Busse.

Da die bis dahin von der Armee verwendeten Transportfahrzeuge bereits in die Jahre gekommen waren (der M151 wurde seit 1959 produziert), begann AM General 1979 mit der Entwicklung des geländegängigen 1,5 Tonnen-Kommandofahrzeugs »High-Mobility-Multi-Purpose-Wheeled-Vehicle« (HMMWV oder Humvee), das ab 1985 an die U.S. Army ausgeliefert wurde.

Nachdem sich der französische Autokonzern Renault, der sich damals in Staatsbesitz befand, zwischen 1978 und 1980 an AMC beteiligt hatte, musste AM General verkauft werden, da an Unternehmen, die sich in ausländschem Besitz befanden, keine Rüstungsaufträge vergeben werden durften. Neuer Eigentümer von AM General wurde 1984 der US-Luft- und Raumfahrtkonzern LTV (Ling Temco Vought). Das Werk in South Bend wurde 1989 geschlossen.

Hummer, Humvee
Hummer, Humvee

Nachdem der Humvee durch die intensive TV-Berichterstattung über den 1. Golfkrieg 1991 weltweit bekannt geworden war, brachte AM General ein Jahr später unter dem Namen Hummer (engl. Brummer) eine zivile Variante auf den Markt. Der erste Käufer war der Schauspieler und spätere kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger. Der wuchtige, teure und spritdurstige Geländewagen, der sein militärische Herkunft nie verleugnen konnte und wollte, entwickelte sich schnell zum Statussymbol, erst in den USA und später auch in Europa.

1999 verkaufte AM General die Marke Hummer an den General-Motors-Konzern, der die weltweite Vermarktung des Fahrzeugs übernahm. Den originalen Hummer (H1) und das von GM entwickelte SUV Hummer H2 (ab 2002) baute jedoch weiterhin AM General in Mishawaka/Indiana; den Hummer H3 (ab 2005), ein SUV, das eher an herkömmliche Geländewagen erinnert, wurde in den GM-Werken Shreveport/Louisiana und in Port Elizabeth (Südafrika) montiert.

Seit dem Anstieg der Ölpreise im Jahr 2005 ließen sich die Fahrzeuge jedoch immer schwerer verkaufen. Nach teilweise drastischen Absatzeinbrüchen stellte AM General die Produktion des H1 2006 schließlich ein. Die beiden anderen Hummer-Modelle wurden noch bis 2009 (H2) und 2010 (H3) weitergebaut. Von 2004 bis 2015 fertigte der russische Automobil-Hersteller Avtotor aus Kaliningrad den H2 neben anderen GM-Modellen in Lizenz für den russischen Markt. Der Verkauf der Marke Hummer an ein chinesisches Maschinenbau-Unternehmen scheiterte 2010 am Einspruch der chinesischen Regierung, u.a. weil sich der überdimensionierte Geländewagen nur schwer mit dem Ziel vereinbaren ließ, die Umweltverschmutzung in China zu reduzieren.

Der Humvee wird in verschiedenen Varianten von AM General in Mishawaka/Indiana weiterproduziert und an zahlreiche Armeen geliefert. Die Lieferung an die U.S. Army endete 2012. Als Nachfolger des Humvee wurde inzwischen das Oshkosh JLTV (Joint Light Tactical Vehicle) ausgewählt.

2021 brachte GM den GMC Hummer EV auf den Markt. Das 1000 PS starke und vier Tonnen schwere Elektrofahrzeug gibt es als SUV und Pickup.

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain