Markenlexikon

Honda

Ursprungsland: Japan

Soichiro Honda (1906 – 1991), der Sohn eines Schmieds und Fahrradmechanikers, gehörte zu jenen Menschen, die mit theoretischer Ausbildung nicht viel anfangen konnten. Bereits im Alter von fünfzehn Jahren verließ er die Schule und begann eine Lehre in einer Werkstatt namens Art Shokai in Tokyo, wo er bis 1928 auch arbeitete. Ein Ingenieurstudium musste er wegen gefälschter Zeugnisse abbrechen. Yuzo Sakakibara, der Besitzer von Art Shokai, erkannte jedoch Hondas praktisches Talent und betraute ihn mit dem Aufbau einer Art-Shokai-Niederlassung in seiner Heimatstadt Hamamatsu. Nebenher fuhr Honda auch Rennen mit selbstgebauten Autos, doch als er 1936 in einen schweren Unfall verwickelt wurde, gab er dieses Hobby auf. 1936 gründete er eine Firma, die Kolbenringe herstellte (Tokai Seiki), arbeitete aber bis 1939 auch weiterhin bei Art Shokai. Zu den Kunden von Tokai Seiki gehörten Toyota und Nakajima Aircraft (heute Subaru), neben Mitsubishi und Kawasaki damals der führende japanische Flugzeughersteller. Infolge des Zweiten Weltkriegs wurde Hondas Firma unter staatliche Kontrolle gestellt und 1942 erwarb Toyota eine 40-prozentige Beteiligung. Die Bombardierung japanischer Industrieanlagen durch die Amerikaner und ein Erdbeben im Januar 1945 führten jedoch zur Zerstörung der beiden Werke In Hamamatsu und Toyko. Die Reste des Unternehmens erwarb Toyota.

Soichiro Honda fing wieder ganz von vorne an. Aus Armeebeständen kaufte er preiswert kleine 50-Kubikzentimeter-Benzinmotoren auf und montierte sie als Hilfsmotoren an Fahrräder. Mit dem Geld aus dem Verkauf dieser Mofas gründete er 1948 in Hamamatsu die Honda Motor Company (Honda Giken Kogyo Kabushiki Kaisha), um richtige Motorräder zu bauen. Die erste Honda-Maschine kam 1949 auf den Markt (D-Type); es war das erste vollständig in Japan gebaute Motorrad nach dem Zweiten Weltkrieg. Im gleichen Jahr wurde Takeo Fujisawa (1910 – 1988) Geschäftspartner von Honda; er kümmerte sich fortan um die geschäftlichen und finanziellen Angelegenheiten, während der Praktiker Honda für die technischen Belange zuständig war. Soichiro Honda holte sich auf ausgedehnten Reisen durch Europa und die USA viele Anregungen von damals führenden Herstellern wie Benelli, BMW, BSA, DKW, Harley-Davidson, Moto-Guzzi, MV-Agusta, Norton, NSU oder Triumph. Auf den Tischen der Honda-Techniker wurden ganze Motorräder auseinandergenommen und analysiert – nicht nur um manche Details nachzubauen, sondern um sie möglichst auch zu verbessern. Trotzdem dauerte es noch Jahre, bevor die japanischen Motorräder auch international Anerkennung fanden.

Honda
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Der Erfolg Hondas hängt unmittelbar mit dem Motorsport zusammen. Zwischen 1961 und 1967 gewann Honda sechzehn Weltmeisterschaften in mehreren Klassen (50er, 125er, 250er, 350er) und nach jedem Sieg stieg die Zahl der verkauften Motorräder an. Ende der 1950er Jahre war Honda der größte Motorradhersteller der Welt. Und das zu einer Zeit, als sich die europäischen Hersteller aufgrund des Autobooms reihenweise aus dem Motorradbau verabschiedeten. Honda leitete jedoch mit immer schwereren und technisch ausgefeilteren Maschinen eine Trendwende ein, die das Motorrad allmählich von der Aura des Autoersatzes für arme Leute befreite (Slogan: »You meet the nicest people on a Honda«). 1959 wurde in den USA die erste Auslandsniederlassung gegründet, 1961 folgte die erste in Europa (Hamburg) und 1963 produzierte Honda in Aalst (Belgien) erstmals Motorräder außerhalb Japans.

Anfang der 1960er Jahre begann Honda auch Autos zu bauen. Das erste Modell war 1962 ein Roadster, kurz darauf folgte ein Kleintransporter. In den 1960er Jahren baute Honda fast ausschließlich sportliche Roadster und Transporter/Kleinlieferwagen; eine Ausnahme war 1968 das Mittelklassemodell Honda 1300, dem jedoch kein wirtschaftlicher Erfolg vergönnt war. Der Durchbruch gelang Honda 1972 mit dem Civic, einem Kompaktmodell, das sich in den USA und in Europa zum Dauerbrenner entwickelte. Mit dem Accord (ab 1976) tastete sich Honda langsam in größere Klassen vor (1985 Legend). Ab 1982 wurde der Accord auch in den USA gebaut; die Fabrik in Marysville/Ohio war das erste Werk eines japanischen Herstellers in den USA (das erste japanische Werk auf dem amerikanischen Kontinent hatte Nissan/Datsun 1966 in Cuernavaca/Mexiko errichtet). Sehr erfolgreich war Honda mit dem preisgünstigen Sportcoupé CRX (1984), das auf dem Civic basierte. Für die internationale Vermarktung der Oberklassemodelle führte Honda 1986 die Marke Acura ein.

Wie bei den Motorrädern vertraute Honda auch bei den Autos auf die Wirkung des Motorsports. Von 1964 bis 1968 betrieb das Unternehmen ein eigenes Formel-1-Werksteam. Für Honda fuhren u.a. die Rennfahrer Ronnie Bucknum, Richie Ginther, John Surtees, Joakim Bonnier und Jo Schlesser. 1983 kehrten die Japaner als Motorenlieferant in die Formel 1 zurück. Von 1987 bis 1991 fuhren alle Formel-1-Weltmeister mit Honda-Motoren (Nelson Piquet, Ayrton Senna, Alain Prost). Von 1996 bis 2001 dominierten Honda-Motoren auch die US-amerikanische IndyCar/CART-Rennserie (sechs Titelgewinne).

Honda
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Ab Ende der 1980er Jahre entwickelte Honda gemeinsam mit GE Aviation (Strahltriebwerk) ein kleines Geschäftsflugzeug (HA-420 HondaJet) für sechs Passagiere, das seinen Erstflug im Dezember 2003 absolvierte. Die Serienproduktion begann 2014 in einem Werk auf dem Piedmont Triad International Airport von Greensboro/North Carolina (USA). Hersteller ist die 2006 gegründete Honda Aircraft Company, eine Tochtergesellschaft der Honda Motor Company. Neben Autos, Motorrädern und Flugzeugen produziert das Unternehmen auch Bootsmotoren, Industriemotoren, Stromerzeuger, Wasserpumpen und motorbetriebene Gartengeräte.

Honda betreibt Produktionswerke in Argentinien (Zárate), Brasilien (Manaus/Amazonas, Sumaré/São Paulo), China (Wuhan), Großbritannien (Swindon/England), Indien (Gurgaon/Haryana, Noida/Uttar Pradesh), Japan (Hamamatsu/Shizuoka, Kikuchi/Kumamoto, Sayama/Saitama, Suzuka/Mie, Utsunomiya/Tochigi), Kanada (Alliston/Ontario), Kolumbien (Cali/Valle del Cauca), Mexiko (Guadalajara/Jalisco), Malaysia (Pegoh/Alor Gajah), Pakistan (Faisalabad, Karachi, Lahore, Multan, Rahim Yar Khan, Sialkot), den Philippinen (Bukidnon, Santa Rosa/Laguna, Tanawan City/Batangas), Thailand (Ayutthaya), der Türkei (Gebze), den USA (East Liberty/Ohio, Greensboro/North Carolina, Greensburg/Indiana, Lincoln/Alabama, Marysville/Ohio, Timmonsville/South Carolina) und Vietnam (Dong Anh/Hanoi, Phuc Yen/Vinh Phuc).

Text: Toralf Czartowski • Fotos: Unsplash.com, Pixabay.com, Public Domain